Archive for the ‘Indien philosophisch’ Category

Der heilige Zigaretten-Verkäufer von Mumbai

Tuesday, October 13th, 2009

“Auf immer und ewig können Sie woanders nach Wahrheit, Liebe, Intelligenz und Wohlwollen suchen, Gott und die Menschen anflehen – alles umsonst. Sie müssen bei sich selbst anfangen, mit sich selbst, das ist das unumgängliche Gesetz. Sie können nicht das Spiegelbild ändern, ohne Ihr Gesicht zu ändern. Realisieren Sie zuerst, dass die Welt nur eine Reflexion Ihrer selbst ist, und hören Sie auf, nach Fehlern an der Reflexion zu suchen. Beschäftigen Sie sich mit sich selbst, bringen Sie sich selbst in Ordnung – mental und emotional. Das Physische wird automatisch folgen.

The colours of my mood

Wednesday, February 11th, 2009

Es dämmert in Pune. Gerade habe ich unseren Besuch verabschiedet, die Tür fällt ins Schloss und ich bin wieder allein. Ich öffne die Flügeltür auf den kleinen Treppenabsatz, die sich gen Süden öffnet, die Sonne ist längst hinter der Bauruine zur linken Seite unserer Wohnung verschwunden, und schaue in den Abendhimmel, der zartblau die Nacht einläutet. Ich sehe die Schwalben, die kreisend ihre letzte Abendrunde drehen, höre die Schwingen des Adlers, der, mit einem Stöckchen im Schnabel, den für heute letzten Baustein zu seinem Horst in dem großen Eukalyptusbaum unseres Gartens hinzufügt.

Kalu knabbert sanft an einem Stöckchen auf dem Rasen, die Waschmaschine rumpelt leise und dienstfertig in der Kammer neben dem Arbeitszimmer und ich genieße die ungewöhnliche Stille dieses Moments – die Kreissägen von der Baustelle nebenan schweigen, kein nahes Hämmern oder Hundegebell durchbricht die akustische Hintergrundkulisse aus fernen Verkehrsgeräuschen der Stadt – Pune atmet für mich hier und jetzt Entspannung und Frieden.

Von Wellen und Weisen

Saturday, November 22nd, 2008

Heute morgen bin ich mit einem fetten Kloß im Magen aufgewacht: Bilder von Knödel hämmern durch meinen Kopf, Knödel, wie sie rund und entspannt auf dem nackten Betonboden der Baustelle liegt, ganz Flauschball, ganz Fellknäuel, von den widrigen Umständen unbeeindruckt, wie sie ihre ersten wackligen Schritte wagt, ihre kleinen O-Beine kaum in der Lage, ihr dickes Welpen-Bäuchlein zu tragen, und dann – whamm! – Knödel laut schreiend vor Schmerz, den Kopf in den Nacken überstreckt, die Schnauze zum Schrei geöffnet, auf der Seite liegend, Beinchen in krampfartigen Zuckungen rasend, ins Leere greifend. So stirbt sie, viele Stunden lang.

Grauenvoll.

Ich greife nach U.`s Hand und frage ihn, wie es sein kann, dass ein so unschuldiges Wesen wie ein kleiner Hund so leiden muss. Warum? Wie soll man nicht verzweifeln, auf dieser Welt, an dieser Welt, die so grausam sein kann?

An alle Hundeleute: May they rest in peace

Saturday, October 25th, 2008

Kurzmitteilung: Wir sind heute Nacht aus Kalkutta wiedergekommen. Ich wollte heute viel darüber schreiben, was wir erlebt haben. Leider kann ich das im Moment nicht, denn ich war gerade auf der Baustelle, um nach meiner Hunde-Bande zu sehen. Ich traf Ankush beim Erdhügel, wo die Meute morgens gern in der Sonne döst. Er sagte mir, dass Ma geworfen hätte. Meine Augen glänzten vor Freude – eine Sekunde lang. Dann sagte Ankush, sie hätte EIN Junges geworfen.

Das ist nicht wahr. Hunde werfen nie, niemals nur einen Welpen. Alle anderen muss jemand sofort nach der Geburt getötet haben.

Ich muss mir also keine Gedanken darüber machen, welchen der kleinen Scheisser ich adoptiere und auch nicht darüber, wie ich die anderen vielleicht vermitteln kann. Ich bin fassungslos. Die Kleinen, bis auf das eine, sind tot. Indien ist ein hartes Land.

Reingefallen…wie blöd muss ich sein?

Tuesday, October 14th, 2008

Es ist nicht zu fassen: Da hat doch Michael, die kleine Ratte aus Kerala, mich nach allen Regeln der Kunst abgezockt!

Folgendes: Der geneigte Leser wird sich erinnern, dass ich hier und hier etwas über meinen Gewissenskampf im Umgang mit Bettlern und auch über Michael geschrieben habe. Nun, Michael hatte natürlich auch ein Anliegen, wollte Geld für einen Lederfußball, er war schließlich Captain der Mannschaft, und als Captain sammelte er Geld für den fehlenden Ball von den Touristen. Genaugenommen brauchte er noch 250 Rupien, in meinem Fall. Nachdem er mich mehrere Tage lang bearbeitet hatte, wenn ich mich am Strand blicken ließ, gab ich ihm schließlich 100 (!) Rupien für den Ball, zu treuen Händen und nur für die Anschaffung der runden Lederblase gedacht.

Just a thought…(Update)

Friday, October 10th, 2008

Ich weiß nicht, wer die Nina ist, die vor einiger Zeit hier in der ZEIT über ihr Leben in Indien gebloggt hat und das spielt an dieser Stelle auch keine Rolle.

Aber ich finde ihre Beschreibung des Gefühls-Mischmaschs, den jeder erlebt, der sich länger mit dem Land, diesem riesigen Subkontinent auseinandersetzt, auseinander zu setzen hat, weil er in ihm lebt, sehr treffend. Um eine Platitude zu zitieren: Indien ist das Land der Gegensätze (‘Unity in diversity‘) und, was ich daran witzig und bemerkenswert finde, ist: Es ist das Land der Gegensätze IN DIR. Indien lässt einen nicht kalt, weil es Dir dazu keine Gelegenheit gibt. Sobald Du Deine mehr oder minder gesichterte Fluchtburg verlässt, bist Du da draussen und Deinen Eindrücken ausgeliefert. Es sei denn, Du schließt auf die Dauer die Augen, aber dann wärst Du tot.