Posts Tagged ‘Bettler’

…sind so kleine, starke Hände.

Thursday, January 29th, 2009

Pune, 11.30 Uhr an einem beliebigen Morgen, an einer beliebigen Kreuzung, Rush-Hour. Etwa 40, 50 PKWs, Laster und Piaggio-Dreiräder mit Lastenaufbau oder Bajaj-‘Autos‘, die legendären offenen Rikshas, kommen ächzend an der roten Ampel zu stehen; Shabundin und ich werden in unserem PKW schnell überholt von einer Hundertschaft Motorräder, die sich durch alle verfügbaren Lücken in die Pole-Position drängeln, die erste Reihe beim Anfahren.

Aus dem Augenwinkel sehe ich sie in Position laufen, humpeln oder langsam gehen: Die ragged people von Pune, zerlumpte Gestalten mit verfilzten Haaren, manche verkrüppelt, viele jung, zum Hungern viel zu schön, aber, und das unterstelle ich, bewusst ungepflegt, um einen bedürftigen Eindruck zu machen. Sie sind auf der Suche nach ein paar Rupien, gegeben von Menschen, die in diesem Moment der Not der Anderen, der Vielen, nicht ausweichen können.

Reingefallen…wie blöd muss ich sein?

Tuesday, October 14th, 2008

Es ist nicht zu fassen: Da hat doch Michael, die kleine Ratte aus Kerala, mich nach allen Regeln der Kunst abgezockt!

Folgendes: Der geneigte Leser wird sich erinnern, dass ich hier und hier etwas über meinen Gewissenskampf im Umgang mit Bettlern und auch über Michael geschrieben habe. Nun, Michael hatte natürlich auch ein Anliegen, wollte Geld für einen Lederfußball, er war schließlich Captain der Mannschaft, und als Captain sammelte er Geld für den fehlenden Ball von den Touristen. Genaugenommen brauchte er noch 250 Rupien, in meinem Fall. Nachdem er mich mehrere Tage lang bearbeitet hatte, wenn ich mich am Strand blicken ließ, gab ich ihm schließlich 100 (!) Rupien für den Ball, zu treuen Händen und nur für die Anschaffung der runden Lederblase gedacht.

Just a thought…(Update)

Friday, October 10th, 2008

Ich weiß nicht, wer die Nina ist, die vor einiger Zeit hier in der ZEIT über ihr Leben in Indien gebloggt hat und das spielt an dieser Stelle auch keine Rolle.

Aber ich finde ihre Beschreibung des Gefühls-Mischmaschs, den jeder erlebt, der sich länger mit dem Land, diesem riesigen Subkontinent auseinandersetzt, auseinander zu setzen hat, weil er in ihm lebt, sehr treffend. Um eine Platitude zu zitieren: Indien ist das Land der Gegensätze (‘Unity in diversity‘) und, was ich daran witzig und bemerkenswert finde, ist: Es ist das Land der Gegensätze IN DIR. Indien lässt einen nicht kalt, weil es Dir dazu keine Gelegenheit gibt. Sobald Du Deine mehr oder minder gesichterte Fluchtburg verlässt, bist Du da draussen und Deinen Eindrücken ausgeliefert. Es sei denn, Du schließt auf die Dauer die Augen, aber dann wärst Du tot.

Indian Beauty on the way

Monday, October 6th, 2008

Irgendwann, an einem Shiva-Tempel auf dem Weg zu Cape Comorin in Tamil Nadu, traf ich diese Schönheit auf dem Weg – Shanti. Shanti wollte fotografiert werden und ich erfüllte ihren Wunsch gern. Dann zog sie ihres Weges, zurück auf die Straße, auf der Suche nach ein paar Rupien.

Ein weisser, reicher Geldautomat

Thursday, September 11th, 2008

Es ist ein ständiger Kampf: Michael und sein Lederfussball, John und sein dreisprachiges Schulbuch, der Rikshafahrer Romans und sein vom Monsunregen leckes Dach, die Fruchtverkäuferin vom Strand, die mir unter Tränen erklärt, dass sie seit zehn Tagen nichts verkauft hat, alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern ist und nichts für ihre Familie zu essen kaufen kann, Theresa aus Karnataka, die einen Bruchbuden-Shop für 75.000 Rupien pro Jahr in Varkala gemietet hat und dort T-Shirts, Tücher, Taschen vertreibt etcetera, etcetera – die Liste von Leuten, die an mein gutes Herz appellieren, könnte länger nicht sein. Nahezu jede Begegnung in Indien, die in meinen Augen zunächst ganz unschuldig beginnt, endet letztlich in einer Diskussion um Geld, mein Geld. Geld, was ich habe, und das mein Gegenüber von mir haben möchte. Die Gründe dafür – siehe oben – sind so vielfältig (und erlogen?), wie die Menschen, mit denen ich spreche.

Mahatma Pule Mandai Market

Tuesday, May 6th, 2008

Heute habe ich Glück: Seit ich aufgegeben habe, auf den Internet-Anschluss zu warten, habe ich frei und kann mir den Tag einteilen. Was bedeutet: Nachdem U. und ich morgens Tee getrunken haben, Assaichen sein wohlverdientes (mutiger Flughund, der!) Leberwurstbrot + Tablette bekommen hat, die Morgenrunde vorbei an den giftigen Streunern gedreht ist und ich schlussendlich unter die (nur morgens!) kalte Dusche gehüpft bin, kann ich los, die Stadt entdecken.

Heute geht es ganz feudal in unserer großen, weißen Klimakutsche direkt ins Herz der Altstadt zum Mahatma Pule Mandai (kein Schreibfehler!) Market im Shukrawar Peth, einem der ältesten Distrikte der Stadt, eng, verwinkelt, heiss – aber unverwechselbar indisch. Zierliche Wadas – alte Timber-Holzhäuser mit fein ziselierten Balkonen säumen die baumlosen, staubigen Straßen, die sternförmig auf den alten, kolonialen Markt zulaufen, der in seinem dunklen, kühlen Inneren alle Gemüse- und Obstsorten anbietet, die derzeit in Indien verfügbar sind. Vorher durchquere ich das Viertel der Metallwaren-Wallahs – überall blitzen mir die Töpfe, Pfannen, Truhen aus Aluminium in der Spätvormittagsonne entgegen, aber ich lasse sie heute links liegen. Im Inneren des Marktes dann vegetarische Opulenz: Ich mache Fotos von Kokosnuss-Bergen, Zwiebel-Haufen, Kartoffel-Stapeln, Wasser-, Honig-, und Netzmelonen, Papayas, Mangos (es ist Mango-Saison!!!), Knoblauch, Okra, Blumenkohl und Chillies und wunderbar reifen Flaschentomaten. Irgendwelche Wünsche offen?