Archive for the ‘Assai’ Category

Let‘s light a candle for Assai and all the others who had to go. It‘s going to be us, one day.

Saturday, September 13th, 2008

Genau jetzt, heute, vor drei Monaten, ist Assai gegangen. Musste gehen, konnte nicht mehr. Hat nicht mehr gefressen, viele Tage lang, nicht mehr getrunken, konnte schließlich kaum noch gehen. Ich hab ihn schließlich die Treppen heruntergehoben, diesen großen, starken Kerl, hinauf aufs Sofa, nichts ging mehr. Guckte nur noch, guckte mir nur noch direkt in die Augen, wusste es. War ganz ruhig dabei. Mir kam es vor, als wolle er sich entschuldigen: ‘Hey, Mann, ich liebe Dich, aber ich kann nicht länger bleiben. Ich würde gern, aber ich kann nicht mehr.‘

Ein Adler zu Besuch

Sunday, June 29th, 2008

Zwei Tage, nachdem wir Assai beerdigt hatten, ließ sich dieser Adler auf einem Ast über seinem Grab nieder und blieb für mehrere Stunden. Nicht einmal meine Fotografierei störte ihn. Er ist seitdem noch einige Male wiedergekommen, blieb aber nie mehr so lange, wie an diesem Tag.

Assai – ein Nachruf.

Sunday, June 22nd, 2008

Assai – ich denke an Dich, Tag und Nacht, auch wenn Du nicht mehr bei uns bist. Aus meinem Fenster sehe ich auf die Stelle im Garten, wo wir Dich begraben haben, in dieser schrecklichen Nacht vor einer Woche, als es Zeit war, für Dich zu gehen. Eigentlich wollten wir Zuckerrohr auf Deinem Grab pflanzen, als Ersatz für die Zuckerrüben, die du mit Wonne aus den Feldern grubst und Dir stolz um die Ohren schlugst, so fett und lecker war die Beute, die Du jeden Herbst machtest und dann mit Hochgenuss verschlangst. Nun aber steht ein Topf mit Clematis auf deiner letzten Ruhestatt und Kaskaden von kleinen weißen Blütchen bedecken die nackte Erde. Ich hoffe, Du magst auch sie.

an early morning walk

Tuesday, May 6th, 2008

Glücklicherweise leide ich seit meiner Ankunft in Indien an Schlafstörungen. Diese Tatsache versetzt mich als frühere Nachteule in die Lage, gelegentlich schon morgens um 7 Uhr das verschlafene Assaichen (“was willst Du jetzt von mir?..”) zu schnappen und die halbwegs frische Morgenluft (nur 31 Grad Celsius) für einen Spaziergang entlang schattiger Alleen zu nutzen, deren Bewohner noch nicht zum öffentlchen Leben erwacht sind, nicht mal die Streuner. Es herrscht also für indische Verhältnisse Ruhe und manchmal kann ich es wagen, Assaichen einmal für eine ca. 300 Meter lange Strecke von der Leine zu lassen, ohne zu riskieren, dass er überfahren wird oder sich die wilde Hundemeute von nebenan auf ihn stürzt.

Heute also bin ich mal wieder früh dran und mit mir ein paar weitere early-morning-birds, zumeist ältere Bewohner von Pune, die diese stillen Stunden für ihren Morgensport nutzen, oder zumindest für das, was Inder darunter verstehen – gemäßigt schnelles Gehen. Und dann passiert mir an diesem viel zu frühen Morgen ein kurzes Gespräch, das einem so nur in Indien passieren kann und wofür ich dieses Land liebe, Reflektionstiefe eingeschlossen:

You don´t die because of fear

Friday, April 18th, 2008

Mir ist mulmig, denn es wird konkret. Heißer Wind, der den Straßenstaub tanzen lässt, rotwehende Saris, Händler, die alle erdenklichen Waren auf Plastikplanen entlang verstaubter Straßenränder feilbieten, dreckige, magere, kranke Straßenköter, die einander in der Meute jagen, alles verschlingende Menschenmassen in Autorikshas, auf Fahrrädern, mit Handkarren, in Autos, Bussen und Lastern – alle drängelnd, alle pressend, alle auf ein Ziel hinstrebend, dorthin, wo auch ich hin will.

Das sind die klischeehaften Bilder von Pune, die mir verzerrt durch den Kopf jagen, wenn ich nachts nicht schlafen kann, aber sie entsprechen dem, was wir auf unserer Kennenlern-Reise erlebt haben. Bange Gedanken: Was ist, wenn ich es dort nicht aushalte, wenn mich Lärm, Hitze, Gerüche, Menschenmassen fertig machen und ich nichts als weg will?

Aber es gibt kein Zurück: Vor ein paar Wochen hat U. den Arbeitsvertrag unterschrieben. Unsere Zukunft heißt Indien.