Archive for September, 2008

…und was sagt mir das jetzt?

Tuesday, September 30th, 2008

Ei, was haben wir denn da?

Ein indisches Paar aus Pappmaché mit ganz charmanten Wackelköpfen, bei dem ich jetzt Unterricht im Wackeln nehme. Und, falls man sich die beiden Hübschen mal genauer ansieht, stellt man was fest?

Richtig, die indische Frau ist kleiner als ihr werter Gatte. Und warum ist Mataji kleiner als ihr Pitaji?

Antwort: Weil ihr Mann auf einem Sockel sitzt!

Man könnte jetzt zu dem Schluss kommen, dass wir damit ein perfektes Abbild der indischen Gesellschaft im Kleinformat haben, in der alles seine Ordnung hat. So muss das sein. Die Frau kniet zu Füßen ihres edlen Gatten. So ist es politisch korrekt und der Mann darf lächeln und muss nicht schlagen.

Oder sollte ich da etwas missverstanden haben? Bin ich nur, typisch weiblich eben, zu empfindlich? Habe ich gerade meine Tage?

Mhhh, darüber muss ich noch mal ganz stark nachdenken…

Die Stadt der Steinmetze

Tuesday, September 30th, 2008

Praktisch finde ich ja, dass indische Städte eine historisch gewachsene, ihnen innewohnende Ordnung haben: Im Budhwar-Peth in Pune zum Beispiel sitzen alle Geschäfte, die Metall in jeglicher Form verkaufen, vor allem Baumaterialien, an der Lakshmi-Road kann der geneigte Inder seine kleinen Prinzen einkleiden, in der ABC-Road sitzen, nomen est omen, sämtliche gute Schreib-und Papierwarengeschäfte etc., etc.

Bei Mamallapuram, resp. Mahabalipuram seit der Rückbesinnung auf indische Werte, ist es gleich ein ganzer Ort an der bengalischen Südküste, der sich einer Sache widmet: Der Bildhauerei. Und das ist so beeindruckend, dass ich, abgesehen von den Weltkulturerbe-Tempeln, die es dort auch noch gibt, allein aus diesem Grund da nochmal hin musste: Noch nie im Leben vorher hatte ich gesehen, wie aus gigantischen Granit-, Marmor- und Specksteinquadern überlebensgroße Shivas, Parvatis, Buddhas und dickbäuchige Ganeshas entstehen, als Relief oder als freistehende Statue, fein gearbeitet, mit Arbeitszeiten bis zu einem Jahr pro Skulptur. Mamallapuram ist DER Lieferant für Tempelskulpturen in Indien – an Tempeln und damit an Arbeit, herrscht ja bekanntlich kein Mangel. Dies sind ein paar Beispiele:

Is she gonna be my girl?

Monday, September 29th, 2008

Ich bin gerade zurück aus Chennai, respektive Mamallapuram, und dies ist die emotional dringendste Geschichte, die ich vom bengalischen Golf mitbringe: Kaum waren wir in dem gemütlichen Steinmetz-Örtchen 60 Kilometer südlich von Chennai angekommen, als ich diese Straßenschönheit entdeckte: Nicht aus Stein, weshalb wir gekommen waren, sondern überaus lebendig und verspielt, schlossen wir beide am ersten Abend Freundschaft.

Sie ist: sanft, vertrauensvoll und weich – ein Hund ohne schlechte Erfahrungen, vielleicht gerade mal sechs Monate alt. Ich streichelte sie, fütterte sie, hob sie nachts übermütig auf dem Weg vom Restaurant in unser Guesthouse wie ein Baby über die Schulter und das alles fand sie O.K. – nein, sie lächelte förmlich. Ich war bezaubert und voller Flohstiche. Dann war sie weg. Zwei volle Tage lang. O.K., ich hatte eh genug zu tun, sammelte Kontakte zu Steinmetzen und Galerien, guckte nach steinernen Nandis, Ganapattis und den obligatorischen Five-Rathas (Weltkulturerbe-Tempel aus dem siebten Jahrhundert), telefonierte und suchte. SIE.

Der Ganesha-Friedhof von Juhu-Beach

Wednesday, September 24th, 2008

Zehn Tage nach dem Ende von Ganesh-Chaturthi (nähere Info: hier) entdeckte ich bei einem Streifzug durch Mumbai diese Perle der Vergänglichkeit: Den Ganesha-Friedhof von Juhu Beach. Hunderte von gestrandeten Ganesha-Skulpturen in unterschiedlichen Erhaltungszuständen zwischen Bergen von Plastikmüll, Girlanden, Kokosnussschalen und Scheisshaufen. Wer, wie ich, ein absoluter Fan des elefantenköpfigen, schönäugigen Hindernis-Beseitigers ist, kann vielleicht verstehen, dass mein Herz in all dem Müll hüpfte. Enjoy!

TIMES OF TERROR

Sunday, September 21st, 2008

Heute würde ich Halbmast flaggen, wenn ich Mast und Fahne besäße: Erneut hat ein Terroranschlag, diesmal in Islamabad, Pakistan, laut ‘Sunday Times‘ 40 Menschen ermordet, ‘Spiegel Online‘ spricht von mindestens 60 Todesopfern und Hunderten von Verletzten.

Das Marriott nach dem Anschlag gleicht einer Szene aus Madmax, nur dass dies hier kein Weltuntergangs-Szenario aus einem billigen Hollywood-Streifen zum Kitzel einer dekadenten Gesellschaft ist, sondern bittere, schlimme, erbarmungswürdige Realität: Über 1000 Kilo Sprengstoff, versteckt auf der Ablage eines Lastwagens, rissen vor dem Hotel einen über 10 Meter tiefen Krater in die Erde, zerfetzten die Gebäudefront und begruben die Gäste der vollbesetzten Restaurants unter sich. Und das, obwohl das Hotel, das 2002 als Medienhauptquartier während des Kampfes gegen die Taliban in Afghanistan diente, in einer Hochsicherheitszone liegt: Die Häuser des Präsidenten und des Regierungsführers Pakistans sind nur einen Steinwurf entfernt.

Alive and Well!

Sunday, September 21st, 2008

Wir sind seit einer Woche zurück aus Kerala und groß war meine Erleichterung, dass ‘meine‘ Crew von der Baustelle trotz verschärfter Tischleraktivitäten wohlauf ist. Vollzählig, hungrig, gut drauf. So soll es sein. Knickohrs große Wunde am Bein ist gut verheilt, ein bisschen mager ist er, aber das bekommen wir hin. Ma wird sichtlich dicker (Stichtag Mitte Oktober) und ich frage mich, a) wie viele schwarznasige, knickohrige, geschlossenäugige Mini-Ma‘s in ihrem Bauch heranwachsen und b) ob Knickohr es geschafft hat, der einzige Vater zu sein?

Wer weiss. Tatsache ist, dass da ganz wundervolle Welpen heranwachsen und ich werde Euch jetzt etwas fragen, wofür U. mich hauen wird, aber meine Messer sind gewetzt und bin bereit für den Kampf: Ich habe mich gefragt, ob es nicht Sinn machen würde, wenn wir die Welpen nach Deutschland oder nach Indien vermittelten. Irgend jemand grundsätzlich Interesse?