Archive for the ‘Angestellte’ Category

Komplett indianisiert. Oder: Man ist nie allein.

Tuesday, June 22nd, 2010

garden

Als wir vor gut zwei Jahren anfingen, uns mit dem Leben in Indien vertraut zu machen, war die Lebensweise vieler Inder für mich völlig unverständlich. Zu sehr war ich es gewöhnt, allein zu sein, alle Dinge selbst zu erledigen und niemanden um mich zu haben, es sei denn, Freunde oder Gäste waren zu Besuch. Dauerhaft Menschen um mich zu haben, hat mich immer schon irritiert und ich betrachtete mehr oder minder missmutig die Anwesenheit Anderer als einen Eingriff in meine persönliche Freiheit. Ich war immer froh, wenn ich die Tür hinter mir schließen konnte und ich wieder allein war.

A blessing in disguise

Monday, July 13th, 2009

Als wir die vergangenen Tage zwei neue Fahrer kennengelernt haben, wusste ich schon nach kurzer Zeit, dass es schwierig werden würde, sich für einen der beiden zu entscheiden: Beide sind zuvorkommend, beide sprechen vergleichsweise gut Englisch, beide sind Hindus. Im Gegensatz zu unseren ungefähr 16 vorherigen Fahrern, die wir zwischenzeitlich verschlissen haben und die mehr oder minder alle ein kleines Party- und Alkoholproblem hatten.

Aber, njet, mein Sohn, es geht auch anders.

Die Entscheidung, WEN man in sein Leben einlädt, ist keine jedenfalls keine leichte: Schließlich kennt Dein Fahrer fast Dein ganzes Leben, weiß, wen Du wann triffst, wo und was Du einkaufst, ob Du müde bist oder hungrig oder verkatert oder verliebt, und, apropos, ob Du gestern Krach mit Deinem Göttergatten hattest, wer Deine Freunde sind, usw. usw. Für Deinen Fahrer bist Du ein offenes Buch, dessen Inhalt er liest wie andere die Tageszeitung: Er weiß alles, und wenn er nicht blöd ist, auch Dinge, die Du maximal mit engsten Freunden teilen würdest. Er ist ein an die Peripherie Deines Lebens angehängtes Familienmitglied and he´d better be trustworthy.

The story hasn´t ended here. Yet.

Wednesday, July 1st, 2009

Ich hatte mich gefragt, wie lange es dauern würde, bis Schwierigkeiten auftreten würden. Schwierigkeiten, die mit Sha- anfangen und -bundin aufhören. Nun, es dauerte nicht lange. Heute morgen sprach mich Kailash an: Ein grauhaariges muselmanisches Männlein, das ca. 40 Kilo wiegt, bei uns in den Carports wohnt und für Shabundin unser Auto gewaschen hat. Normalerweise ist das Sache der Fahrer, ist Teil ihres Jobs. Aber Shabundin zog es vor, sich nicht die Finger schmutzig zu machen – Kailash war der Mann für die Dreckarbeit. Shabundin hat Kailash für vergangenen Monat nicht bezahlt, natürlich nicht. Also tat ich es.

Vor einer Stunde dann klingelte es abermals an der Tür: Sunil, der Fahrer von Kishore, unserem Nachbarn und Vermieter: Shabundin hätte 2000 Rupien Schulden bei ihm und hätte versprochen, es von diesem Monatsgehalt zu bezahlen. Ob wir ihn schon bezahlt hätten?

Another Welcome (and Goodbye).

Wednesday, July 1st, 2009

Ach, wie ich Indien liebe!

Ganz besonders fällt mir das auf, wenn ich verschwitzt und übernächtigt um 3.50 Uhr aus dem Flieger in die Arme der absurden indischen Bürokratie kippe, die sich zur Vermeidung der Influenza einen besonderen Spaß ausgedacht hat: Alle Passagiere werden noch vor der Immigration abgefangen und einer Zwangsuntersuchung unterzogen: Zwei dickwangige, rundbäuchige Gesundheitsbeamte thronen feixend hinter zwei provisorisch aufgebauten Tischen unter einem Transparent (“medical examination”) und genießen es sichtlich, den Passagieren von ihren Assistenten schmuddelige Thermometer in die Ohren stecken zu lassen: Wer Fieber hat, darf nicht passieren, sondern landet im Gefängnis, das sich als Quarantäne-Station der staatlichen Hospitäler tarnt: Gehen Sie direkt ins Gefängnis, gehen Sie nicht über Los, ziehen Sie nicht 4000 Mark ein. Los. Stopp. Schade. Vorbei. Das Grauen wartet am Airport.

Glücklicherweise hatte ich gestern kein Fieber, trotz meiner fetten Erkältung. Gottseidank. Sonst hätte sich den Beamten sicher eine Show geboten: Europäerin erleidet hysterischen Anfall, Flughafenverkehr für eine Stunde gesperrt. Oder so ähnlich.

Ist die Katze aus dem Haus…

Tuesday, June 23rd, 2009

Gerade erreichte mich die sms eines Freundes aus Pune: Gestern Nacht hätte die indische Polizei unseren Fahrer festgenommen, während er betrunken und mit überhöhter Geschwindigkeit durch Pune ballerte. Unser Wagen sei beschlagnahmt, die Firma hätte nun Anwälte beauftragt, um das Auto freizubekommen.

Nun, Shabundin, da hast Du Dir ja ein tolles Ding geleistet. Ich bin wirklich stolz auf Dich.

Wir haben uns das letzte Mal schon gefragt, warum der Wagen nach unserer Rückkehr aus Deutschland auffallend viele kleine Dellen aufwies, das eine Rad eine durchgeschlagene (!) Felge hatte und das Auto insgesamt so aussah, als hätte es einen Einsatz im Kriegsgebiet hinter sich. Aber – ich beschwichtigte U., unterstützte Shabundin, wies auf die insgesamt schlechten Straßen hin, bei denen so etwas schon mal passieren könne, insbesondere wenn man ungeteerte Schlaglochstraßen führe, wie das manchmal der Fall ist.

The crusade of an Indian Woman

Saturday, January 31st, 2009

Neulich kam Shanti zu mir mit einem heiklen, weil privaten Anliegen: So privat, dass es nicht einmal Somar, mein bester-Freund-und-Frauenversteher (und Shantis Ehemann) wissen darf: Shanti möchte ein Konto eröffnen. Bei einer Bank. Und zwar ohne das Wissen ihres Mannes, zur Altersvorsorge. Sie hätte ihre Gründe dafür. Ob ich ihr dabei helfen wolle?

Ich sagte: “Klar, kann ich das. Lass uns zur Bank fahren, ich helf´Dir mit den Formalitäten.”

Ein frommer Wunsch. Shabundin fuhr uns zur nächsten Stelle von der xxx-Bank, wir stiegen aus, ein Dreigestirn mit einem Auftrag, einer Mission: Zielstrebig betraten wir die Filiale, lenkten den Gewehrlauf des Wachmannes in eine andere Richtung als die unserer Gesichter und erkundigten uns. Unser Besuch währte nur kurz: Die freundliche Dame am Schalter erklärte uns, dass eine Mindesteinlage von 1000 Rupien notwendig sei, um ein Sparkonto zu eröffnen und darüberhinaus folgendes Formular, das sie uns aushändigte.