Archive for July, 2009

Let´s get personal.

Monday, July 27th, 2009

Achtung: Der nachfolgende Beitrag verallgemeinert die Darstellung aus sprachlichen Gründen zu Ungunsten einer gewissen Bevölkerungsgruppe indischer Mitmenschen. Das ist nicht das Resultat kolonialer Überheblichkeit meinerseits (“so sind sie eben, die Inder!”, gesprochen mit einem leicht resignierten Seufzer und hochgezogener Augenbraue), sondern spiegelt meine persönlichen Erfahrungen wider, die natürlich MEINE Erfahrungen sind und sich nicht verallgemeinern lassen. Allerdings erkenne ich Tendenzen, die mir missfallen. Dem hier angesprochenen Herrenmenschen-Habitus ist dieser Beitrag gewidmet. In der Regel werde ich nett behandelt – natürlich. Denn ich bin weiß, vergleichsweise wohlhabend und kann mich wehren. Wehe, man ist/kann das nicht.

Wenn man nicht acht gibt, hier in Indien, wird man untergebuttert. Das geht ganz schnell. Die Männer sind nicht das Problem. Nein, es sind Frauen; indische Oberschicht-Frauen. Sie haben keine Haare auf den Zähnen, sondern Pelze. Sie wissen genau, wo sie hinwollen und wie sie dahin kommen. Wehe, man steht Ihnen dabei im Weg. Sie sind es gewöhnt, zu kommandieren. Sie sind eloquent, selbstzufrieden und ungeheuer von sich überzeugt. Und sie sind so ziemlich das Zickigste, was ich je kennengelernt habe:

New Life

Friday, July 24th, 2009

Ich weiß nicht, warum Inder, wann immer sie in der Regenzeit einen Wasserfall sehen, aus dem Häuschen geraten. Und zwar total. They go totally bananas. Nuts!

Wann immer ich mich außerhalb Punes bewege, um mir das ach-so-grüne-Grün der frischgepflanzten Reisfelder anzusehen, oder die zum Bersten gefüllten Staudämme, oder die frisch erstarkte Natur inklusive der allgegenwärtigen Wasserfälle – nun die Inder sind schon da: Und zwar unter den Wasserfällen. Ganze Großfamilien picknicken UNTER den kalten Wassermassen, die die Ausläufer der Western-Ghats herunterrauschen und alles strahlt, jauchzt und jubiliert, wenn die nassen Saris an die kalten Körper klatschen. Deren einziger Wärmespender nach dem Bad ein schwarz verbrannter Maiskolben vom Maiskolben-Wallah next door ist, der geschäftstüchtig direkt NEBEN dem Wasserfall seinen Erdloch-Grill eröffnet hat.

Das muss so sein, das ist Tradition, das muss man nicht verstehen. Manche Dinge sind eben, wie sie sind. Versteh einer die Inder!

grey skies over paradise

Wednesday, July 22nd, 2009

‘Das Ich ist nur eine Schwingtür, die sich bewegt, wenn wir ein- und ausatmen‘
Shinryu Suzuki

Ich wache auf und mein Herz ist so schwer wie der bleigraue Himmel, dessen Wolken den lang ersehnten Regen bringen, der die ganze Nacht gefallen ist; der unser Haus einhüllt in einen Kokon schläfrigen Rauschens. Auch jetzt, in der Morgendämmerung, fallen Schleier dicker Tropfen und verwandeln den roten Lehm der benachbarten Baustelle in neblige Seen, an denen die Hunde herumschnüffeln.

Gedanken tauchen aus dem Rauschen des Regens auf, Sätze perfekter Erkenntnis, die mein Leben betreffen, meine Vergangenheit, die Gegenwart. Ich lasse sie zu und verscheuche sie nicht, auch wenn es weh tut, was ich zu hören bekomme. Ich weiß, dass sich ein Leben nicht über Nacht ändert, also versuche ich, den Schmerz zu umarmen, den Wahrheit verursacht: “Shh, habe Geduld, mein Kind”, flüstert die Stimme in mir und ich weiß, dass sie recht hat.

A blessing in disguise

Monday, July 13th, 2009

Als wir die vergangenen Tage zwei neue Fahrer kennengelernt haben, wusste ich schon nach kurzer Zeit, dass es schwierig werden würde, sich für einen der beiden zu entscheiden: Beide sind zuvorkommend, beide sprechen vergleichsweise gut Englisch, beide sind Hindus. Im Gegensatz zu unseren ungefähr 16 vorherigen Fahrern, die wir zwischenzeitlich verschlissen haben und die mehr oder minder alle ein kleines Party- und Alkoholproblem hatten.

Aber, njet, mein Sohn, es geht auch anders.

Die Entscheidung, WEN man in sein Leben einlädt, ist keine jedenfalls keine leichte: Schließlich kennt Dein Fahrer fast Dein ganzes Leben, weiß, wen Du wann triffst, wo und was Du einkaufst, ob Du müde bist oder hungrig oder verkatert oder verliebt, und, apropos, ob Du gestern Krach mit Deinem Göttergatten hattest, wer Deine Freunde sind, usw. usw. Für Deinen Fahrer bist Du ein offenes Buch, dessen Inhalt er liest wie andere die Tageszeitung: Er weiß alles, und wenn er nicht blöd ist, auch Dinge, die Du maximal mit engsten Freunden teilen würdest. Er ist ein an die Peripherie Deines Lebens angehängtes Familienmitglied and he´d better be trustworthy.

Don´t mess with Indian Gods

Friday, July 10th, 2009

Die Macht gehört den Multinationals. Normalerweise sind weltweit operierende Unternehmen, die Trittbrettfahrer der Globalisierung, kaum durch etwas zu stoppen. An Indien hat sich jedoch jüngst eines der Schwergewichte dieser Unternehmenskultur die Zähne ausgebissen – ironischerweise eine Kette, die Fast-Food vertreibt:

Burger King hatte es gewagt, bei einer kleinen Anzeigenkampagne in Spanien die indische Göttin Lakshmi auf einen Burger zu setzen und diesen als heiligen Snack – La Merienda es Sagrada- zu bezeichnen. Weit sind sie damit allerdings nicht gekommen: Kurz nach Verbreitung der Poster in gerade einmal drei (!) spanischen Gaststätten liefen die Hindu American Foundation und die nationalistische Hindu-Partei BJP Sturm gegen die als geschmacklos empfundene Kampagne, die eine hinduistische Gottheit für den Verkauf und den Verzehr fleischhaltiger Nahrung einsetzt – ein striktes No-Go für strenggläubige Hinduisten. Keine Fleischlappen für Lakshmi.

Burgerking knickste und zog die Kampagne unter Entschuldigungen zurück: “Wir hatten nicht die Absicht, jemanden zu verletzen”, sagte Pressesprecherin Denise Wilson für Burger King.

Love´s the only thing that´s (for) free

Tuesday, July 7th, 2009

Gerade bekam ich Besuch von einem lieben indischen Freund, nennen wir ihn: X.

X ist einer der wenigen, der letzte Woche den Fall von Sektion 377 gefeiert hat, denn X ist schwul. Wir fingen an zu reden und natürlich fragte ich ihn, wie denn jetzt das Lebensgefühl sei, als freier schwuler Mann, in der Ära Post-377-Penal-Code. Er sagte: “Juli, ich erzähle Dir jetzt mal eine kleine Geschichte, wie ich mich all die Jahre gefühlt habe und wie es so war, in Indien, bis vor einer Woche:

Weißt Du, ich war vor ein paar Jahren mal auf einer schwulen Party und da gab es einen Jungen, der mir ziemlich gut gefiel und ich ihm wohl auch. Auf jeden Fall beschlossen wir, Sex zu haben, für uns, allein. Also gingen wir und suchten uns eine dunkle Ecke unter einer Brücke, als wir auf einmal Trillerpfeifen hörten. Ich bekam Angst, mein Lover auch, und hastig zogen wir uns halb an, als auch schon mehrere Polizisten die Kegel ihrer Taschenlampen auf uns richteten und uns abführten, aufs Revier.