Welcome to the 21.st Century.

Gestern begleitete mich Michael auf einem Strandspaziergang. Ich bin einer seiner ‘alten‘ Freunde, sagt er, denn er hatte mich seit dem ersten Tag im Visier, also schon seit acht Tagen: Ich bin auserkoren, seiner Fussballmannschaft einen neuen Lederball zu kaufen, denn die Großen aus seinem Dorf verleihen ihren nicht an die Youngsters. Abgesehen von der Bettelei ist Michael ein intelligentes und kommunikatives Bürschchen und klärt mich über die Verhältnisse an ‘seinem‘ Strand auf – uns waren schon am ersten Tag die Unmengen kleiner und großer Fische aufgefallen, die verendet und nutzlos am Strand herumliegen: Warum also das Massensterben?

Michael zuckte resigniert die Schultern und erklärte, dass die Muslims zwei Dörfer weiter immer noch nichts dazugelernt hätten: Sie würden nach wie vor mit Dynamit fischen, die Fischleichen, die wir hier sähen, seien die Opfer dieser radikalen Fangmethode. So etwas hatten U. und ich uns schon gedacht – zu häufig war uns das selbe Bild überall in Südostasien begegnet: Fischsterben und tote Riffe – Ein Jammertal. ‘What a waste!‘ sagte ich zu ihm und er nickte zustimmend. Er wisse das, sagte er, aber die Kapitalisten da drüben würde es nicht interessieren. Sie seien nur an Gewinnmaximierung interessiert: ‘You know, they are making one or two lakhs each time, so they don‘t care. And for us there‘s nothing left!‘ stellte Michael, ganz der Sohn seines fischenden Vaters, fest.

Dann wandte ich mich den herumliegenden Scheisshaufen zu. Als ich sie fotografierte, wurde der Vierzehnjährige nervös: ‘Why do you take pictures like that?‘ wollte Michael wissen. ‘Because they are reality!‘, antwortete ich und er verstand. ‘Don‘t you have any toilets in your village?‘ ‘Why, sure!‘, sagte Michael stolz, ‘we are having three toilets in the village, two for the ladies and one for the gents. But the old people are not using them, they are still going to the beach.‘
‘I can see this Michael‘, sagte ich, machte einen Bogen um einen weiteren Haufen und fragte ihn dann, wieviele Leute denn in seinem Dorf leben würden. ‘Oh, I would say, we are around 8000 living here! Why?‘

‘Oh, I just wanted to know..‘, sagte ich und lächelte.

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2 Responses to “Welcome to the 21.st Century.”

  1. Stefanie says:

    …. und die Braunschweiger beschweren sich über Hundehäufchen im Park….. 😉

  2. jules says:

    Allerdings, das ist ja die Kleinlichkeit, die mir in Deutschland so auf die Nerven geht.

    Die engherzigen Spießer merken gar nicht, wie sehr in Watte gepackt sie sind. Sollten mal reisen, täte ihnen gut. Rückt mal die Maßstäbe zurecht.

    Allerdings würden sie das nicht eine Woche durchhalten, dann hätten sie schon ihren deutschen Reiseveranstalter verklagt, und ich müsste sie vertreten – Üüüaarghh!