Ich komme gerade vom Packen, aber ein Gedanke lässt mich nicht los und macht mich unfroh: Vielleicht klingt es lächerlich, aber ich habe zunehmend Angst um Knickohr und Ma. Auf der Baustelle ist viel Aktivität, was für die Hunde nichts Gutes bedeutet – leicht können sie verscheucht werden und werden dann auf der Straße landen. Dort sind sie Freiwild für die staatlichen Hundefängertrupps, die die Straßen von Pune säubern sollen – auf nimmer Wiedersehen. Abgesehen davon ist Knickohrs Wunde am Schenkel immer noch nicht verheilt, es klafft ein tiefes Loch, nur die inneren Nähte haben gehalten. Bislang habe ich ihn mit Antibiotika, Wundspray und Heilsalbe über Wasser gehalten, aber jetzt, wenn ich nicht da bin? Ich habe Angst um ihn.
Archive for August, 2008
Ich werde sie vermissen: Ein Gebet für Knickohr und Ma
Friday, August 29th, 2008Ab jetzt wird alles anders?
Friday, August 29th, 2008Heute Nacht kommt U. aus Deutschland zurück. Ich hole ihn um 4.00 Uhr am Flughafen ab, dann schmeissen wir den Koffer mit den Leckerchen aus Deutschland in den Kühlschrank und weiter geht‘s nach Bombay. Um 10.40 Uhr nehmen wir den Flieger nach Trivandrum und begeben uns in die erfahrenen Hände der Ärzte und Masseure von Manaltheeram, einer Ayurveda-Klinik im Süden von Kerala.
Den Tipp bekam ich von Pablo, einem halbitalienischen Schweizer, den ich hier in Pune kennengelernt habe. Er hatte seinerzeit einen schweren Motorradunfall: 33 Knochenbrüche, drei Tage Koma, mehrfacher Schädelbruch, ein Jahr Reha in der Schweiz. Er sagte, danach war er fertig, vor allem mental. In der Schweiz war er körperlich austherapiert, aber seiner Seele ging‘s nicht gut. Im Manaltheeram haben sie in wieder aufgebaut. Er erzählte mir davon, als ich wegen Assai so traurig war: ‘Fahr ins Manaltheeram, das ist genau das, was Du brauchst‘, hatte er mir geraten, jetzt werde ich das ausprobieren. Ich bezweifle ja, dass ich die Ölmassagen und -Bäder genießen kann, zu glipschig das Ganze für meinen Geschmack, aber wenn es stimmt, was Pablo sagt, sind U. und ich hinterher neue Menschen. Leider sind die Behandlungen nicht nur eine passive Verwöhngeschichte. Ayurveda bedeutet auch, meine Gewohnheiten mal für eine Zeit loszulassen: Rauchen und Trinken sind da ziemlich verpönt. Na, dann. Wahrscheinlich sehe ich hinterher wie eine verschrumpelte alte Jungfer, gesundgeschrumpft, sozusagen.
Einmal HEILIG und zurück. Ein Besuch in Nasik.
Friday, August 29th, 2008Nach all dem Mist der letzten Wochen war ich am Montag bereit für eine heilige Erfahrung. Ich schnappte mir also Shabundin (Wenn ich genau überlege: Fahrer Nr. 6, nach Fahrer Nr.1, dessen Name ich vergessen habe, Sushil, Sushan, Manoj, und schließlich Darsharat, den die Agentur rausgeschmissen hat) und fuhr ins 200 km entfernte Nasik im nördlichen Maharashtra. Inder haben es ja bekanntlich mit den Flüssen: Wo immer ein Bächlein rinnt, oder, besser natürlich, ein verdreckter Strom, stürzen sich die Hindus unter den Indern mit Begeisterung in die Kloake um rituelle Waschungen vorzunehmen und so ihren favorisierten Göttern unter den immerhin 30.000(!) Gottheiten näher zu sein, die den hinduistischen Glaubenshimmel bevölkern sollen.
…and blood ran down their fingers
Sunday, August 24th, 2008O.K.: Es ist ja nicht etwa so, dass in Europa keine Gräueltaten begangen werden, aber was sich hier so an Blut in der Tagespresse sammelt, hat es in sich: Da erschlägt ein 14-Jähriger die Schwester seines Mitschülers wegen eines ipods, es gibt Massenvergewaltigungen, es werden Köpfe abgeschlagen, unter anderem die von Leichen, oder auch die der eigenen, zugegeben fremdgehenden, Ehefrau. Dies sind nicht etwa Äquivalente zur Bild-Zeitung, sondern Ausschnitte aus den renommiertesten Tageszeitungen Indiens: Indien ist ein blutiges und ein blutendes Land.
Bei all dem, was ich so täglich höre und sehe, frage ich mich: Wie geht das zusammen mit der ganzen Frömmelei, den vielen Tempelbesuchen, den Reinwaschungen, den Pujas?
Traue niemals einem Inder
Sunday, August 24th, 2008Wie häufig habe ich die Aussprüche “Traue niemals einem Inder” oder “Inder lügen doch sowieso nur” von den hier lebenden Ausländern schon gehört? Etliche Male. Immer habe ich die Redner belächelt, gelegentlich verachtet, je nach Kontext. Auf jeden Fall habe ich solches Denken immer für bedenklich gehalten, wenn nicht sogar für gefährlich. Mir ist zuviel Selbstgefälligkeit darin und derlei Sprüche erinnern mich zu sehr an das narzististische, mörderische Gedankengut des Dritten Reichs. Generalisierende Vorurteile sind dumm UND gefährlich. Was aber, wenn an ihnen ein Funken Wahrheit ist?
Langsam etabliert sich in mir ein Bild von den Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe, das ich gar nicht mag, bis vor wenigen Wochen noch nicht einmal für möglich gehalten hätte: Diese Inder, mit denen ich täglich zu tun habe, und nur von ihnen kann ich mir ein Bild machen, sind opportunistisch, illoyal und unehrlich und nicht einmal clever genug, damit nicht sofort aufzufliegen. Und sie kommunizieren nicht.
Nachtschwärmer und andere Gestalten
Saturday, August 23rd, 2008Neulich entdeckte ich dies kleine, fragile Haus aus Ästchen versteckt in einem Hibiskusstrauch. Was konnte das sein? Eine Köcherfliegenlarve? Ausserhalb des Wassers? Merkwürdig. Any idea?
Wen es interessiert: Die Lösung findet Ihr hier.