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grey skies over paradise

Wednesday, July 22nd, 2009

‘Das Ich ist nur eine Schwingtür, die sich bewegt, wenn wir ein- und ausatmen‘
Shinryu Suzuki

Ich wache auf und mein Herz ist so schwer wie der bleigraue Himmel, dessen Wolken den lang ersehnten Regen bringen, der die ganze Nacht gefallen ist; der unser Haus einhüllt in einen Kokon schläfrigen Rauschens. Auch jetzt, in der Morgendämmerung, fallen Schleier dicker Tropfen und verwandeln den roten Lehm der benachbarten Baustelle in neblige Seen, an denen die Hunde herumschnüffeln.

Gedanken tauchen aus dem Rauschen des Regens auf, Sätze perfekter Erkenntnis, die mein Leben betreffen, meine Vergangenheit, die Gegenwart. Ich lasse sie zu und verscheuche sie nicht, auch wenn es weh tut, was ich zu hören bekomme. Ich weiß, dass sich ein Leben nicht über Nacht ändert, also versuche ich, den Schmerz zu umarmen, den Wahrheit verursacht: “Shh, habe Geduld, mein Kind”, flüstert die Stimme in mir und ich weiß, dass sie recht hat.

Von Wellen und Weisen

Saturday, November 22nd, 2008

Heute morgen bin ich mit einem fetten Kloß im Magen aufgewacht: Bilder von Knödel hämmern durch meinen Kopf, Knödel, wie sie rund und entspannt auf dem nackten Betonboden der Baustelle liegt, ganz Flauschball, ganz Fellknäuel, von den widrigen Umständen unbeeindruckt, wie sie ihre ersten wackligen Schritte wagt, ihre kleinen O-Beine kaum in der Lage, ihr dickes Welpen-Bäuchlein zu tragen, und dann – whamm! – Knödel laut schreiend vor Schmerz, den Kopf in den Nacken überstreckt, die Schnauze zum Schrei geöffnet, auf der Seite liegend, Beinchen in krampfartigen Zuckungen rasend, ins Leere greifend. So stirbt sie, viele Stunden lang.

Grauenvoll.

Ich greife nach U.`s Hand und frage ihn, wie es sein kann, dass ein so unschuldiges Wesen wie ein kleiner Hund so leiden muss. Warum? Wie soll man nicht verzweifeln, auf dieser Welt, an dieser Welt, die so grausam sein kann?

Von der Notwendigkeit, allein zu sein.

Wednesday, November 5th, 2008

Großer Seufzer der Erleichterung. Endlich wieder zu Hause. ALLEIN. Das erste Mal seit fünf Wochen. Nicht, dass ich meine Freunde nicht mögen würde, ich mag sie sogar sehr. Aber ich bin nun mal nicht geschaffen für dauerndes Zusammensein mir anderen. Nicht mal mit meiner lieben Mutter oder einigen meiner besten Freunde.

Ich werde unleidlich, wenn ich mich nicht zurückziehen kann, allein sein kann. Dauerndes Reden strengt mich ungeheuer an und das, was mich ausmacht, meine Kreativität, meine Nähe zu mir selbst, wird immer schwächer. Das geht soweit, dass ich nicht mehr schreibe, weil ich letztlich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann, wenn dauernd jemand um mich herum ist.