Archive for August, 2009

A new home for Lia – as sweet as can be.

Wednesday, August 26th, 2009

Es gibt Hunde und es gibt Hunde.

Als eine Freundin von mir vor drei Wochen die kranke, verhungerte, etwa vier Monate alte Lia in den Straßen vom Koregaon Park fand, war klar, dass sie nicht einfach vorbei gehen konnte: Obwohl sie schon vier ehemaligen Streunern ein Zuhause gegeben hat, nahm sie Lia auf, behandelte ihr verwundetes Bein, behandelte sie gegen alle erdenklichen Parasiten und päppelte das kleine Elend auf. Sie gab ihr den Namen Lia.

Ich habe das kleine Schnuckelstück von einem Hund endlich kennen gelernt: Sie ist unglaublich lieb, intelligent und wach in ihrem ganzen Wesen – ein Hund zum Verlieben.

Wenn ich nicht den grumpeligen U. an meiner Seite hätte, der sich weitere Hunde verboten hat, wäre Lia schon hier. Kalu und sie kamen blendend klar: Die kleine Hündin ist ebenso schlau wie anpassungsfähig – das hat man davon, wenn man als stray-dog auf indischen Straßen groß wird. Sie ist sogar stubenrein.

Heading North

Wednesday, August 26th, 2009

Endlich. Schon seit vielen Jahren wollen wir in den Himalaya, am kommenden Samstag geht es los: knapp viertausend Kilometer oneway durch fünf Bundestaaten werden wir in einem geländegängigen Fahrzeug zurücklegen. Wir werden von Maharashtra über Gujarat, Rajasthan, Haryana und Himachal Pradesh fahren, bevor wir zum eigentlichen Ziel unserer Reise kommen: Das dreieinhalb tausend Meter hoch gelegene, buddhistische Leh im nördlichsten Bundestaat Indiens, Jammu & Kashmir, im Herzen des Westhimalayas.

Dabei wird uns unser Weg über die zweithöchste befahrbare Passstraße der Welt führen, den 5300 Meter hohen Tanglang-La, der Teil des Manali-Leh-Highway ist, für den wir voraussichtlich zwei Tage brauchen werden:

Auch wir hätten die Tour gern mit Motorrädern gemacht – allerdings hat meine angerissene Achillessehne dies Abenteuer vereitelt: Man kann ein wegrutschendes Motorrad schlecht mit einem kaputten Fuß auffangen, die warnenden Worte meines Arztes eingedenk.

Indien ist nicht gleich Indien.

Saturday, August 22nd, 2009

Ich musste raus. Raus aus Pune. Keine 5,5 Millionen Menschen mehr auf den Straßen, keinen Smog, keine Atemmasken, kein Dorabjees, kein Dighi-Mountain, keine langen Hundespaziergänge, keine Schweinegrippen-Schlagzeilen mehr und kein Schweinegrippen-Virus. Aus. Ende. Vorbei. Ich bin weg.

Am letzten Dienstag nahm ich einen Flieger nach Rajasthan, nicht ohne vorher noch einmal in epischer Breite den Smog Mumbais in mich aufzusaugen und meinem Schicksal zu danken, dass ich nicht vier Stunden jeden Tages in den stinkenden Diesel-Abgasen dieses Superlativ-Molochs zu verbringen habe, nur weil ich zur Arbeit will. Obwohl ich Mumbai klasse finde. Interessant. Spannend. Alles andere als provinziell.

Nur eine Stunde später wurde ich in Udaipur ausgespuckt, diesem so geschickt als Venedig Indiens vermarkteten Fleckchen Erde mit seinen gerade einmal 400.000 Einwohnern, sauberer Luft, klarem Himmel (kein Smog!) und seinen Palästen aus 1001-Nacht, nein, natürlich aus der Maharadscha-Zeit im 17., respektive 18. Jahrhundert.

Notiz: Sterben in Indien.

Monday, August 17th, 2009

Wo wir gerade beim Sterben sind: Heute, seit schätzungsweise drei Wochen, machte die TOI das erste Mal NICHT mit der Schweinegrippe auf, sondern mit einer anderen, zugegebenermaßen traurigen Nachricht:

Indien ist nach einer Statistik der WHO das Land mit den meisten Verkehrstoten – 2006 (die neuesten verfügbaren Zahlen) starben mehr als 114.000 Menschen (zum Vergleich: knapp 90.000 in China) auf den Straßen Indiens, nicht mitgerechnet diejenigen, die erst ein paar Stunden nach Einlieferung in das nächste Krankenhaus den Löffel abgaben – die Angabe bezieht sich nur auf die direkt am Unfallort Verstorbenen. Ich denke, da kann man dann locker noch mal das Doppelte addieren, um an eine realistische Zahl zu gelangen.

Dabei führen die Länder Andhra Pradesh und Maharashtra die Liste der “Killerstaaten” an – die Ursachen liegen vor allem im Schnellfahren, möglichst betrunken und unangeschnallt, und, was Motorräder angeht: Keine Helme, aber zwei Kinder vor dem Bauch, natürlich auch ohne Helm.

Pune in Angst. Update.

Tuesday, August 11th, 2009

Pune dreht durch. Ich hätte nie gedacht, dass ich außerhalb Japans einmal so viele Atemmasken sehen würde, wie die, die jetzt das Straßenbild der Stadt prägen: grüne Chirurgenmasken, gelbe, blaue, rote Dreiecksmasken, die aussehen wie vertikale Entenschnäbel, die ganze Bandbreite vorstellbarer und unvorstellbarer selfmade-Masken, Halstücher als Mundschutz oder alle drei Varianten übereinander: Pune ist fest in der Hand der Schweinegrippe, psychologisch betrachtet jedenfalls.

Die Angst geht um in der Stadt und wird munter gefüttert mit der ewig wiederkehrenden Berichterstattung über das Virus: Seit zehn Tagen titelt die Times of India Pune mit nichts anderem als den neuesten Infektionszahlen, den hilflosen Versuchen hysterischer Bürger, die zu Tausenden täglich an den hoffnungslos überforderten Screening-Centers Schlange stehen, um sich auf das Virus testen zu lassen, und den Zuständen in den staatlichen Hospitälern, die bislang das alleinige Recht hatten, H1N1-Patienten in Zwangs-Quarantäne zu nehmen.

Too much.

Wednesday, August 5th, 2009

Ich brüte, wenn ich dazu komme. Und weil ich brüte, kann ich nicht schreiben. Wie Fritz, der kleine Nektarvogel, der auch nicht schreiben kann und zusammen mit seiner Angetrauten Frieda beschlossen hat, sein nur faustgroßes, liebevoll gewebtes Kleinst-Nest direkt vor unserer Küchentür zu platzieren – keine schlechte Wahl: Unter dem Schutz des Balkonüberhangs lässt sich der Monsun vortrefflich regengeschützt überstehen, nur dass wir die Tür nicht mehr öffnen können…

Auch ich verbringe die Regenzeit meistens gut geschützt im Inneren meiner Behausung, allerdings ein wenig stressreicher als die beiden Sunbirds: In letzter Zeit hatten wir Hunderettungsaktionen (Kalu´s GROOOßE LIEBE Snoopy ist weggelaufen und leider noch nicht aufgetaucht), Internet-Rettungsaktionen, kaputte Achillessehnen und damit Arztbesuche und unglaublich viele Treffen mit unglaublich vielen Menschen – too much, too many people, too much. (Na, wer war das? Richtig! Grandmaster Flash – New York, New York, 1983).