Posts Tagged ‘indische Mentalität’

Auch das ist Indien.

Thursday, April 8th, 2010

Ich bin sauer, stinksauer. Angeblich ist Indien ja ein ach so spirituelles Land, jeder hält am Tag mindestens fünf Poojahs ab, man rennt in die Tempel, man betet, man wirft sich vor Lakshmi oder Ganesh in den Dreck, man verbrennt viel Räucherwerk und macht einen großen Zauber um alles, was heilig ist oder sein könnte.

Nur im Alltag sieht die Sache anders aus. Da gilt das Faustrecht oder eher alttestamentarische Gesetze wie ‘Auge um Auge, Zahn um Zahn’. Indien ist meiner Erfahrung nach ein Land der Missgunst, keiner gönnt dem anderen die Butter auf dem Brot oder gar größeren materiellen Wohlstand.

Nun zum Auslöser meines Ärgers: Heute hatte ich vor, den Hundezwerg Zorro endlich seinem neuen Zuhause zuzuführen, das im Moment noch eher eine Baustelle ist als ein fertiges Haus, denn mein bester-Freund-und-Frauenversteher Somar hat gebaut. Und zwar hinter der neu gezogenen Mauer. Und legal. Endlich gehören ihm die 20 Quadratmeter Grundfläche indischen Bodens, auf denen jetzt sein neues, zweigeschossiges Haus entsteht. Soweit, sogut.

Traue niemals einem Inder

Sunday, August 24th, 2008

Wie häufig habe ich die Aussprüche “Traue niemals einem Inder” oder “Inder lügen doch sowieso nur” von den hier lebenden Ausländern schon gehört? Etliche Male. Immer habe ich die Redner belächelt, gelegentlich verachtet, je nach Kontext. Auf jeden Fall habe ich solches Denken immer für bedenklich gehalten, wenn nicht sogar für gefährlich. Mir ist zuviel Selbstgefälligkeit darin und derlei Sprüche erinnern mich zu sehr an das narzististische, mörderische Gedankengut des Dritten Reichs. Generalisierende Vorurteile sind dumm UND gefährlich. Was aber, wenn an ihnen ein Funken Wahrheit ist?

Langsam etabliert sich in mir ein Bild von den Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe, das ich gar nicht mag, bis vor wenigen Wochen noch nicht einmal für möglich gehalten hätte: Diese Inder, mit denen ich täglich zu tun habe, und nur von ihnen kann ich mir ein Bild machen, sind opportunistisch, illoyal und unehrlich und nicht einmal clever genug, damit nicht sofort aufzufliegen. Und sie kommunizieren nicht.

Goodbye Manoj – Makes me think…

Tuesday, August 5th, 2008

Indien ist härter als ich. Oder ich bin zu emotional, ich weiss es nicht. Gestern jedenfalls bekam U. obige sms, und damit war unser gemeinsames Leben mit Manoj als unserem Fahrer auf einen Schlag Vergangenheit.

Ich bin traurig darüber. Manoj, der Zwerg, war zwar ein kleines Sensibelchen und fuhr nicht gerade einen heißen Reifen, trotzdem mochte ich ihn. Er war introvertiert, angenehm introvertiert, kein Macho-Großmaul und mir hat es Spass gemacht, ihn ein wenig aufzutauen.

Tja, das ist nun vorbei und all diese Abschiede sind wie kleine Tode für mich. Vielleicht liegt es daran, dass wir neu in Indien sind, vielleicht hat mich der Umzug um die halbe Welt anhänglich gemacht, immerhin war Manoj von der ersten Stunde in Indien dabei und man gewöhnt sich an die Eigenheiten des Anderen. Außerdem ist es neu für mich, ständig fremde Menschen in meine Lebensgewohnheiten einzuweihen und in die intimen Räume meines Lebens zu lassen. Ein Auto zähle ich dazu.

Warum ich Indien liebe, die 2.te

Wednesday, June 4th, 2008

Ich werde Indien nicht mehr verlassen, wenn es nach mir geht. Jedenfalls nicht, um woanders zu leben. Und wenn nicht Indien, so auf keinen Fall die Tropen, was für mich gleichzusetzen ist mit Asien, insbesondere Süd-Ost-Asien. Ich sitze in einem kleinen Tandur-Lokal auf einem schmierigen, fragilen Plastikstuhl direkt am schmutzigen Gehsteig der Dhole-Patil-Road und lasse entspannt das nächtliche Treiben an mir vorbeiziehen. Dann greife ich zum Handy, um U. kurz darüber zu informieren, dass ich nie wieder zurück will. Er versteht und grunzt zustimmend in den Hörer. Darin sind wir uns einig. Ich könnte und werde an dieser Stelle eine kurze Liste aufführen, warum ich Indien hassen könnte.

Das Internet. Mal funktioniert‘s, die meiste Zeit nicht. Ich habe in den vergangenen Wochen endlose (und endlos viele) Telefonate geführt, um die Kisten zum Laufen zu bringen, versprochen wurde viel, passiert ist wenig bis nichts. Angeblich liegt’s an ‘nem deutschen Server, den sie zum Laufen bringen müssen: „Madam, just another one and a half days, then it‘ll be working“. Naja.

an early morning walk

Tuesday, May 6th, 2008

Glücklicherweise leide ich seit meiner Ankunft in Indien an Schlafstörungen. Diese Tatsache versetzt mich als frühere Nachteule in die Lage, gelegentlich schon morgens um 7 Uhr das verschlafene Assaichen (“was willst Du jetzt von mir?..”) zu schnappen und die halbwegs frische Morgenluft (nur 31 Grad Celsius) für einen Spaziergang entlang schattiger Alleen zu nutzen, deren Bewohner noch nicht zum öffentlchen Leben erwacht sind, nicht mal die Streuner. Es herrscht also für indische Verhältnisse Ruhe und manchmal kann ich es wagen, Assaichen einmal für eine ca. 300 Meter lange Strecke von der Leine zu lassen, ohne zu riskieren, dass er überfahren wird oder sich die wilde Hundemeute von nebenan auf ihn stürzt.

Heute also bin ich mal wieder früh dran und mit mir ein paar weitere early-morning-birds, zumeist ältere Bewohner von Pune, die diese stillen Stunden für ihren Morgensport nutzen, oder zumindest für das, was Inder darunter verstehen – gemäßigt schnelles Gehen. Und dann passiert mir an diesem viel zu frühen Morgen ein kurzes Gespräch, das einem so nur in Indien passieren kann und wofür ich dieses Land liebe, Reflektionstiefe eingeschlossen: