Goodbye Manoj – Makes me think…

Indien ist härter als ich. Oder ich bin zu emotional, ich weiss es nicht. Gestern jedenfalls bekam U. obige sms, und damit war unser gemeinsames Leben mit Manoj als unserem Fahrer auf einen Schlag Vergangenheit.

Ich bin traurig darüber. Manoj, der Zwerg, war zwar ein kleines Sensibelchen und fuhr nicht gerade einen heißen Reifen, trotzdem mochte ich ihn. Er war introvertiert, angenehm introvertiert, kein Macho-Großmaul und mir hat es Spass gemacht, ihn ein wenig aufzutauen.

Tja, das ist nun vorbei und all diese Abschiede sind wie kleine Tode für mich. Vielleicht liegt es daran, dass wir neu in Indien sind, vielleicht hat mich der Umzug um die halbe Welt anhänglich gemacht, immerhin war Manoj von der ersten Stunde in Indien dabei und man gewöhnt sich an die Eigenheiten des Anderen. Außerdem ist es neu für mich, ständig fremde Menschen in meine Lebensgewohnheiten einzuweihen und in die intimen Räume meines Lebens zu lassen. Ein Auto zähle ich dazu.

Natürlich hat dieser Abschied auch eine Vorgeschichte, wobei ich bis jetzt noch nicht genau weiß, warum Manoj nicht mehr für uns fährt. Natürlich, ich könnte ihn oder seinen Chef Sushan, dem der fette Toyota gehört, den wir über eine Agentur gebucht haben, anrufen. Aber ich tue es nicht. Ich halte das jetzt aus, ich sentimentale Nuss.

Immerhin hatten wir Manoj einen sehr gut bezahlten Privat-Fahrer-Job in Aussicht gestellt, weg von der Ausbeuter-Agentur, weg von dem Subunternehmer Sushan. Bei uns hätte er das Dreifache von dem verdient, was er heute bekommt. Er hätte uns nur ab und zu auch mal abends fahren müssen. Schließlich existiert das Leben in Pune ja nicht nur tagsüber. Aber damit hatte Manoj Schwierigkeiten, selbst wenn wir ihn nur einmal die Woche baten, uns abends irgendwo hin zu fahren. Er sei ein ‘Family-Man‘ hatte er mir am vergangenen Freitag erklärt, als ich ihn wegen seines säuerlichen Gesichts zur Rede gestellt hatte. O.K., Familiy-Man, jetzt hast Du den Schlussstrich gezogen, jetzt kannst Du, arm und unfrei, wieder mehr Zeit mit Deiner Familie, mit Smita, Deiner Frau, und Joyce und Blessie verbringen.

Oder es liegt an der Agentur, die Sushan seit zwei Monaten angeblich nicht bezahlt hat und Sushan hat sein Auto aus dem Fahrzeugpool genommen. Aber dann hätte ich an Manoj’ Stelle bei mir angerufen, die Dinge aufgeklärt. Ich verstehe die Leute nicht. Vielleicht ist es das, was mich am meisten wurmt. Denn ich weiss, dass wir uns immer fair verhalten haben, auch auf seine familiären Belange Rücksicht genommen haben. Und dass ich ihn auch sonst verwöhnt habe. Vielleicht ist gerade das ein Fehler. Ich habe noch viel zu lernen, in Indien.

Smita, Joyce, Grandma, Manoj und Blessie, der Wirbelwind.

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