Archive for the ‘India rocks’ Category

Strawberry fields forever!

Friday, December 19th, 2008

Die Erdbeere: Irgendwie meint man, die Erdbeere sei eine zutiefst deutsche Frucht, Vorbote des Sommers, verbunden mit erwachender Natur und Frühlingsgefühlen. Nun, sie ist es nicht. Jedenfalls nicht mehr seit den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als die Engländer auf die glorreiche Idee kamen, sie in Indien einzuführen. Seitdem wachsen in Mahabaleshwar, einem der alten Sommerfrischeorte des britischen Raj auf einem Hochplateau 120 Kilometer südlich von Pune, dem Hauptanbaugebiet der Erdbeere in Indien, jährlich immerhin 15.000 Tonnen(!) der roten Köstlichkeit, die uns jetzt die Weihnachtszeit versüßen.

Zweitausend Acres, also gut 8 Quadratkilometer Erdbeerfelder werden gerade geerntet: Erdbeer-Saison! Das Ergebnis sieht man oben: pralle, zuckersüße Früchte, die ich gestern bei einem Straßenhändler erstand. Köstlich! Dass die heutigen Erdbeerpflanzen kalifornischen Ursprungs sind und deshalb vielleicht genmanipuliert, tut meiner Liebe zur leckeren roten Beere momentan keinen Abbruch.

Indien nur mit Maulkorb?

Tuesday, December 16th, 2008

Hoppla, da hab ich wohl gründlich jemandem auf die Füße getreten!

Heute fand ich diesen netten Kommentar von Monika zu “Deutschland, Deine Tugenden” in meinem Postfach – Tenor: Geh doch nach Hause, wenns Dir hier nicht passt, aber bitte äußere keine Kritik. Ich gebe das Schreiben an dieser Stelle als Beispiel wieder, wie sehr man mich missverstehen kann, wenn man es denn unbedingt möchte und wie groß persönliche Empfindlichkeiten sein können.

Vorab eines: Es ist nicht meine Absicht, Indien zu beleidigen. Ich finde eine Menge Dinge klasse hier und stelle ich sie auch genauso dar. Das entgeht offensichtlich manchem Leser, trotz der gutgefüllten Kategorie ‘India rocks‘, zum Beispiel.

Ich denke auch, dass ich eine Menge Verständnis für die Eigenheiten dieses großartigen Landes habe. Und ich beschreibe viele Dinge mit einem liebenden Auge, nicht einem hassenden. Sonst wäre ich in der Tat nicht hier, denn dann wäre es nicht zum Aushalten.

Fotostrecke: A Nightwalk Through Sudder Street

Sunday, November 9th, 2008

Ich wünschte, ich hätte vor drei Wochen in Kalkutta die Zeit gehabt, diese Bilder zu posten – ich hatte sie nicht. Es war die Nacht, nachdem ich im Kalighat-Tempel gewesen war, und die Nacht, nachdem ich das erste Mal Mother Theresa’s Nirmal Hriday betreten hatte. Ich war aufgewühlt, lange, nachdem ich mich von T. und R. nach dem Abendessen verabschiedet hatte. Und so lief ich nicht direkt nach Hause, sondern streifte durch die nächtlich erleuchtete Sudder Street und die Gegend um den ‘New Market‘. Und je mehr ich lief, je mehr ich fotografierte, entdeckte ich mein nächtliches Kalkutta. Ein Kalkutta, das für mich mehr Magie barg, als die sonnenbestrahlte Stadt des Tages, die ich als aufgeräumt empfand, trotz der sterbenden Kolonialbauten; Relikte aus einer anderen Zeit, sterbende Dinosaurier, nur teilweise konserviert und doch bestimmend für das Stadtbild, den Charakter dieser Metropole.

Das sanfte Gesicht Bengalens

Monday, October 20th, 2008


Kalkutta: ‘Grand Dame‘ aller indischen Städte, gelegen an einem der heiligsten Flüsse Indiens, einem Seitenarm des Ganges, dem Hooghly, voller Prachtbauten der Kolonialzeit, langsam in Würde verfallend, kommunistisch regiert, Heimat für geschätzte 16 Millionen Menschen, Heimat auch für die verstorbene Mutter Theresa, ihre Charity und ihr Sterbeheim, heimliche Kunst- und Kulturhauptstadt Indiens mit Literaturgiganten wie Rabindranath Tagore und Zellulloid-Größen wie Satyajit Ray.

Kalkutta auch, mit ihrem unrühmlichen Ruf, die Ärmsten aller Armen Indiens zu beherbergen, mit ihren Gehsteigen für menschliche Massenlager, jede Straße ein herzzerbrechendes Elendsquartier: „Bakshish, Sister, Bakshish, I need to buy milkpowder for my son, look, he is here, sleeping in my arm!“

Wie soll, wie kann man also 16 Millionen Menschenleben, die Gegensätze dieser Stadt, diesen ständigen Wechsel zwischen Arm und Reich, zwischen Prachtbau und Planenlager auch nur annähernd beschreiben?

Reingefallen…wie blöd muss ich sein?

Tuesday, October 14th, 2008

Es ist nicht zu fassen: Da hat doch Michael, die kleine Ratte aus Kerala, mich nach allen Regeln der Kunst abgezockt!

Folgendes: Der geneigte Leser wird sich erinnern, dass ich hier und hier etwas über meinen Gewissenskampf im Umgang mit Bettlern und auch über Michael geschrieben habe. Nun, Michael hatte natürlich auch ein Anliegen, wollte Geld für einen Lederfußball, er war schließlich Captain der Mannschaft, und als Captain sammelte er Geld für den fehlenden Ball von den Touristen. Genaugenommen brauchte er noch 250 Rupien, in meinem Fall. Nachdem er mich mehrere Tage lang bearbeitet hatte, wenn ich mich am Strand blicken ließ, gab ich ihm schließlich 100 (!) Rupien für den Ball, zu treuen Händen und nur für die Anschaffung der runden Lederblase gedacht.

there’s a goat in every corner…

Monday, October 13th, 2008

Pune Glitzerstadt? So jung, modern, schick und so neu? So möchten sich die Stadtväter von Pune gern verstanden wissen, gerade in Anbetracht der 3. Commonwealth Youth Games, die gestern hier eröffnet wurden und die internationale Aufmerksamkeit garantieren.

Auch wenn man an den zahlreichen Luxus-Bauprojekten der Stadt vorbeifährt, könnte man meinen, ganz Pune wäre in einen gigantischen Geldnapf gefallen und es ginge allein darum, den Freunden (und Feinden) zu beweisen, dass man es geschafft hat – man wohnt heute im “Soul Space”, in der “Comfort Zone” oder im “Sunshine Hills”, riesigen abgeschlossenen, eingezäunten Wohnanlagen, die vom Kindergarten über Schulen und Sportplätze alles beherbergen, was man zum Leben braucht und die man noch maximal zum Arbeiten verlassen muss. Man muss dem Straßenpöbel nur noch bedingt begegnen. Indien hat draußen zu bleiben! Schönes, neues, reiches Indien.