Das sanfte Gesicht Bengalens


Kalkutta: ‘Grand Dame‘ aller indischen Städte, gelegen an einem der heiligsten Flüsse Indiens, einem Seitenarm des Ganges, dem Hooghly, voller Prachtbauten der Kolonialzeit, langsam in Würde verfallend, kommunistisch regiert, Heimat für geschätzte 16 Millionen Menschen, Heimat auch für die verstorbene Mutter Theresa, ihre Charity und ihr Sterbeheim, heimliche Kunst- und Kulturhauptstadt Indiens mit Literaturgiganten wie Rabindranath Tagore und Zellulloid-Größen wie Satyajit Ray.

Kalkutta auch, mit ihrem unrühmlichen Ruf, die Ärmsten aller Armen Indiens zu beherbergen, mit ihren Gehsteigen für menschliche Massenlager, jede Straße ein herzzerbrechendes Elendsquartier: „Bakshish, Sister, Bakshish, I need to buy milkpowder for my son, look, he is here, sleeping in my arm!“

Wie soll, wie kann man also 16 Millionen Menschenleben, die Gegensätze dieser Stadt, diesen ständigen Wechsel zwischen Arm und Reich, zwischen Prachtbau und Planenlager auch nur annähernd beschreiben?

Man kann nicht. Ich kann es nicht. Das Einzige, was ich mitbringe, sind Eindrücke. Nicht von den Prachtbauten, sondern dem Straßenleben, der Größe und der Großartigkeit dieser Stadt. Hier sind ein paar von ihnen, heute morgen aufgenommen, auf einem Spaziergang vom Blumenmarkt unter der Howrah-Brücke, dann über den Hooghly nach Howrah und zurück zum BBD Bagh.

Nur eines noch: Ich hätte gedacht, dass Kalkutta aggressiver sei, schneller, enger, ein (spannender) Moloch wie Mumbai. Sie ist es nicht. Spannend schon, ohne Frage, aber irgendetwas muss abgefärbt haben auf die Menschen dieser Stadt, etwas Besänftigendes: Vielleicht ist es die schiere Größe der Boulevards, der Parks, des Flusses – nie hat man das Gefühl von Enge, Bedrängtheit, Kampf. Mother Calcutta empfängt einen mit sanften Armen und freundlichen Gesichtern:

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