Archive for the ‘India shocks’ Category

An alle Hundeleute: May they rest in peace

Saturday, October 25th, 2008

Kurzmitteilung: Wir sind heute Nacht aus Kalkutta wiedergekommen. Ich wollte heute viel darüber schreiben, was wir erlebt haben. Leider kann ich das im Moment nicht, denn ich war gerade auf der Baustelle, um nach meiner Hunde-Bande zu sehen. Ich traf Ankush beim Erdhügel, wo die Meute morgens gern in der Sonne döst. Er sagte mir, dass Ma geworfen hätte. Meine Augen glänzten vor Freude – eine Sekunde lang. Dann sagte Ankush, sie hätte EIN Junges geworfen.

Das ist nicht wahr. Hunde werfen nie, niemals nur einen Welpen. Alle anderen muss jemand sofort nach der Geburt getötet haben.

Ich muss mir also keine Gedanken darüber machen, welchen der kleinen Scheisser ich adoptiere und auch nicht darüber, wie ich die anderen vielleicht vermitteln kann. Ich bin fassungslos. Die Kleinen, bis auf das eine, sind tot. Indien ist ein hartes Land.

Gast-Blogger: An Airport-Night in India. By Tom.

Friday, October 17th, 2008

Gestern war ich in Mumbai. Daran ist an sich nichts Bemerkenswertes, außer, dass ich zwei wundervolle und anspruchsvolle Freunde von mir dort angeholt habe, die absolute Indien-Frischlinge sind und die entgegen meinem Rat mutig beschlossen hatten, die Nacht im Airport zu verbringen. T. hat dann auch über Nacht kein Auge zugetan, so spannend fand der tapfere Bua, was er sah, denn alles ist in der Tat so anders. Indien halt. Ich habe ihn gebeten, über seine erste Nacht auf indischem Boden zu schreiben. Hier ist sein Bericht:

Es ist ja nicht so, dass wir uns keine Gedanken gemacht hätten: In den letzten Tagen, Wochen, Monaten. Ab jenem Zeitpunkt also, als wir uns entschlossen hatten, J. und U. und somit auch Indien einen Besuch abzustatten. Auch ist es ja nicht so, dass unsere Vorstellungen durch J.’s und U.’s Beschreibungen nicht bereits beeinflußt gewesen wären: “India – nothing is impossible!”

Just a thought…(Update)

Friday, October 10th, 2008

Ich weiß nicht, wer die Nina ist, die vor einiger Zeit hier in der ZEIT über ihr Leben in Indien gebloggt hat und das spielt an dieser Stelle auch keine Rolle.

Aber ich finde ihre Beschreibung des Gefühls-Mischmaschs, den jeder erlebt, der sich länger mit dem Land, diesem riesigen Subkontinent auseinandersetzt, auseinander zu setzen hat, weil er in ihm lebt, sehr treffend. Um eine Platitude zu zitieren: Indien ist das Land der Gegensätze (‘Unity in diversity‘) und, was ich daran witzig und bemerkenswert finde, ist: Es ist das Land der Gegensätze IN DIR. Indien lässt einen nicht kalt, weil es Dir dazu keine Gelegenheit gibt. Sobald Du Deine mehr oder minder gesichterte Fluchtburg verlässt, bist Du da draussen und Deinen Eindrücken ausgeliefert. Es sei denn, Du schließt auf die Dauer die Augen, aber dann wärst Du tot.

Welcome to the 21.st Century.

Sunday, September 7th, 2008

Gestern begleitete mich Michael auf einem Strandspaziergang. Ich bin einer seiner ‘alten‘ Freunde, sagt er, denn er hatte mich seit dem ersten Tag im Visier, also schon seit acht Tagen: Ich bin auserkoren, seiner Fussballmannschaft einen neuen Lederball zu kaufen, denn die Großen aus seinem Dorf verleihen ihren nicht an die Youngsters. Abgesehen von der Bettelei ist Michael ein intelligentes und kommunikatives Bürschchen und klärt mich über die Verhältnisse an ‘seinem‘ Strand auf – uns waren schon am ersten Tag die Unmengen kleiner und großer Fische aufgefallen, die verendet und nutzlos am Strand herumliegen: Warum also das Massensterben?

…and blood ran down their fingers

Sunday, August 24th, 2008

O.K.: Es ist ja nicht etwa so, dass in Europa keine Gräueltaten begangen werden, aber was sich hier so an Blut in der Tagespresse sammelt, hat es in sich: Da erschlägt ein 14-Jähriger die Schwester seines Mitschülers wegen eines ipods, es gibt Massenvergewaltigungen, es werden Köpfe abgeschlagen, unter anderem die von Leichen, oder auch die der eigenen, zugegeben fremdgehenden, Ehefrau. Dies sind nicht etwa Äquivalente zur Bild-Zeitung, sondern Ausschnitte aus den renommiertesten Tageszeitungen Indiens: Indien ist ein blutiges und ein blutendes Land.

Bei all dem, was ich so täglich höre und sehe, frage ich mich: Wie geht das zusammen mit der ganzen Frömmelei, den vielen Tempelbesuchen, den Reinwaschungen, den Pujas?

An manchen Tagen fühl ich mich müde, einfach nur müde…

Wednesday, August 13th, 2008

O.K. Wir hatten bereits festgestellt, dass manche Dinge hier etwas länger dauern. Internet zum Beispiel, oder funktionierende Handys, oder Lieferungen von Jagtap.

Nun, heute waren es Flugbuchungen. Wir haben hier in Indien eine Website, die nennt sich www.makemytrip.com. Alles easy, alles online verfügbar, eticket for plastic. Da wollte ich, praktischerweise, zwei Flüge für U. und mich buchen, denn wir wollen mal zum Ausspannen nach Kerala. Ich hatte auch nette Flüge gefunden, allerdings muss man einschränkend sagen, DASS ES KEINE NETTEN FLÜGE AB PUNE GIBT. Immerhin aber ab Mumbai, direkt in zwei Stunden nach Trivandrum und nicht, WIE ÜBER PUNE, erst nach Chennai, dann dort drei Stunden Aufenthalt und von dort aus weiter nach Trivandrum, was den Trip mal locker auf sieben Stunden aufbläst. Dann doch lieber nach Mumbai fahren (drei Stunden) und dann direkt fliegen – dafür dann aber auch immerhin schon mittags da sein und nicht, wie bei der anderen Variante, erst gegen Abend. Soweit, so gut.