…and blood ran down their fingers

O.K.: Es ist ja nicht etwa so, dass in Europa keine Gräueltaten begangen werden, aber was sich hier so an Blut in der Tagespresse sammelt, hat es in sich: Da erschlägt ein 14-Jähriger die Schwester seines Mitschülers wegen eines ipods, es gibt Massenvergewaltigungen, es werden Köpfe abgeschlagen, unter anderem die von Leichen, oder auch die der eigenen, zugegeben fremdgehenden, Ehefrau. Dies sind nicht etwa Äquivalente zur Bild-Zeitung, sondern Ausschnitte aus den renommiertesten Tageszeitungen Indiens: Indien ist ein blutiges und ein blutendes Land.

Bei all dem, was ich so täglich höre und sehe, frage ich mich: Wie geht das zusammen mit der ganzen Frömmelei, den vielen Tempelbesuchen, den Reinwaschungen, den Pujas?

Bislang habe ich nur eine Erklärung: Dieselbe Religiösität, die die Leute in die Tempel treibt, ist auch dafür verantwortlich, dass hier jeder denkt, er könne zu Lebzeiten tun und lassen, was er will. Die Sau rauslassen. Profit maximieren – was man hat, hat man. Wer einfach durch die Überlassung seiner Asche im Godavari, Ganges oder Brahmaputra in die ewigen Jagdgründe des Nirvana sündenfrei einziehen kann, braucht sich um seine Moral nicht allzu viele Gedanken zu machen. Es sei denn, man hat vorher alle Verwandten umgebracht, die das entsprechende Ritual vollziehen könnten.

India is a strange country, and I am right in it.

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