Archive for August, 2008

Introducing Knickohr, Ma und Kleine

Tuesday, August 5th, 2008

Ich kann nicht ohne. Ohne Hunde. Glücklicherweise lebe ich in dieser Hinsicht nicht im Land des Mangels. Hunde gibt es überall auf den Straßen, falsch, sie haben die Straßen unter sich aufgeteilt. Sie sind die Dukes von Pune und herrschen über unsichtbare Reviere. Bei Grenzüberschreitungen gibt‘s lautstark Kloppe, davon werde ich jede Nacht wenigstens einmal wach.

Nebenan auf der Baustelle, die einmal ein Fünf-Sterne-Hotel werden will, lebt Knickohr mit seiner Familie. Knickohr ist Wächter des Rohbaus, Herrscher des Rudels, Vater von ‘Kleine‘ und ein stolzer, sensibler, selbstbewusster Hund. Ein Charakterkerl. Knickohr ist kein verzärteltes Rassehündchen. Knickohr hat eine Aufgabe, eine Mission. Knickohr hat viel zu tun, jeden Tag: Erstens muss Knickohr daran arbeiten, Chef zu sein und zweitens Chef zu bleiben. Drittens muss er die Baustelle bewachen, viertens ein lieber und zärtlicher Hundevater sein. Das alles gelingt ihm.

Goodbye Manoj – Makes me think…

Tuesday, August 5th, 2008

Indien ist härter als ich. Oder ich bin zu emotional, ich weiss es nicht. Gestern jedenfalls bekam U. obige sms, und damit war unser gemeinsames Leben mit Manoj als unserem Fahrer auf einen Schlag Vergangenheit.

Ich bin traurig darüber. Manoj, der Zwerg, war zwar ein kleines Sensibelchen und fuhr nicht gerade einen heißen Reifen, trotzdem mochte ich ihn. Er war introvertiert, angenehm introvertiert, kein Macho-Großmaul und mir hat es Spass gemacht, ihn ein wenig aufzutauen.

Tja, das ist nun vorbei und all diese Abschiede sind wie kleine Tode für mich. Vielleicht liegt es daran, dass wir neu in Indien sind, vielleicht hat mich der Umzug um die halbe Welt anhänglich gemacht, immerhin war Manoj von der ersten Stunde in Indien dabei und man gewöhnt sich an die Eigenheiten des Anderen. Außerdem ist es neu für mich, ständig fremde Menschen in meine Lebensgewohnheiten einzuweihen und in die intimen Räume meines Lebens zu lassen. Ein Auto zähle ich dazu.

Ich habe fertig

Saturday, August 2nd, 2008

Es gibt Tage, an denen sollte man am besten nicht aufstehen. Gestern war so ein Tag.
Es begann damit, dass Wondana, meine Perle, mal wieder um 8.00 Uhr morgens in der Tür stand. Nun könnte man meinen, dass daran ja grundsätzlich nichts auszusetzen sei. Richtig. Trotzdem: Wir hatten ursprünglich vereinbart, dass sie um 9.30 Uhr mit ihrer Arbeit beginnt und mir dann bis 12.30 Uhr zur Verfügung steht. Die gegenwärtige Realität sieht anders aus: 8.00 Kommen, 9.30 Uhr Gehen. Der Unterschied?
Ein gewaltiger: Weil U. und ich nämlich zu dieser Zeit aufstehen, nackt und blind wie die Maulwürfe im Haus herumlaufen und nach unseren Klamotten suchen oder andere Dinge machen, die meine Perle einfach nichts angehen, zum Beispiel frühstücken. Wir mögen unsere Privatsphäre. O.K. Ich rief Somar an, the one-and-only-Frauenversteher und Freund, damit er dolmetschte.

…Und sie können niemals, niemals leise sein.

Saturday, August 2nd, 2008

O.K. Eigentlich hatten wir etwas ganz Harmloses geplant am vergangenen Sonntag. Wir fuhren zu den Karla Caves zwischen Mumbai und Pune, genauer gesagt in Lonavala gelegen, in den Bergen, nicht besonders hoch, ca. 600 Meter. Derartige Enklaven sind vor allem für geschichtsbegeisterte Personen interessant, denn es handelt sich um schlichte Steinhöhlen, die einst vor 2100 Jahren von Buddhisten in die Felsen gehauen wurden und einen Tempel und diverse Einsiedler-Klausen beherbergen. Ihre Blütezeit erlebte diese indische buddhistische Kultur so etwa um Christus‘ Geburt, zeitgleich mit der berühmten Felstempel-Architektur von Ajanta und Ellora. Soweit, so gut.

Ich hatte mich also auf eine geruhsame, bedächtige, vielleicht sogar etwas langweilige, zumindest aber meditative Erfahrung eingestellt, mit ein paar einsam wandelnden Studienräten als Touristen, Dumont-Reiseführer (oder internationales Pendant) in der Hand, ihre Kunsthistorikerinnen-Gattinnen am Arm. Dachte: ‘Julie meditiert ein wenig in einer leeren, stillen, buddhistischen Höhle‘, so in etwa. Hatte sogar überlegt, ob ich mein Kissen mitnehme. Pah! Welch Irrtum, wie weit entfernt von der Realität!