…Und sie können niemals, niemals leise sein.

O.K. Eigentlich hatten wir etwas ganz Harmloses geplant am vergangenen Sonntag. Wir fuhren zu den Karla Caves zwischen Mumbai und Pune, genauer gesagt in Lonavala gelegen, in den Bergen, nicht besonders hoch, ca. 600 Meter. Derartige Enklaven sind vor allem für geschichtsbegeisterte Personen interessant, denn es handelt sich um schlichte Steinhöhlen, die einst vor 2100 Jahren von Buddhisten in die Felsen gehauen wurden und einen Tempel und diverse Einsiedler-Klausen beherbergen. Ihre Blütezeit erlebte diese indische buddhistische Kultur so etwa um Christus‘ Geburt, zeitgleich mit der berühmten Felstempel-Architektur von Ajanta und Ellora. Soweit, so gut.

Ich hatte mich also auf eine geruhsame, bedächtige, vielleicht sogar etwas langweilige, zumindest aber meditative Erfahrung eingestellt, mit ein paar einsam wandelnden Studienräten als Touristen, Dumont-Reiseführer (oder internationales Pendant) in der Hand, ihre Kunsthistorikerinnen-Gattinnen am Arm. Dachte: ‘Julie meditiert ein wenig in einer leeren, stillen, buddhistischen Höhle‘, so in etwa. Hatte sogar überlegt, ob ich mein Kissen mitnehme. Pah! Welch Irrtum, wie weit entfernt von der Realität!

Tausende von Pilgern verstopften bereits weit vor den Treppen die kleine Zufahrtsstraße, entnervt liessen wir Manoj samt Auto im Stau zurück und machten uns zu Fuss auf den schlammigen Weg. Schon am Fuße des Hanges empfingen uns nasse, farbverschmierte, trommelnde, tanzende Boys, völlig enthemmt, lachend, schreiend, losgelöst. Was hatten die geschluckt? Es war gerade mal morgens, 11 Uhr. Ich war definitiv zu nüchtern.

Nachdem Falk, U. und ich schließlich drei Chai später den Felsen nebst weiteren Pilger-Seilschaften erklommen hatten, war immer noch nichts von Andacht oder Ehrfurcht, dieser so deutschen Tugend, zu spüren. Wildes Herumgehopse auf dem Hochplateau, Schlangen von Hunderten von Menschen, die Einlass in den Hindu-Tempel begehrten, den es ebenfalls da oben gibt. Und eben die Partypeople, fortgesetzt. Wasser läuft Felsen herunter, also stellst Du Dich darunter, logisch, oder? Das ist jedenfalls das, was die Leute taten, bis sie klatschnass waren, johlend. Und: Tanzen! Mein Gott, die Love-Parade in Berlin war ein Dreck dagegen. Nur Percussions und Leiber, die sich im Dreck wälzen, tanzend, Testosteron pur. Lust im Angesicht eines Tempels. Klasse. Irgendwie schaffen es die Inder immer wieder, mich zu verblüffen. Du erwartest eine Sache, passieren wird garantiert etwas anderes.

Nur der Vollständigkeit halber seien noch die Caves erwähnt: Leere kleine Mönchs-Höhlen, Steinbetten für asketische Häupter, dann der Haupttempel: Hohes Deckengewölbe, ausgekleidet mit einer Holzkonstruktion, die locker die Spanten eines Walfänger-Bootes hätten sein können, so gigantisch waren sie. Nur viel älter. Eine tibetisch anmutende Stupa. Und es stank ein wenig nach Pisse, aber da sind wir ja locker.

Wer Lust hat, kann ja noch folgendes, völlig unbearbeitetes Video ansehen, das ich schnell mit meiner FZ18 gedreht habe – bitte verzeiht die lausige Qualität, aber auch da muss ich mich erst einmal einarbeiten. Und das alles braucht Zeit, die ich im Moment aber lieber im Headoffice von BSNL verbringe – zwischen Porttürmen und tiefgekühlten Server-Katakomben. Doch davon später.


Karla Cave Dance from Julia Schaefer on Vimeo.

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