Ich werde sie vermissen: Ein Gebet für Knickohr und Ma

Ich komme gerade vom Packen, aber ein Gedanke lässt mich nicht los und macht mich unfroh: Vielleicht klingt es lächerlich, aber ich habe zunehmend Angst um Knickohr und Ma. Auf der Baustelle ist viel Aktivität, was für die Hunde nichts Gutes bedeutet – leicht können sie verscheucht werden und werden dann auf der Straße landen. Dort sind sie Freiwild für die staatlichen Hundefängertrupps, die die Straßen von Pune säubern sollen – auf nimmer Wiedersehen. Abgesehen davon ist Knickohrs Wunde am Schenkel immer noch nicht verheilt, es klafft ein tiefes Loch, nur die inneren Nähte haben gehalten. Bislang habe ich ihn mit Antibiotika, Wundspray und Heilsalbe über Wasser gehalten, aber jetzt, wenn ich nicht da bin? Ich habe Angst um ihn.

U. sagt, ich solle mich frei machen, auch frei von Knickohr und Ma, das sei schließlich Indien und man könne nicht alle Wesen hier retten. Damit hat er zweifellos recht, dafür gibt es zuviel Elend, menschliches und tierisches. Aber was geschieht, wenn ich in 14 Tagen wiederkomme und die Beiden sind nicht mehr da, oder verletzt, angefahren oder sogar tot? Das Beispiel ist nicht aus der Luft gegriffen, wie noisianais Beitrag auf ihrem Blog zeigt. In Indien können täglich Katastrophen geschehen. Ich weiss nicht, wie ich darauf reagieren würde. Ich glaube, ich könnte mir nicht verzeihen, die beiden nicht adoptiert zu haben, dafür habe ich zu viele Male zu tief in Knickohrs und Ma‘s Augen geschaut. Treue Augen, gute Hunde. Shit!

Manchmal fühle ich mich so hilflos angesichts all der kleinen leidenden Leiber, dass ich verzweifle. Gerade angesichts der Hunde, denn sie sind so sehr auf uns Menschen angewiesen. Katzen gibt es hier auch, schöne sogar, wie ich Euch in einem meiner nächsten Posts zeigen werde, aber die können, ebenso wie die Krähen und Raubvögel, bei der Anzahl von Ratten ganz gut auf sich selbst aufpassen. Nur ein Hund braucht die Hilfe der Menschen so nötig. Ach könnte ich doch alle nehmen!

Exakt davor hatte mich mein Tierarzt in Deutschland gewarnt: ‘Machen Sie etwas aus Ihrer Zeit in Indien, und kommen sie bloß nicht auf die Idee, heimatlose Straßenköter und Kinder zu sammeln! Verdienen Sie Geld, das liegt im Wachstumsland Indien auf der Straße!‘

Tja, im Moment bin ich noch weit entfernt davon, hier Geld zu verdienen, obwohl ich es mir wirklich wünschen würde nach den mageren Jahren als Anwältin ohne Antrieb und freier Journalistin ohne Vertrag (den ich dann später bekam, als ich ihn nicht mehr wollte).

Egal, ich hoffe, Knickohr und Ma sind wohlauf, wenn ich zurück bin. Und dann muss ich noch einmal überlegen, auch wenn U. mit recht Bedenken anmelden wird. Aber:

Was man liebt, das will man schützen.

Und das ist meiner Ansicht nach völlig legitim. Auch wenn das verdammte Einschränkungen bedeutet.

Drückt mir die Daumen!

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One Response to “Ich werde sie vermissen: Ein Gebet für Knickohr und Ma”

  1. Stefanie says:

    Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir eine wunderbare Zeit!