Is she gonna be my girl?

Ich bin gerade zurück aus Chennai, respektive Mamallapuram, und dies ist die emotional dringendste Geschichte, die ich vom bengalischen Golf mitbringe: Kaum waren wir in dem gemütlichen Steinmetz-Örtchen 60 Kilometer südlich von Chennai angekommen, als ich diese Straßenschönheit entdeckte: Nicht aus Stein, weshalb wir gekommen waren, sondern überaus lebendig und verspielt, schlossen wir beide am ersten Abend Freundschaft.

Sie ist: sanft, vertrauensvoll und weich – ein Hund ohne schlechte Erfahrungen, vielleicht gerade mal sechs Monate alt. Ich streichelte sie, fütterte sie, hob sie nachts übermütig auf dem Weg vom Restaurant in unser Guesthouse wie ein Baby über die Schulter und das alles fand sie O.K. – nein, sie lächelte förmlich. Ich war bezaubert und voller Flohstiche. Dann war sie weg. Zwei volle Tage lang. O.K., ich hatte eh genug zu tun, sammelte Kontakte zu Steinmetzen und Galerien, guckte nach steinernen Nandis, Ganapattis und den obligatorischen Five-Rathas (Weltkulturerbe-Tempel aus dem siebten Jahrhundert), telefonierte und suchte. SIE.

Heute, am Abreisetag, fand ich sie endlich wieder: Just vor der Haustür. Ich hatte es mir nicht nehmen lassen, Cargo-Anfragen an die Fluglinie zu stellen (‘Good evening, Kingfisher-Airlines, my name is…what can I do for you?’) und zu checken, ob nicht unser Fahrer einen Überlandtransport übernehmen könnte, was leider nicht drin war, weil U. den Wagen benötigte. Ich hatte auch überlegt, ob ich mit dem Hund Indian Railways belästigen könnte. Fehlanzeige. Beides. Es blieb also nur: Getrenntes Reisen, in getrenntem Flieger. Alles, was Kingfisher mir sagen konnte, war, dass ich es mal mit Indian Airlines versuchen könnte. An einem anderen Tag. Da gab ich erstmal auf.

Ich telefonierte mit U.: ‘Vielleicht könntest Du in Zukunft erst einmal mit mir telefonieren, bevor Du irgendwelche Airlines anrufst?‘, fragte er missmutig ins Telefon und ich sagte: ’Nein. Ich liebe Dich zwar, aber diese Entscheidung hat nichts mit Dir zu tun.‘ Die Telefonleitung war im Anschluss merkwürdig gestört. Dann ging ich wieder Knuddeln und Fotos machen. Und wer weiss, was passiert, wenn U. morgen wieder von seinem Deal in Aurangabad zurück ist. Meine Ma erinnerte mich daran, dass die Kleine sehr nach einem Ridgeback ohne Ridge aussieht, und, verdammt nochmal, sie hatte recht: Ich bin wohl auf wohlgesetzte Falten und braunes, kurzes, nichtriechendes Fell abonniert.

Auch wenn U. mit Recht meint, dass wir unsere Freiheit nutzen sollten, worin ich ihm zustimme, bleibt da doch das Wissen, dass die Kleine gerade mal 1600 Kilometer von mir entfernt ist. Eine Entfernung, die ich, mit klebenden Klamotten, locker an zwei, maximal drei Tagen on the road bewältigen kann.

Wie soll die Kleine heißen?

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9 Responses to “Is she gonna be my girl?”

  1. Daniela says:

    Fliegt Jet Airways. Da kannst du den Hund als Cargo aufgeben. Sie wird dann als Übergepäck berechnet. Im Internet findest du Angaben über den notwendigen Transportkäfig und Impfungen sowie eine Bestätigung des Tierarztes, dass das Tier bedenkenlos transportiert werden kann. Allerdings brauchten wir davon gar nichts,a ls wir unsere katze auf einem Flug von Bangalore nach Delhi mitgenommen hatten. Die wollten lediglich die Quittung (Übergepäckberechnung) sehen.

    Wenn du sie per Flug holst, solltest du evtl. nicht erwähnen, dass du sie gerade von der Straße aufgegabelt hast, sonst wollen sie vermutlich die ganzen Scheine sehen.

    1600km in zwei Tagen? Niemals. Wir haben von Delhi nach Mumbai (ca. gleiche Strecke) vier Tage gebraucht, man schafft es bei straffer Fahrt aber auch in drei Tagen. Wir haben halt oft angehalten, und das Tier muss ja auch mal raus. Die Straße von Chennai nach Bangalore und weiter nach Pune ist aber bei weitem nicht so gut, mitunter gerade mal zweispurig und kurz nach dem Monsun sowieso stark beschädigt, so dass es locker eher 5 Tage dauert, zumal du nur in großen Orten mit guten Hotels anhalten kannst – Hunde mag man in Hotels nicht.

    LG
    Daniela

  2. jules says:

    Danke, Daniela, für den Tipp. Als wir mit Assai eingereist sind, hat auch niemanden irgendetwas von dem ganzen Papierkram interessiert, für den ich mir in D. ein Bein ausgerissen habe. Hoffe, dass das innerindisch auch so gehandhabt wird – denn natürlich hätte sie die Impfungen bestenfalls ganz frisch und ich glaube, auch da sind Fristen zu beachten.
    Die 2-3 Tage sind auch eine eher optimistische Schätzung; mit irgendwas muss man sich ja Mut machen!
    Heute Abend kommt U. zurück, dann kommt‘s drauf an…Aber ich schreib noch mal was zu dem Thema!

    Liebe Grüße nach Mumbai,

    Julia

  3. Daniela says:

    Ich wünsche dir bei den “Verhandlungen” mit U. viel Glück. Die Kleine sah wirklich süß aus. Ich hoffe ja auch ständig, dass wir in unsere eigene Wohnung ziehen, damit ich einen Hund aufnehmen kann. Aber zurück zu dir: ich denke, die Flugoption ist nicht nur die Schnellste, sondern auch die Billigere, immerhin würdet ihr im Schnitt schon allein Rs.7.500 pro Strecke für Sprit ausgeben. Viel teurer sind die Flüge da auch nicht. Plus Hotel und Verpflegung. Das kann ja dem Hund zu Gute kommen. Soooo viel Leckerli… 😉

    LG
    Daniela

  4. jules says:

    Hey, schön, dass Du Dich noch mal meldest!

    Jaaaaa, schluck, mal gucken, was U. heute Abend so sagt!

    Sag mal, zu Dir: Wo guckt ihr denn in Bombay nach Wohnungen? Ich hab letzte Woche mal nach Eurer Station gefahndet und festgestellt, dass Borivali wirklich alles andere als ein Katzensprung nach Südmumbai ist…Schreib doch mal darüber, ich finds jedenfalls sehr spannend, etwas über Deine Erfahrungen mit Bombays Immobilienmarkt zu erfahren!

    Abgesehen davon ist die Stadt wirklich toll, trotz all des Elends, das mir wieder einmal auf dem Kurztrip begegnet ist – das liegt mir noch auf der Seele, werde im Blog mal versuchen, meine Eindrücke wiederzugeben. Aber dann auch: Tolle Galerien, Kneipen, und, wie ich finde, ein sehr offenes Flair – sagenhafte Stadt! Ich beneide Euch, bis auf den Verkehr, dass Ihr dort wohnt.

    Viel Glück, auf jeden Fall, bei der Suche – Ich glaub, das könnt Ihr bei den abgefahrenen Preisen wirklich brauchen!

    LG, Julia

  5. Daniela says:

    Ich arbeite schon an einem Beitrag zum Thema Wohnungssuche in Mumbai, aber das dauert noch. Momentan läuft der Frust da einfach über. Aber wir haben da was in Aussicht…. Drück uns die Daumen.

    Lg
    Daniela

  6. jules says:

    Tu ich!

    Bis bald, J.

  7. Helk says:

    Hallo Julia,

    das ist ja eine Süße. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen für die Verhandlungen mit U., den Flug (oder die Fahrt) und alles weitere. Sie hat wirklich etwas von einem Ridgeback ohne Ridge. 😉

    Das Du bei ihr nicht widerstehen kannst, verstehe ich nur zu gut. Ich hoffe für Euch, dass die Kleine ihre Freiheit nicht zu sehr genießt und sich gut an die häusliche Umgebung gewöhnt. Lea hat die Annehmlichkeit mittlerweile zu schätzen gelernt. 😉

    Wie gesagt, ich drücke Dir und der Süßen die Daumen.

    Viele Grüße aus BS
    Helk

  8. Steffi says:

    Hallo Julia,

    meine Güte, ich bin hin und weg von dieser Schönheit und drücke Dir ganz fest die Daumen, daß U. sich überzeugen läßt von der Notwendigkeit, diese süße Maus bei Euch einziehen zu lassen! Und daß auch danach alles klappt.

    Wir haben ja nun selbst einen ehemaligen Straßenhund und kann nur sagen, daß es eine einmalige, mir sehr wertvolle Erfahrung ist. Ich würde Lea nie wieder hergeben wollen.

    Niemals.

    Daumendrückende Grüße,
    Steffi

  9. jules says:

    Mensch Steffi,

    schön, mal wieder was von Dir zu hören! Ja, ja, ich ringe noch mit mir! Sie ist bildschön und unglaublich lieb!

    Seufz!

    Ich schreib noch was zu dem Thema…

    Ganz liebe Grüße, Julia