Die Stadt der Steinmetze

Praktisch finde ich ja, dass indische Städte eine historisch gewachsene, ihnen innewohnende Ordnung haben: Im Budhwar-Peth in Pune zum Beispiel sitzen alle Geschäfte, die Metall in jeglicher Form verkaufen, vor allem Baumaterialien, an der Lakshmi-Road kann der geneigte Inder seine kleinen Prinzen einkleiden, in der ABC-Road sitzen, nomen est omen, sämtliche gute Schreib-und Papierwarengeschäfte etc., etc.

Bei Mamallapuram, resp. Mahabalipuram seit der Rückbesinnung auf indische Werte, ist es gleich ein ganzer Ort an der bengalischen Südküste, der sich einer Sache widmet: Der Bildhauerei. Und das ist so beeindruckend, dass ich, abgesehen von den Weltkulturerbe-Tempeln, die es dort auch noch gibt, allein aus diesem Grund da nochmal hin musste: Noch nie im Leben vorher hatte ich gesehen, wie aus gigantischen Granit-, Marmor- und Specksteinquadern überlebensgroße Shivas, Parvatis, Buddhas und dickbäuchige Ganeshas entstehen, als Relief oder als freistehende Statue, fein gearbeitet, mit Arbeitszeiten bis zu einem Jahr pro Skulptur. Mamallapuram ist DER Lieferant für Tempelskulpturen in Indien – an Tempeln und damit an Arbeit, herrscht ja bekanntlich kein Mangel. Dies sind ein paar Beispiele:

Ausserdem hatte ich seit unserem letzten Besuch vor vier Jahren einen Auftrag: Ein Nandi, Shivas sanftäugiges Rinder-Reittier, musste her. Damals konnte ich mir das von der Backe schminken: Airlines finden 50 Kilo Übergepäck nicht so witzig, mein Portemonnaie auch nicht, jetzt, mit Wohnort Pune, war der Weg frei:

Abgesehen davon ist Mamallapuram auch ein entspanntes Fischerdorf mit Traveller-Charakter: Morgens spielen die Fischer am Strand Karten, man badet im Meer und ein paar Meter weiter erteilt der Priester seinen Segen bei der Morgen-Pooja. Es wimmelt von netten Kneipen, Cafés und Guesthouses, ab und zu kreist ein Joint, die Bierchen sind kaltgestellt und die gestrengen Sittenwächter von Tamil Nadu sind ganz weit weg. India at it‘s best!

PS: Abgesehen davon gibt es dort süße, ja wirklich süße Hunde, aber das behalte ich lieber für mich, sonst könnte U. ja auf komische Gedanken kommen, zum Beispiel darauf, dass ich so verrückt sein könnte, die Kleine zu holen… nun ja, wir werden sehen. Falls Ihr Ende dieser Woche für längere Zeit nichts hört, wisst Ihr, dass ich den Überlandweg nach Mamallapuram angetreten habe. Ist doch wirklich schön dort und die Luft ist so gut, nicht?

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