Leben in Indien – www.somosa.de

Genau jetzt, heute, vor drei Monaten, ist Assai gegangen. Musste gehen, konnte nicht mehr. Hat nicht mehr gefressen, viele Tage lang, nicht mehr getrunken, konnte schließlich kaum noch gehen. Ich hab ihn schließlich die Treppen heruntergehoben, diesen großen, starken Kerl, hinauf aufs Sofa, nichts ging mehr. Guckte nur noch, guckte mir nur noch direkt in die Augen, wusste es. War ganz ruhig dabei. Mir kam es vor, als wolle er sich entschuldigen: ‘Hey, Mann, ich liebe Dich, aber ich kann nicht länger bleiben. Ich würde gern, aber ich kann nicht mehr.‘

Das war die Botschaft, die mir seine Augen vermittelten und ich habe sie gehört. Eigentlich hatte ich vor, ihn eines natürlichen Todes sterben zu lassen, keine Schmerzen vorausgesetzt. Aber er hatte Schmerzen, dessen bin ich mir sicher, nur hat er nie etwas merken lassen. Ein Braunschweiger Tierarzt, von dem ich eine Menge halte, hatte mir damals gesagt: ‘Von diesem Hund werden Sie niemals einen Schmerzenslaut hören, ich kenne solche Charaktere‘, und er hatte recht. Niemals beklagt, kein Gejammer, kein Gewimmer, nie Aggression, selbst wenn wir ihn in Hannover zum x-ten Mal auf die Seite drehten, für ein weiteres CT, MRT oder eine Sonographie. Nur unendliches Vertrauen. Ich war bei ihm, und das war genug.

U. hat damals etwas sehr weises gesagt, als ich mich Tage danach noch verzweifelt fragte, ob es richtig gewesen sei, ihn einschläfern zu lassen. Er sagte: ‘Aber es war doch Assai, der die Entscheidung getroffen hat!‘ Und damit hatte er recht.

Nun ist er fort, und ich vermisse ihn schrecklich, meinen Hundemann. Ich weiss, nicht, ob es so schnell einen anderen Hund in meinem Leben geben wird, denn das, was ich geben möchte, ist nicht einfach ein Dach über dem Kopf und ein Hund, der gerade so einmal in meinem Leben ‘mitläuft‘. Wir waren Kumpel, und die meiste Zeit war Assai mein bester Freund, wir waren ein Team. Ich weiss nicht, ob ich das jetzt geben kann. Aber das ist auch egal, denn dieser Abend, diese Nacht gehören Assai. Ich liebe Dich und ich hoffe, Du bist geborgen und wohlbehalten, wo immer Du bist.

Julia

Tags: Hund, Liebe, Sterben, Tod

This entry was posted on Saturday, September 13th, 2008 at 6:13 pm and is filed under Assai, Uncategorized. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.