Mit einem satten „Plock!“ und leisem Nachhall fällt die Haustür ins Schloss, ich bin wieder allein. U. ist für eine Woche in Deutschland und dies ist ein Moment, den ich fürchte. Wie viele Male ging es mir als Kind so – ich bin eines dieser klassischen Einzelkinder, die allein im nächtlich stillen Haus erwachten, und niemand war da. Und NIEMAND war da! Alles dunkel, keine Stimmen, dunkler Garten, schwarze Nacht. Viel Platz für Fantasie, viel Platz für Angst. Früher, als ich klein war, setzte ich mich dann auf die Stufen unserer Holztreppe, die von den Schlafzimmern hinab zu Flur und Wohnzimmer führte und sah aus dem angrenzenden Fenster auf die spärlich erleuchtete Straße hinaus. Keine Häuser gegenüber, nur verlassene Tennisplätze und unbeleuchtete Nachbarhäuser, Einzelhäuser, wie unseres. Ich wartete. Je mehr ich wartete, desto ängstlicher wurde ich. Was war das Knacken eben, an der linken Seite vom Haus? Ich lauschte angestrengt, dann ein Rauschen in der großen Tanne, Schritte auf dem kleinen Weg, der an unserem Gartenzaun vorbeiführte, ein Schatten: ein nächtlicher Spaziergänger, oder doch, ein Einbrecher? Angst.
Während meine Eltern angeregte Diskussionen mit Freunden führten, steigerte sich mein Verlassenheitsgefühl langsam zur Panik. Hilfe! Ist da denn niemand? Kommen sie nicht mehr zurück? Wo sind sie?
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Nachts um Vier, allein.
Saturday, August 23rd, 2008You don´t die because of fear
Friday, April 18th, 2008
Mir ist mulmig, denn es wird konkret. Heißer Wind, der den Straßenstaub tanzen lässt, rotwehende Saris, Händler, die alle erdenklichen Waren auf Plastikplanen entlang verstaubter Straßenränder feilbieten, dreckige, magere, kranke Straßenköter, die einander in der Meute jagen, alles verschlingende Menschenmassen in Autorikshas, auf Fahrrädern, mit Handkarren, in Autos, Bussen und Lastern – alle drängelnd, alle pressend, alle auf ein Ziel hinstrebend, dorthin, wo auch ich hin will.
Das sind die klischeehaften Bilder von Pune, die mir verzerrt durch den Kopf jagen, wenn ich nachts nicht schlafen kann, aber sie entsprechen dem, was wir auf unserer Kennenlern-Reise erlebt haben. Bange Gedanken: Was ist, wenn ich es dort nicht aushalte, wenn mich Lärm, Hitze, Gerüche, Menschenmassen fertig machen und ich nichts als weg will?
Aber es gibt kein Zurück: Vor ein paar Wochen hat U. den Arbeitsvertrag unterschrieben. Unsere Zukunft heißt Indien.