Archive for September, 2008

Ab jetzt putze ICH und ich find‘s klasse!

Friday, September 19th, 2008

Seufzer-der-Erleichterung, die Nummer wäre jetzt auch ausgestanden. Wondana ist weg, und das ist gut so. Zuletzt hat mich schon das morgendliche Kratzen des Schlüssels im Haustürschloss genervt, wenn Madam mal wieder meinte, sie müsste schon um zehn vor acht mit dem Putzen beginnen (Zur Erinnerung: Abgemacht war von zehn bis ein Uhr).

Dann hat sie immer schön um uns herumgewischt, wenn wir am kleinen Frühstückstisch in der Küche saßen (die Küche ist nicht groß) oder musste genau dann, wenn wir den letzten Krümel Toast in den Mund steckten, anfangen, abzuwaschen, klapper, klapper.

Nicht auszuhalten, abgesehen vom Unterhosen-Problem: Ich habe nun mal morgens um die Zeit nicht gern viel an, zumal es hier warm ist. Also, immer wenn ich das Gekratze im Türschloss hörte, nach oben ins Schlafzimmer gehechtet, um mich in Schale zu werfen – für meine Putzfrau. Abgesehen auch davon, dass ich um diese Zeit nicht gern kommuniziere, höchstens mit meinem Computer, aber den liebe ich auch, denn es ist eine STILLE KOMMUNIKATION.

Die Frage lautet: Haben oder Nicht-Haben? (Nicht: Sein oder Nicht-Sein)

Friday, September 19th, 2008

Normalerweise bin ich ziemlich unempfänglich für Neid. Geld, und was man damit kaufen kann, wird meines Erachtens im Allgemeinen ziemlich überbewertet. Denn klar ist: Man kann kein Glück damit kaufen. Die gesamte Yellow-Press liefert wöchentlich Beweise dafür. Sie lebt vom Unglück der sogenannten High-Society. Und wer einmal an der Côte d‘Azur in die leeren Gesichter der Yachties geguckt hat, die auf den hinteren Plattformen ihrer mindestens 30-Millionen-Euro teuren schwimmenden Paläste hocken, damit man sie auch gut beim Champagner-Schlucken bewundern kann, weiss: Die brauchen nicht mehr zu sterben, die sind schon tot. Arme Säue.

Für mich gilt: Hauptsache, ich habe meine Freiheit. Ich habe soviel Spaß daran, hier in Indien und anderswo über die Staubstrassen zu steppen, eine hübsche Feder im Gras zu finden, den Streifenhörnern morgens beim Fangen-Spielen zuzugucken oder meinem Hund beim Fliegen über einen Rübenacker – Hey, ich brauch nich‘ mehr!

Sarah Palin – was für ein reizendes Schätzchen.

Wednesday, September 17th, 2008

Ich meine, wir sind ja einiges gewöhnt von Amerika: Wir hatten in der Vergangenheit Schauspieler-Präsidenten, Kommunistenhasser, Schwulenhasser, Schwarzenhasser, natürlich jede Menge Kriegsbefürworter, wir haben einen Ex-Bodybuilder UND Schauspieler als Gouverneur von Kalifornien und nun haben wir eine mittelständische und ihres Bekundens nach tiefgläubige ‘Hockey-Mom‘ aus einer Kleinstadt Alaskas, die es in der Vergangenheit bis zur Gouverneurin gebracht hat, als Vizepräsidentin, falls John McKain die Präsidentschaftswahl am 4. November gewinnt.

Dies ist also nicht weiter erstaunlich, prekär an dieser Situation ist aber, dass John McKain bereits 72 Jahre alt ist und mit einem eventuellen Ableben nicht nur Amerika mit dem Gedankengut und den Entscheidungen einer reaktionären Dorftrulla als Präsidentin von Amerika leben müsste, sondern die ganze Welt. Sarah Palin vertritt nämlich folgende bemerkenswerte Positionen (Alle Zitate Spiegel-Online, in Gänze zu finden hier):

Let‘s light a candle for Assai and all the others who had to go. It‘s going to be us, one day.

Saturday, September 13th, 2008

Genau jetzt, heute, vor drei Monaten, ist Assai gegangen. Musste gehen, konnte nicht mehr. Hat nicht mehr gefressen, viele Tage lang, nicht mehr getrunken, konnte schließlich kaum noch gehen. Ich hab ihn schließlich die Treppen heruntergehoben, diesen großen, starken Kerl, hinauf aufs Sofa, nichts ging mehr. Guckte nur noch, guckte mir nur noch direkt in die Augen, wusste es. War ganz ruhig dabei. Mir kam es vor, als wolle er sich entschuldigen: ‘Hey, Mann, ich liebe Dich, aber ich kann nicht länger bleiben. Ich würde gern, aber ich kann nicht mehr.‘

Ein weisser, reicher Geldautomat

Thursday, September 11th, 2008

Es ist ein ständiger Kampf: Michael und sein Lederfussball, John und sein dreisprachiges Schulbuch, der Rikshafahrer Romans und sein vom Monsunregen leckes Dach, die Fruchtverkäuferin vom Strand, die mir unter Tränen erklärt, dass sie seit zehn Tagen nichts verkauft hat, alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern ist und nichts für ihre Familie zu essen kaufen kann, Theresa aus Karnataka, die einen Bruchbuden-Shop für 75.000 Rupien pro Jahr in Varkala gemietet hat und dort T-Shirts, Tücher, Taschen vertreibt etcetera, etcetera – die Liste von Leuten, die an mein gutes Herz appellieren, könnte länger nicht sein. Nahezu jede Begegnung in Indien, die in meinen Augen zunächst ganz unschuldig beginnt, endet letztlich in einer Diskussion um Geld, mein Geld. Geld, was ich habe, und das mein Gegenüber von mir haben möchte. Die Gründe dafür – siehe oben – sind so vielfältig (und erlogen?), wie die Menschen, mit denen ich spreche.

Welcome to the 21.st Century.

Sunday, September 7th, 2008

Gestern begleitete mich Michael auf einem Strandspaziergang. Ich bin einer seiner ‘alten‘ Freunde, sagt er, denn er hatte mich seit dem ersten Tag im Visier, also schon seit acht Tagen: Ich bin auserkoren, seiner Fussballmannschaft einen neuen Lederball zu kaufen, denn die Großen aus seinem Dorf verleihen ihren nicht an die Youngsters. Abgesehen von der Bettelei ist Michael ein intelligentes und kommunikatives Bürschchen und klärt mich über die Verhältnisse an ‘seinem‘ Strand auf – uns waren schon am ersten Tag die Unmengen kleiner und großer Fische aufgefallen, die verendet und nutzlos am Strand herumliegen: Warum also das Massensterben?