Archive for the ‘Hunde’ Category

sometimes I wonder…

Monday, January 26th, 2009

Frühmorgens, sechs Uhr, oder sechs Uhr dreissig, es fängt gerade an zu dämmern, die ersten Vögel singen ihr Morgenlied und ich öffne die Tür in die kühle Frische des Gartens: Meine Hände greifen in die Tüte mit den glibberigen Hühnchenlebern, ziehen ein Stück heraus, greifen nach der Gardena-Haushaltsschere, zerteilen das Organ in winzige Stücke, dann das nächste Stück rostroter Glipsch, bis genug in Kalus Fressnapf liegt. Dann greift meine blutige Hand in die Tüte mit dem Ziegenhack, auch davon gibt es ein paar Löffel. Wenn ich Glück habe, ist noch ein wenig von dem Vortagsreis mit Butter und Broccoli da, sonst gibt es feingeriebene Möhren und Haferflocken, möglicherweise ein Ei und auf jeden Fall wechselnde Öle.

Alles wird dann gemischt und mit den nötigen Nahrungsmittelzusätzen versehen – seine Medikamente hat Kalu vorher schon schon bekommen: Von Hand, eingehüllt in einen betrügerischen kleinen Hackball, den der Hund in seiner Morgengier hinunterschlingt, ohne seine übliche Auslese-Kontrolle.

Update: Kalu – der drei Leben braucht. Und sehr viel Glück.

Monday, January 19th, 2009

Nach dem so gut überstandenen Unfall haben wir eine neue Katastrophe: Kalu hat Staupe, das ist jetzt leider gewiss.

Das ist in etwa so schlimm, als wenn jemand zu Euch sagen würde: “Sie haben einen Gehirntumor.” Überlebenschance: 50 Prozent. Es gibt keine Therapie.

Wir hatten, seit wir Kalu aufgenommen haben, immer sein leichtes Muskelzucken im linken Brustbereich im Blick. Deswegen, und wegen der anderen Symptome, die er anfänglich hatte, auch der Test Anfang Dezember. Doch trotz damals negativen Testergebnisses und blütenweißen neuen Zähnen ist der progressive Verlauf des Muskelzuckens, die Myoklonie, nicht mehr zu übersehen.

Das heißt, dass er keinesfalls über den Berg ist. Bei einer fortschreitend progressiven Entwicklung können alle vier Läufe von den vegetativ bedingten Konvulsionen ergriffen werden, weiterhin drohen motorische und andere nervenbedingte Ausfallerscheinungen bis hin zur Gehirnstaupe mit Gehirnkrämpfen und letzlich dem Tod.

Kalu – der Hund mit (mindestens) zwei Leben

Saturday, January 17th, 2009

ein Ridgeback-Mix-Welpe liegt auf dem Rasen mit einem Turnschuh als Beute

Kalu ist ein Hund mit vielen Leben, soviel steht fest. Und die braucht er auch, weil erstens: Indien ein gefährliches Land für kleine Hunde ist und zweitens: Er eine zu vertrauensselige Halterin hat, die mal ordentlich eine gewischt bekommen müsste, zum Aufwachen. Mein Gott, wie blöd muss man sein?

Aber nun zu dem, was am Morgen des 14. Januars passierte, der Tag, der bei uns als Kalu´s zweiter Geburtstag in die Familiengeschichte eingehen wird:

Es gibt nur wenige Momente im Leben, in denen man Todesangst hat. In denen die Zeit stillsteht und man alles wie in einem Film erlebt, in dem sich die Sekunden dehnen und zu Momenten des Grauens werden, weil Du weißt, dass etwas Schreckliches geschieht und Du kannst nichts, gar nichts tun, um die Dinge abzuwenden. Du stehst daneben und schreist, schreist aus vollem Halse, und Deine Hilflosigkeit lässt Dich wie ein Ertrinkender nach Luft schnappen und dann rennst Du, noch immer schreiend, und hilflos, bis Deine Beine versagen und alles, was Du tun kannst ist, auf einen guten Ausgang zu hoffen, against all odds.

Tod den Streunern.

Sunday, December 21st, 2008

Schlechte Aussichten für alle Straßenhunde in Maharashtra und Goa: “HC okays stray dog culling” – hinter dieser kryptischen Überschrift verbirgt sich eine schockierende Todesbotschaft für alle Streuner, wörtlich übersetzt: Der Highcourt in Mumbai segnet das Erlegen von streunenden Hunden ab.

Das Grundsatzurteil eröffnet gegen alle Argumente der am Prozess beteiligten Tierschützer die Jagd auf viele Hunderttausend frei auf den Straßen lebende Hunde, die nun mit staatlicher Absegnung getötet werden dürfen, sobald sie die Schnauze zu weit öffnen: Voraussetzung für die Lizenz zum Töten ist nämlich nicht, dass die Opfer aggressiv oder unheilbar krank sein müssen – nein, die Erregung öffentlichen Ärgernisses kann nach Meinung der Richter bereits gegeben sein, wenn die Hunde zuviel oder zu laut bellen.

Wer Indien kennt oder in dem Land lebt, weiß, dass das quasi jede Nacht der Fall ist: Überall bellen Hunde und verteidigen ihre Reviere. Das ist völlig normal. Bis jetzt war es das auf jeden Fall.

Kalu, das Sorgenkind.

Friday, December 19th, 2008

Ach, es ist ein Elend: Was könnte man nicht alles machen, wenn man einen gesunden Welpen hätte: Man könnte viel spielen, ausgehen, so nützliche und wichtige Dinge lernen wie die Grundkommandos Sitz, Platz, Bleib und Hier, man könnte anfangen, Alleinsein zu üben, mit ganz vielen Leckerlis den kleinen Fratz belohnen, und, natürlich Welpenspielstunden abhalten mit anderen Junghunden, die andere nette Menschen adoptiert haben. Und alle wären zufrieden und glücklich, der Racker inklusive.

So aber ist Schonen angesagt und Schlafen, Schlafen, Schlafen: Kalu Küchenhund schläft fast rund um die Uhr, er spielt nicht mehr seit ich ihn aus dieser F….-Familie abgeholt habe, er hat Bauchschmerzen (und Durchfall), Muskelzucken, das auf eine Virusinfektion hindeutet, bekommt nach wie vor die Augen nicht auf (Staupe?), ich verbringe einen Großteil meiner Zeit mit dem Wälzen homöopathischer Grundlagenwerke, dem Auflösen von Globuli, dem Zerkleinern von Hühnerbrust, Leber und Möhrchen und bin zur Sterne-Diätköchin für Hunde avanciert. Ich kann nicht das Haus verlassen und habe seit meiner Rückkehr von Pune nicht mehr gesehen als meinen Garten, die Strecke zum Tierarzt und die kleine Straße in unserer Society, denn Kalu ist noch nicht durchgeimpft.

Kalu, der Küchenhund.

Thursday, December 4th, 2008

Ich weiß nicht, was es ist, was die Magie eines Hundes ausmacht: Ist er der charakteristische Pfötchengeruch, ein bisschen Schweiß, viel Hund? Ist es das seidige, hellbraune Fell, das so gut nach Baby riecht? Ist es das Paar schwarzer Knopfaugen, das Dir so völlig ohne Argwohn mitten ins Herz sieht, voller Vertrauen, voller Zuversicht, denn das ist alles, was ein Hundewelpe kann? Sind es die langen schwarzen Wimpern und die Barthaare, oder ist es das rosa Bäuchlein, das Dir entgegengestreckt wird, damit Du es kraulen kannst?

Es ist auch völlig egal, was es ist: Ich bin verliebt, denn ich fand Kalu. Oder fand er mich?

Auf jeden Fall bin ich am letzten Samstag im letzten Tageslicht mit meinem Fahrrad durch den Koregaon Park gestreift – absichtslos, nur dabei, ein wenig indisches Alltagsleben zu genießen, den Kopf frei zu bekommen beim Fahrradfahren – zuviel ist passiert, vergangene Woche, U. war immer noch nicht da und ich hatte den ganzen Tag vor dem Rechner gesessen – also: raus!