Update: Kalu – der drei Leben braucht. Und sehr viel Glück.

Nach dem so gut überstandenen Unfall haben wir eine neue Katastrophe: Kalu hat Staupe, das ist jetzt leider gewiss.

Das ist in etwa so schlimm, als wenn jemand zu Euch sagen würde: “Sie haben einen Gehirntumor.” Überlebenschance: 50 Prozent. Es gibt keine Therapie.

Wir hatten, seit wir Kalu aufgenommen haben, immer sein leichtes Muskelzucken im linken Brustbereich im Blick. Deswegen, und wegen der anderen Symptome, die er anfänglich hatte, auch der Test Anfang Dezember. Doch trotz damals negativen Testergebnisses und blütenweißen neuen Zähnen ist der progressive Verlauf des Muskelzuckens, die Myoklonie, nicht mehr zu übersehen.

Das heißt, dass er keinesfalls über den Berg ist. Bei einer fortschreitend progressiven Entwicklung können alle vier Läufe von den vegetativ bedingten Konvulsionen ergriffen werden, weiterhin drohen motorische und andere nervenbedingte Ausfallerscheinungen bis hin zur Gehirnstaupe mit Gehirnkrämpfen und letzlich dem Tod.

Es ist heute schon so, dass Kalu bei längeren Spaziergängen die Kontrolle über seinen linken Vorderlauf verliert, zusammensackt, und hinfällt. Weiterhin fällt mir auf, dass er sich kaum noch ablegen kann, eher kracht er in sich zusammen. Außerdem weint er jetzt häufiger, wenn er sich hinlegt und ich kann das nicht mehr dem Zahnen erklären. Kalu ist totkrank.

Ich versuche jetzt, mit einem Konglomerat aus homöopathischen Medikamenten den Verlauf der Erkrankung günstig zu beeinflussen: U. bringt am Mittwoch eine in Indien nicht erhältliche Staupe-Nosode aus Deutschland mit, solange kämpfe ich mit Bryonia und Echinacea gegen die Konvulsionen und versuche, sein Immunsystem zu unterstützen.

Falls er durchkommt, bleiben die Konvulsionen erhalten, sie sind nicht reversibel. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt würde ich sagen, er kann (noch) damit leben. Wenn es mehr wird? Ich weiß es nicht.

Wenn jemand von Euch einen Rat hat, oder jemanden kennt, der sich mit dieser in Deutschland fast ausgestorbenen Viruserkrankung auskennt und vielleicht einen Tipp für uns hat, der jenseits des im Internet verfügbaren Wissens liegt, würde ich mich über eine kurze Nachricht/ Hilfestellung freuen.

PS.: Es gibt Hoffnung! Wir waren gerade noch einmal bei Tierarzt Nr.4, der sich nicht so einfach geschlagen gibt, genauso wenig wie Kalu und ich: Kalu bekommt jetzt Anti-Konvulsiva, damit ihn das Zucken nicht mehr so sehr nervt und noch ein weiteres Medikament, das den Neuro-Stoffwechsel verbessern soll. Morgen wird dann sein Blut an ein EU-Labor geschickt, um den Staupetiter festzustellen. Und notfalls wird nachgeimpft bzw. mit einem Blutserum von einem infizierten Hund nachgeholfen. Antikörper sind jetzt wichtig.

Außerdem habe ich im Internet eine Studie aus Brasilien entdeckt, die nachgewiesen hat, dass mittels Akupunktur der Krankheitsverlauf maßgeblich zum Positiven beeinflusst werden kann. In Mumbai habe ich schon einen Tier-Akupunkteur gefunden – leider nicht in Pune. Ich arbeite daran.

Und wer jetzt meint, ich hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank – Soviel Aufriss um EIN TIER – dem gebe ich recht. Und bin trotzdem davon überzeugt, dass jeder Einzelne von Euch es genauso machen würde, wenn Ihr es wirklich, wirklich gern habt. That´s what you do because you love, honey.

Und vielleicht komme ich irgendwann auch mal wieder dazu, Indien um mich herum wahrzunehmen, und darüber zu schreiben: Wenn, ja, wenn Kalu auf der sicheren Seite ist.

PPS: Ich habe heute ein ayurvedisches Medikament von dem Tierarzt verschrieben bekommen – Palsinuron Capsules, 30 Tabletten 96 Rupien, gleich 1 Euro fuffzich, grob geschätzt. Ich habe danach gegoogelt, zur Info. Gefunden habe ich einen Shop, der das Zeug international vertreibt: 100 Tabletten für sage und schreibe 276 Dollar. Sag mal, sind die noch ganz dicht?

Tags: , ,

9 Responses to “Update: Kalu – der drei Leben braucht. Und sehr viel Glück.”

  1. Steffi says:

    Liebe Julia,

    da fehlen mir wirklich die Worte. Es tut mir sehr leid. Zumindest gibt es noch einen Hoffnungsschimmer.

    Ich drücke die Daumen, dass Kalus Schutzengel, der ihn zu Euch geführt hat und ihm bei dem Unfall das Leben gerettet hat, weiterhin für Kalu sorgt. Und letztlich auch für Euch.

    Einen Kontakt hatte ich Dir ja bereits vermittelt, ich hoffe, es bringt auch was.

    Liebe Grüße,
    Steffi

  2. Daniela says:

    Hallo Julia,

    ich hoffe, Kalu kommt durch. Bleib am Ball und halte uns auf dem Laufenden, wie es dem kleinen Helden geht.

    Viele Gruesse,
    Daniela

  3. Emil says:

    Oh, das tut uns sehr leid. Zur Diagnose Staupe passen auch die früheren schlimmen Durchfälle und die schlimmen Augenprobleme. Wir drücken feste die Daumen, dass der TA es schafft Kalu ein Weiterleben zu ermöglichen.
    An euch denkend,
    Emil und Frauchen

  4. Teodoraa says:

    erinnert mich an eine (lebens)geschichte von Doris Lessing, wie sie eine ihrer Katzen durch pure Willenskraft am Leben erhalten hat, die Katze hatte sich aufgegeben, die Tierärzte hatten aufgegeben und sie hat weitergekämpft, sie hat sie jeden tag massiert, das verfilzte, verdreckte fell einer katze gereinigt die sterben will und sie täglich in die tierklinik gebracht, bis die medikamente anschlugen und die katze irgendwann über den berg war, das kostet verdammt viel kraft und ich hoffe und wünsche, dass du diese hast …und nein, es klingt nicht verrückt…

  5. sarangiji says:

    genauso wie sich eine Seele aufs Leben einlässt, wenn sie sich auf die Geburt einlässt, so hast Du Dich auf etwas Neues und Unvorhersagbares eingelassen, als Du Kalu zu Dir genommen hast.
    Ich glaube nicht, dass die Seele weiß, dass sie sich auf etwas Großartiges oder GEfährliches und Gewagtes einlässt, wenn sie sich zur Geburt bereit macht, aber sie tut es dennoch. Es kann schlimm werden, aber es wird eine großartige Erfahrung.
    Und so ist es schließlich auch eine großartige Erfahrung für Dich. Du hast Kalu zu Dir genommen und Du hast einen starken Willen, den der Liebe, es durch zu stehen. So wie die Seele das Leben durchstehen will, selbst wenn es schmerzt.
    mach weiter so, Julia,
    meine Gedanken sind bei Dir.

    LG
    Andreas

  6. jules says:

    Danke, Euch allen!

    Ich tue, was ich kann. Kalu auch.

    Julia

  7. anja says:

    ich wünsche dir, dass du jede minute mit deinem kalu genießen kannst und nicht alles schon durch die krankheit gefärbt wird…
    lg anja

  8. anu says:

    Hallo,
    ja, Staupe das ist schlimm. einer Erfahrung nach bringt diese Krankheit in Indien 60-70% der Strassenhundewelpen um. Sie ist schlimmer als Tollwut.
    Dennoch, dein Kalu hat mit Sicherheit die groessten Chancen zu dem Teil zu gehoeren der ueberlebt, auch dank deinen Anstrengungen. Er hat gutes Futter, bekommt Medizin und hat jemanden der sich um ihn kuemmert.
    Das ist eine gute Basis.
    Mein Rufus hatte auch Staupe. Er hat sie ueberstanden, allerdings auch mit geschaedigtem nerven- ud Imunsystem. Letzters war schliesslich fatal. Aber Kalu ist ein Strassenhund. Die haben oft eine bemerkenswerte Resistenz.
    Unser Pius wurde vor 2 Monaten richtig uebel von einem groesseren Hund gebissen. Da fehlte an der Schulter ein Stueck Fleisch. Er war weggelaufen und kam erst einen Tag spaeter zurueck, naehen war nicht moeglich. Die Wunde infizierte sich, da Pius generell nicht so viel davon haelt ruhig mit Verband auf einem sauberen Stueck Betonboden zu bleiben. Ich war fest davon ueberzeugt, dass er es nicht schafft.
    Jetz, 2 Monate spaeter ist er wieder quietschfidel und knurrt nach wie vor alle anderen Hunde an. Gelernt hat er offensichtlich nicht. Aber die Wunde ist verheilt.
    Kalu ist noch jung. Junge Hunde ueberstehen Staupe meistens besser als ausgewachsene (obwohl sie oeffter sterben, aber Spaetfolgen sind seltener oder gehen zurueck).
    Von daher, ich wuensche Euch beiden die Kraft das jetzt durchzustehen!

    lg
    anu

  9. Kerstin says:

    Liebe Julia,

    wuensche Dir und Kalu alles, alles Gute, vor allem viel Kraft. Ich bin ueberzeugt, dass er es schaffen wird, ganz allein, weil Du es willst!!!

    Und….verrueckt? Sind wir nicht alle etwas Bluna? Lass die Leute denken, was sie wollen, sie helfen ja auch nicht, gelle?

    LG
    Kerstin