Archive for the ‘Reisen’ Category

Tokyo, my love. Vollkommen gaga.

Wednesday, April 15th, 2009

Das Dreckloch Indien hat uns wieder: Das habe ich boshafterweise zu U. gesagt, als wir gestern Nacht in Mumbay Airport nach 24 Stunden Viehtransport, der sich heute Reisen nennt, aus dem Airbus 340 kippten und uns eine Welle feuchtheißen Gammels entgegenschlug, vermischt mit ein paar Kloake-Atomen aus dem nächstgelegenen Slum, der sich gleich um die Ecke befindet.

Das ist politisch nicht korrekt und auch nicht ernst gemeint. Aber wenn man aus dem antiseptischen Japan kommt, werden einem schon winzigkleine Unterschiede bewusst.

Also, was gibt es über Japan zu schreiben?

Zuviel, um überhaupt anfangen zu können, dazu ist es zu divers. Wählen wir deshalb einen kleineren Ausschnitt und fangen mit Tokyo an. Vielleicht folgendes: Ich habe noch nie so viele sorgfältig gekleidete Menschen gesehen wie in diesem 35 Millionen Moloch. Sorgfältig bezieht sich dabei auf jede erdenkliche Spielart des Ankleidens, zu denen Menschen fähig sind. Ich meine, Menschen haben gewisse physische Gegebenheiten: Jeder Durchschnittsmensch hat zwei Arme, zwei Beine, einen Oberkörper und einen Kopf, die er in irgendwelche Kleidungsstücke zwingen muss, schließlich dient der Lendenschurz nur in den ländlichen Gegenden Indiens (und denen anderer Länder) als akzeptables Bekleidungsstück.

Kerala: God’s own, hot country…

Thursday, March 5th, 2009

chinesische Fischernetze in Fort Kochin

Das sind sie nun, einige Bilder aus Kerala – startend mit einer Mini-Auswahl aus Fort Cochin, wo wir unsere Reise begonnen haben, einfach, weil Fort Cochin so ein verdammt netter Ort ist und auch eine gewisse historische Bedeutung hat, wenn man an Kolonialgeschichte interessiert ist. Jedenfalls weiß man in Fort Cochin nie so genau, ob man noch in Indien ist: Alte portugiesische Villen und Kirchen legen jedenfalls ein gewisses europäisches Flair nahe, die Briten haben das Cricket gebracht und auch ansonsten wirkt der Ort Indien-untypisch aufgeräumt und gepflegt.

Unsere eigentliche Bootstour haben wir dann in Alleppey begonnen und beendet und sind, zumindest nach unserem Eindruck, mehr oder minder ziellos durch die Vielzahl der umliegenden Kanäle geglitten, die sich aus 38 Flüssen der Western-Ghats speisen – das dadurch entstehende Brackwasser macht die Backwaters zu einem Paradies für Vögel und andere fischliebende Spezien, wie z.B. Otter. Ich habe mit einer Ausnahme (einem Dorf auf Bali) noch nie so viele Reiher, Kormorane und Eisvögel gesehen. Ein Blick ins Wasser nach dem Anlegen erklärt auch sofort, wieso: Es wimmelt von Fischen, trotz der Boote und der Jäger.

Kalu allein in Pune oder: Somosa macht Urlaub

Friday, February 20th, 2009

Ich frage mich, wer in der kommenden Woche tapferer sein muss: Kalu oder ich?

Vermutlich ich. Drei Monate lang waren der kleine Scheisser und ich maximal für ein paar Stunden getrennt, von unserem Kurzaufenthalt in Deutschland Anfang Dezember einmal abgesehen, als er ganz frisch bei uns war. Jetzt gilt es für Kalu zu entdecken, dass es ein Leben auch ohne Julia gibt, dafür aber mit ganz vielen anderen Hunden und hoffentlich lieben Menschen, einem jetzt schon verhassten Pool (!) und Spielstunden ohne Ende.

Für ihn stelle ich es mir so vor, als wenn man das erste Mal auf Klassenfahrt geht, nur dass man die Klasse noch nicht kennt. Aufregend. Eine Gelegenheit, unabhängiger zu werden, sogar als Hund. Vielleicht macht er als erstes ja ein Fass auf, mit den anderen “Insassen” – Hey, cool, man, endlich sind wir sind sie los! Weiss man‘s?

sometimes I wonder…

Monday, January 26th, 2009

Frühmorgens, sechs Uhr, oder sechs Uhr dreissig, es fängt gerade an zu dämmern, die ersten Vögel singen ihr Morgenlied und ich öffne die Tür in die kühle Frische des Gartens: Meine Hände greifen in die Tüte mit den glibberigen Hühnchenlebern, ziehen ein Stück heraus, greifen nach der Gardena-Haushaltsschere, zerteilen das Organ in winzige Stücke, dann das nächste Stück rostroter Glipsch, bis genug in Kalus Fressnapf liegt. Dann greift meine blutige Hand in die Tüte mit dem Ziegenhack, auch davon gibt es ein paar Löffel. Wenn ich Glück habe, ist noch ein wenig von dem Vortagsreis mit Butter und Broccoli da, sonst gibt es feingeriebene Möhren und Haferflocken, möglicherweise ein Ei und auf jeden Fall wechselnde Öle.

Alles wird dann gemischt und mit den nötigen Nahrungsmittelzusätzen versehen – seine Medikamente hat Kalu vorher schon schon bekommen: Von Hand, eingehüllt in einen betrügerischen kleinen Hackball, den der Hund in seiner Morgengier hinunterschlingt, ohne seine übliche Auslese-Kontrolle.

Another sad story.

Saturday, January 3rd, 2009

Der Tod kommt unerwartet und auf leisen Sohlen. Und er kommt schnell, manchmal.

Ich hatte neulich hier über die Situation auf dem Mumbai- Pune Highway berichtet – unbeleuchtete Fahrzeuge zuhauf, schlechte Bremsen, mangelnde Ausbildung der Fahrer, das allgegenwärtige Chaos auf indischen Straßen.

Seit zwei Tagen ist die Erkenntnis, auf dieser Autobahn sein Leben lassen zu können, keine abstrakte Vorstellung mehr, sondern reale Gewissheit. Während U. und ich noch fröhlich in das neue Jahr feierten, war die nachmittägliche Fahrt von Lonavla nach Pune für den 19-jährigen Neffen meiner Freundin Amita, Student am renommierten Symbiosis Law College in Pune, die letzte seines Lebens: Er wurde auf der Rückbank eines sich überschlagenden Maruti Alto zerquetscht, ebenso wie zwei seiner Freunde, beide ebenfalls 19 bzw. 20 Jahre alt. Fahrer und Beifahrer überlebten schwerverletzt. Unfallursache: unbekannt.

Pune – Mumbai by night

Thursday, December 18th, 2008

Zweieinhalb Stunden Autobahn, zweieinhalb Stunden Nachtfahrt, zwischen 1.00 und 3.30 Uhr in der Früh über eine der gefährlichsten Strecken der Welt: Der Mumbai-Pune Highway ist berüchtigt für sein lächerliches Geschwindigkeitslimit (80 km/h) und seine hohe Anzahl an “fatalities”, Todesopfern, die hier wortwörtlich auf der Strecke geblieben sind.

Jedes Mal, auch am Tage, sehen wir gecrashte Autowracks am Straßenrand: In keinem davon möchte man gesessen haben, denn die Fahrgasträume sind zerdrückt wie Kakerlaken unter einem Schuh: Es ist nichts übrig von den Insassen von Toyota Innova, Tata Indica & Co – hier sterben Menschen, jeden Tag, jede Nacht.

Aber das ist kein Wunder: Tagsüber werden Wasserbüffelherden über die Autobahn getrieben, mitten durch den fließenden Verkehr, ganz zu schweigen von kleineren Tieren und auch Menschen, die entlang und auf der Autobahn spazierengehen…Dazu Harakirifahrer, die von allen Seiten überholen, kriechende Laster auf der Überholspur, LKW´s und Busse, deren Technik auf dem (ungewarteten!) Stand von 1950 ist und deren Bremsen in den Bergen der Western Ghats abrauschen. Das kann nicht gutgehen, das geht auch nicht gut.