Another sad story.

Der Tod kommt unerwartet und auf leisen Sohlen. Und er kommt schnell, manchmal.

Ich hatte neulich hier über die Situation auf dem Mumbai- Pune Highway berichtet – unbeleuchtete Fahrzeuge zuhauf, schlechte Bremsen, mangelnde Ausbildung der Fahrer, das allgegenwärtige Chaos auf indischen Straßen.

Seit zwei Tagen ist die Erkenntnis, auf dieser Autobahn sein Leben lassen zu können, keine abstrakte Vorstellung mehr, sondern reale Gewissheit. Während U. und ich noch fröhlich in das neue Jahr feierten, war die nachmittägliche Fahrt von Lonavla nach Pune für den 19-jährigen Neffen meiner Freundin Amita, Student am renommierten Symbiosis Law College in Pune, die letzte seines Lebens: Er wurde auf der Rückbank eines sich überschlagenden Maruti Alto zerquetscht, ebenso wie zwei seiner Freunde, beide ebenfalls 19 bzw. 20 Jahre alt. Fahrer und Beifahrer überlebten schwerverletzt. Unfallursache: unbekannt.

Nun wird das Leben von fünf Familien nicht mehr das Gleiche sein: Die ansonsten so toughe Amita flog gestern verstört zur Beerdigung von Maitri nach Delhi, vorher hatte sie die entsprechenden Sondergenehmigungen für die Überführung des Leichnams eingeholt – der Transport von Leichen überland ist in Indien generell verboten.

Und auch Somar hatte Schlimmes zu berichten: Auch seinen Neffen hat es letzte Woche erwischt, auf einer harmlosen Hochzeitsfeier, bzw. dem Weg dahin: Der offensichtlich betrunkene Fahrer des für die Feierlichkeiten gemieteten LKWs verlor die Kontrolle über den Laster, auch er überschlug sich. Ergebnis: 26 der Hochzeitsgäste starben sofort.

In Zahlen sieht die indische Verkehrstragödie wie folgt aus: Mehr als 100.000 Verkehrstote pro Jahr und zwei Millionen (!) Schwerverletzte (Quelle: www.pressetext.de), allein Pune hat mit 472 Toten in 2008 mehr als ein Zehntel der 4550 gesamtdeutschen Straßenverkehrsopfer in 2008.

Ein direkter Vergleich in Relation zu den zugelassenen Fahrzeugen macht das Verhältnis und das Risiko, in dem Land in dem Führerscheine gekauft werden statt gemacht, Opfer eines tödlichen Unfalles zu werden, noch wesentlich plastischer:

– In Indien kommen auf eine Million zugelassener Fahrzeuge 1716 Verkehrstote (2007).

– In Deutschland sind es gerade mal 92 (2007).

Das Zahlenwerk spricht eine deutliche Sprache: Auch eine Art, sich dem Überbevölkerungsproblem zu nähern. Ob man daraus lernt?

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28 Responses to “Another sad story.”

  1. Kerstin says:

    Hallo Julia,

    das sind ja furchtbare Nachrichten….Chotu will mit mir immer gerne mit unserem Auto nach Pune fahren, bis jetzt konnte ich mich standhaft weigern (aus den von Dir genannten Gruenden, ich habe einfach pure Angst) und hoffe, dass ich dies weiterhin kann, wenn ich ihm Deinen Eintrag zum Lesen gebe.

    Pass bloss auf, dass Euer Fahrer nicht trinkt, wenn er Euch faehrt, dies steht hier naemlich leider an der Tagesordnung…

    Zu Deinen Zahlen muss man eigentlich nichts mehr sagen, sie sprechen fuer sich. Und wieder ergreift mich schiere Ohnmacht, weil ich nicht nachvollziehen kann, wie ein Land dabei zuschaut, anstatt mit wirklicher Haerte durchzugreifen. Ist natuerlich wichtiger, erst geduldetes illegales Land nach 10 Jahren zu raeumen…..

    LG
    Kerstin

  2. Teodoraa says:

    Die schlimmste Fahrt war für mich, von Jaipur nach Delhi, auf der eigentlich gut ausgebauten Straße, habe ich so ziemlich alles Tote herumliegen sehen, von Kühen, Ziegen (ein Teil des Unterkiefers fiel auch gegen unser Auto), zwei Menschen… ich habe immer nur gebetet, dass ich nie ein totes Kind sehen muss… und während ich noch in Mumbai war, fiel der Sohn der Nachbarn (19 Jahre, Geldverdiener der Familie) vor einen LKW… er überlebte schwer verletzt, aber ich höre immer noch seine Schreie in den Ohren, wenn nachts wieder einmal die gelegten Katheder verstopften und er dachte, dass er stirbt…

  3. sarangiji says:

    Leichtsinn, Nichteinhaltung der Verkehrsregeln, kein Anschnallen, Überladen von Fahrzeugen, Stehen auf Lasternund allenanderen denkbaren Gefährten zuhauf usw.
    das ist Indien.
    Keine Vergleichsmöglichkeiten mit Deutschland. Was man in Indien sieht, führt bei einem Deutschen doch nur zu ungläubigem Staunen. Dass so etwas möglich ist.
    Regeln, die nicht nur nicht beachtet, sondern auch noch nicht kontrolliert werden. Das gibts in Indien.
    Leider führt das dann zu sochen sad stories.
    Die Inder trinken viel, die Inder überschätzen sich oft.

    Auch hier wieder ein Fall von zu vielen Pferden und zu wenigen klugen Wagenlenkern.

    Aber die Inder sehen den Tod doch auch nicht als so etwas tragisches wie die Deutschen, oder?
    Jedenfalls kann man ihren Leichtsinn und ihre (mehrheitliche) Religion so deuten.

    LG
    Andreas

  4. Kerstin says:

    @ Andreas,

    darueber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, ob fuer Indien der Tod nicht so schlimm ist wie fuer uns Europaeer (denn ganz Europa ist daran interessiert, dass die Unfallstatistiken nach unten gehen, nicht nur Deutschland). Wenn ich schlecht drauf bin, denke ich manchmal, dass in Indien ein Menschenleben ncht soviel wert ist. Aber wann immer ein Familienmitglied stirbt, erlebe ich dies eigentlich ganz anders, dann trauern sie genau wie wir mit tausenden Ritualen und fragen nach dem Warum.

    Neben den Dingen, die Du aufgezaehlt hast, fehlt vor allem Aufklaerung. Anstatt wochenlang in den Nachrichten zu bringen, ob nun Pakistan angegriffen werden soll oder nicht (von mir natuerlich ein klares Nein), waeren Berichterstattungen ueber die vielen Verkehrstoten und Schwerverletzten angebracht mit den dazugehoerigen Gruenden. Denn keiner, den ich kenne, moechte gerne einen Unfall haben oder gar an den Folgen sterben. Nur wissen sie einfach ueber die Zahlen und die Arten der Unfaelle zu wenig.

    LG
    Kerstin

  5. jules says:

    Hallo zusammen!

    @ Kerstin: Es sind furchtbare Nachrichten, vor allem, weil es sich in diesen Fällen um aufgeklärte, wenig bis gar nicht religiöse Familien handelt, die sich nicht mit dem Nirvana trösten können oder wollen, sondern in dem Tod einfach nur das sehen, was er ist: das in diesem Falle sinnlose Sterben eines jungen, vielversprechenden Menschen, der zu früh aus dem Leben gerissen wurde.

    Wegen der Fahrt nach Pune würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen, da mache ich Dir jetzt mal Mut: Immerhin dürft Ihr selbst fahren, was wir leider nicht dürfen, und Ihr habt es in der Hand, vernünftig und langsam zu fahren, den chaotischen Verkehrsverhältnissen entsprechend. Ich fahre zumindest hier in Pune auch gelegentlich (und verbotenerweise) selbst und fühle mich eigentlich recht sicher dabei -immerhin habe ich GELERNT, wie man richtig bremst oder weiß um die Notwendigkeit von ABSTÄNDEN.

    Sonst könntet Ihr doch auch einfach mit der Bahn fahren, dann habt Ihr das Risiko aus der Welt geschafft ?!

    Das mit dem Trinken ist, soweit ich es bisher beobachtet habe, bei unserem Fahrer bislang kein Problem, toi, toi, toi. Hoffe, dass es so bleibt.
    Und die Zwangsräumungen: Ein Witz dagegen – immerhin kosten die vielen Verletzten und Toten das Land Indien mindestens 3 % des Bruttoinlandprodukts, wie ich gelesen habe, von dem ganzen emotionalen Leid einmal abgesehen.

    @ teodoraa: Deine Beobachtungen sind schlimm. Ich habe mal einen ganz schrecklichen Unfall in Malaysia gesehen, Details erspar ich Euch aber an dieser Stelle, konnte wochenlang nicht richtig schlafen, danach.

    Hier aber reichen mir schon die zertrümmerten Autowracks an den Highway-Rändern, weil man bei zerquetschten Fahrgasträumen sehen kann, dass da unmöglich einer überlebt haben kann. Ist halt eine unheimliche Gewalt, ein Aufprall bei mehr als 80 oder 100 km/h. Kann sich keiner vorstellen, bis es dann passiert.

    @ sarangiji: Es gibt zwei Tatsachen, die meines Erachtens vor allem zu diesen katastrophalen Unfällen führen:

    a) die Leute haben keine Ahnung vom Autofahren (wenn ich sehe, wie Shabundin unseren Wagen über den Highway scheucht, linke Hand lässig auf dem Schaltknauf ruhend, rechte am unteren Rand des Steuerrades..): Hier kauft man Führerscheine, man macht sie nicht. Das ist kriminell.

    b) Schlimm ist auch der technische Zustand selbst von Neufahrzeugen: Crashtest?
    Iwo! Warum denn?
    Insofern dürften so gefeierte Kleinvehikel wie der Tata Nano eigentlich gar nicht auf den Markt kommen – keine versteiften A- und B-Säulen, kein Fahrgastraumschutz, nichts. Wenn die sich überschlagen, sind eben alle Insassen tot, na und? Hauptsache, das Auto ist billig. Passive Sicherheit wird nicht bezahlt, ist also auch kein Kriterium. Da besteht noch erheblicher Lernbedarf.

    Und das mit der Religiosität ist auch nur ein kleiner Trost. Unbedachtheit und Naivität sind da noch ein paar Attribute, die mir neben den von Dir angesprochenen noch dazu einfallen.

    Seufz.

    Liebe Grüße an Euch alle,

    Julia

  6. Kerstin says:

    Hallo Julia,

    im Prinzip hast Du recht (mit dem Selbstfahren). Aber was nuetzt all die Vorsicht, wenn sich auf der rechten, schnellen Fahrspur ein unbeleuchteter LKW befindet…..Aber klar, wenn man so denkt, braucht man (auch in Deutschland) nicht aus dem Haus gehen, sondern kann sich gleich einsargen lassen. Und das will ich ja auch nicht. Bahn oder Bus fahren waere auch eine Alternative, aber Chotu will natuerlich (!) mit dem eigenen Auto fahren, was u. a. auch weniger Zeit bedeutet (dauert nicht so lange).

    Hab mir von meinem Freund zwecks Religioesitaet erklaeren lassen, dass das Nirvana erst dann winkt, wenn man im Leben “brav” genug war (was immer das auch in der Praxis heissen soll). Kann also durchaus sein, dass man als “boeser” Mensch wieder auf die Welt kommt und ein furchtbares Leben dulden muss, so zumindest seine Erklaerung.

    Bezueglich Tata Nano: Das ist auch der Grund, warum dieses Billigstauto in Westeuropa keine Zulassung erhaelt, da es vernuenftigem technischen Standard einfach nicht standhaelt (standhalten kann bei diesem Preis).

    Airbags sind prinzipiell auch Mangelware und recht teure zusaetzliche “Beigaben”, fuer die keiner das Geld ausgeben will, weil sie die Notwendigkeit gar nicht erkennen/wissen.

    Aber weisst Du, selbst die Leute, die den Fuehrerschein gemacht haben, sind auch nicht soooo viel schlauer, wie ich beobachtet habe (keine Abstaende halten, rasen wie die Irren). Und am Anfang fahren sie ja mit diesem ominoesen Lernfuehrerschein durch die Gegend, wissen also auch noch nicht besonders viel. Dieses System – und natuerlich auch das Unmoeglichmachen des Fuehrerschein-Kaufens – muesste komplett erneuert werden. Ein Blick ueber den Tellerrand wuerde sich hier wirklich lohnen.

    Wir fahren extrem defensiv und kommen lieber ein paar Minuten spaeter ans Ziel (was man von den anderen Verkehrsteilnehmern zwecks Ungeduld nun auch nicht gerade behaupten kann).

    LG und einen schoenen Abend
    Kerstin

  7. jules says:

    Hallo Kerstin,

    jaja, das Ego der Männer – den Zahn kannst Du Du Chotu ja ziehen – So nach dem Motto: Deine Familie besuchen, gern, aber schau doch mal: Bahnfahren ist praktisch, günstig und sicher, und wir haben viel Zeit füreinander. Oder so. Du weißt das sicher besser 😉

    Wir werden weiter diskutieren!

    Liebe Grüße nach BLR,

    Julia

  8. Teodoraa says:

    @Kerstin … Mir wurde erklärt, dass der Mensch bereits die höchste Stufe der Entwicklung ist, in diesem Kreislauf um ins Nirvana zu kommen, d.h. wenn man es als Mensch nicht schafft, dann fängt man nicht als böser Mensch neu an, sondern als Staubmilbe … 😉

  9. adam says:

    Ich glaube, der Tata nano ist gut fuer die Verkehrssicherheit. Jetzt koennen mehr Familien in einem Auto fahren, statt auf einem Motorrad. Zwei Erwachsenen u. zwei Kinder auf einem Motorrad ist viel gefaerlicher. Also, Sicherheit ist immer relativ. Du kannst die Verkehrsicherheit in Indien u. die Vekehrssicherheit in D. kaum vergleichen. Die Situation ist anders, die Lebensumstaenden sind anders. Um ein Verkehrsunfall zu vermeiden, muss der Fahrer sehr achtsam sein, da helfen die Regeln in Indien nur bis zu einem gewissen Punkt. Der Nano ist mit einem Crashtest geprueft und erfuellt sogar Euro3 Abgasenvorschriften. Die Autos in D. vor 50 Jahren oder die Autos in der DDR waren auch nicht so sicher. Es wird dauern bis man die richtige Infrastruktur baut inkl. Verkehrspolizei. Du kannst deine Verkehrssicherheit erhoehen, wenn du einige Regeln folgst. Zuerst muss du deinem Auto gut kennenlernen. Was kann mein Auto tun? Welche Geschwindigkeit ist richtig fuer mein Auto? wie effektiv sind die Bremsen? Wie schnell faehrt das Auto vor mir, hinter mir. Faehrt es schneller als er sein sollen. Ist das Auto ein kleineres oder grosseres Auto. Wie wird das Auto gefahren? gut oder gefaehrlich? Auf dem Menschen auf dem Strassen aufpassen. Ist es ein Kind, ein aeltere Mensch, eine Frau. Hat der Person mein Auto gesehen? Bleibt er da stehen, will er, dass ich vorbei fahre? Es gibt viele ungeschriebene Regeln, die man achten muss, um ein Verkehrsunfall zu vermeiden. Die kann man nur lernen, wenn man faehrt und ueber die Verkehrssituation achtsam ist. Es ist wie das Schwimmen im See. Ich denke, man kann das Risiko in eine gewisse Situation nur versuchen zu senken. Man muss auch wissen, wie gut man das Autofahren kann, nicht jeder ist Michael Schuhmacher d.h. man muss seine Grenzen kennenlernen und sie nicht ueberschreiten. Als Fahrer ist das alles, was man tun kann, aber man muss weiterleben und fahren gehoert dazu.

  10. adam says:

    @ Kerstin,

    Ist dein Freund ein guter Fahrer? Dann mach keine Sorgen. Ist er ein schlechter Fahrer? Dann bist du dabei, damit er vorsichtig faehrt. Faehrt ihr nachts oder tagsueber?. An die Situation so anpassen, damit das Risiko vermindert wird. Es gibt keine Sicherheit im Leben. Im Leben gibt’s nur Risiko, kleines Risiko oder grosses Risiko. Das kannst du waehlen. Angst brauchst du nicht zu haben.

  11. Kerstin says:

    Sorry, Adam, aber Deinen Satz bezueglich Risiko sehe ich angesichts der Verkehrstoten in Indien und Deutschland prozentual gesehen ein bisschen, wenn nicht sogar entschieden anders. Der Strassenverkehr ist kein Spielplatz und hier gehts auch nicht um “no risk, no fun” oder um besonders cool zu sein.

    Und ich finde schon, dass man die Verkehrssicherheit in Deutschland mit Indien vergleichen MUSS, um zu sehen, wie es auch gehen KANN. Meinetwegen koennen wir auch Amerika nehmen, wenn Dir Deutschland als Vergleich als zu klein erscheint. Aber auch in Amerika halten sich die Menschen zum groessten Teil an die Regeln, denn das ist der entscheidende Punkt:
    Es gibt jede Menge Regeln hier in Indien, viele sind genau wie in Europa oder USA, aber sie werden nicht eingehalten und keiner kuemmert sich wirklich darum, das ist der groesste Fehler. In vielen anderen Laendern geht es doch auch, wieso gerade in diesem Land soviel Undiszipliniertheit?

    Stimmt, die Autos vor 50 Jahren oder in der DDR waren auch nicht sicher, aber dafuer sind ja auch mehr Menschen bei Verkehrsunfaellen gestorben. Es geht doch darum, soviel Verkehrstote wie moeglich zu vermeiden und sich nicht an der Vergangenheit zu orientieren. Und dazu muss man bei diesem Thema nach vorne (andere Laender mit positiven Bilanzen) und nicht nach hinten schauen.

    Ich gebe Dir recht, dass der Nano fuer Indien besser ist als die tausend Motorradfahrer mit ihren ganzen Familie auf demselben. Ist auf alle Faelle sicherer.

    Ich hatte aber nur gesagt, dass der Nano aufgrund der fuer Westeuropa standardisierten Sicherheits- und Abgasnormen nicht zugelassen wurde, weil er diesen hohen Standard nicht erfuellt, das ist nunmal ein Fakt. Und “Euro 3” fuer den Nano ist nicht besonders gut, gilt doch in Deutschland fuer Neuwagen seit fast 4 Jahren (!) “Euro 4”.

    Diese ungeschriebenen Regeln braeuchten wir alle nicht, wenn man sich an die geschriebenen Regeln halten wuerde. Eigene Grenzen sozusagen austesten braucht man eigentlich auch nicht, denn das haben schon andere durchgefuehrt, Fachleute, deren Beruf das ist. Und danach wurden entsprechende Regeln eingefuehrt…..somit waeren wir also wieder bei der Undiszipliniertheit.

    Wer sagt Dir denn, dass mein Freund faehrt;)? Ich fahre natuerlich selber, und dass ich mich/wir uns an die Situationen anpassen muss/muessen, ist schon klar. Wenn es so einfach waere, ist die Frage, warum die Verkehrstoten in Indien im negativen Sinn die Weltspitze anfuehren….

    Leider gibt es hier in Indien viel zuviel unkalkulierbares Risiko (der von mir angesprochene unbeleuchtete LKW auf der schnellsten Spur z. B.), so dass die Aufmerksamtkeit doppelt und dreifach erhoeht werden muss. Und dann macht zumindest mir das Autofahren keinen Spass mehr, denn von Entspannung oder gar Freude am Fahren kann leider keine Rede sein.

    LG
    Kerstin

  12. adam says:

    @Kerstin,
    Oh, entschuldigung. Ich habe mich geirrt. Die meisten Europaer fahren selbst ihr Auto in Indien nicht, weil sie mit dem Verkehr nicht zurechkommen und auch weil sie ein Fahrer leisten koennen. Deshalb habe ich gedacht, dass jemand anders faehrt. Falsche Vermutung. Hat auch damit zu tun, dass ich gedacht habe, dass du in Bangalore wohnst u. nicht in Mumbai und der Beitrag war ueber einen Unfall auf dem Expressway zwischen Mumbai u. Pune. Der Expressway ist sicherer als andere Highways in Indien. Also wenn du dabei nicht sicher fuehlst, dann fahr nicht. Wie ich gesagt habe, ein guter Fahrer kennt seine Grenzen. Was ich ueber Risiko gesagt habe, hat nicht mit cool sein zu tun, sondern mit der Realitaet. Es gibt keine Sicherheit im Leben, nur verschiedene Graden von Risiko. Jeder muss selbst den Grad waehlen. Du kannst keine Sicherheit waehlen, es gibt ein gewisse Risiko ueberall, selbst im Hochsicherheitsgefaengnis. Aber das wollen wir nicht. Ich wollte auch nur praktische Tips geben, um das Risiko zu mindern. Ich denke nicht, dass man die Verkehr in D. mit dem Verkehr in Indien vergleichen kann. Es waere nicht praktisch. Die Infastruktur, die Mentalitaet ist anders. Und irgendwelche Loesungen muessen hier angepasst werden. Wenn Loesungen direkt implementiert werden sollen, dann muss alles hier aendern. Das ist ja unpraktisch und nicht implementierbar. Indien ist ein Entwicklungsland mit eine hoehe Bevoelkerungszahl. Ich habe mit D. vor 50 Jahren verglichen, weil dann war D. auch ein nicht voll entwickeltes Land. Und Indien steckt in dieser Phase. Die Loesungen muessen fuer die Situation hier gelten. Die muessen praktisch, billig und an die Mentalitaet hier gelten. Ich glaube auch, ein guter Fahrer kann gewissermassen das Risiko vermindern. Ich kenne viele Leute, die nie eine kleine oder grosse Verkehrsunfall gehabt haben. Also, das ist das praktischeste Loesung, um die ‘eigene’ Sicherheit zu erhoehern. Das Leben in Indien ist so, das man fuer das Leben hier, das Risikograd selbst waehlen muss. Sicherheit wird vom Staat nicht garantiert. So ist es, u. wenn man das nicht akzeptiert, kommt man immer im Konflikt mit sich selbst, weil die Erwartungen nicht erfuellt werden. Also, der Verkehr ist etwas wild, wie im Jungle u. im Jungle gelten andere Regeln. Da gilt nur einen Regel: Aufpassen! Alles anderes fuer deine eigene Sicherheit ist unpraktisch. Wir koennen disktutieren aber fuer das Hier u. Jetzt muss man praktische Tips finden.

  13. Teodoraa says:

    Hmm, lege ein Stück Holz auf eine indische Straße und ungefähr dreihundert Fahrzeuge fahren darum herum, lege das gleiche Stück Holz auf eine deutsche Straße und schon das zweite Auto baut einen Unfall… Ich denke Regeln sind gut, aber man muss auch immer sehen wo man ist und was die Mittel des jeweiligen Landes sind.
    Ich denke indische Kraftfahrer, die diesen ganzen Irrsinn längere Zeit überstehen, müssen zwangsläufig selbst etwas wahnsinnig sein und sie müssen Gefahren vorausahnen können. Wenn in Deutschland ein Autofahrer einen Fußgänger überfährt, weil diese plötzlich auf die Straße trat, bekommt er vielleicht die Betriebsgefahr seines Autos angehängt, aber ansonsten ist er von der Schuld für den Tod dieses Menschen verantwortlich zu sein, befreit…ist das gerecht? Und genau das passiert, da Fußgängerweg, Fahrbahn u.a. so sehr voneinander getrennt sind, fahren viele wie blind, Regeln werden befolgt, aber was neben der Fahrbahn passiert, oder passieren könnte… interessiert nicht. Das ist schön, wenn man in einem Land lebt, dass sich so teure Straßen, Leitplanken, Teerbeläge, Fahrbahnmarkierungen und Autobahnauffahrten; -überführungen etc. leisten kann, aber Indien hat dieses Geld einfach nicht. Sie machen ja bereits viel, was mit ihren Mitteln möglich ist. Ich habe einmal ein Interview eines Weltbankmitgliedes gesehen, dass den Zustand der Straßen in Mumbai bewertete und mit einer Studie von vor 25 Jahren verglich… es gibt soviel mehr an ‘fly-overs’ und Autobahnen, aber es reicht einfach nicht, um bei diesem riesigen Bedarf hinterherzukommen und selbst in einem Land ohne Korruption, mittelalterliche Arbeitsmethoden und Naturkatastrophen wäre das nur mit dem Bevölkerungszuwachs schwierig… Jemand hat einmal gesagt, in Deutschland werden erst Straßen gebaut und dann gibt es Autos die diese benutzen und in Indien ist es genau andersherum… und so lange das so ist, bleibt es jedem nur sich so weit wie möglich in das gigantische indische Reisverschlussprinzip einzuhacken und zu hoffen, dass es bei hunderten Beinahe-Unfällen immer noch irgendwie funktioniert, auch wenn man weiß, dass das schon statistisch gesehen nicht möglich ist…

  14. Kerstin says:

    Hallo Adam,

    ja, ich lebe in Bangalore und fahre selbst, weil ich prinzipiell eigentlich gerne Auto fahre und mir klar war, dass ich mich gleich ins “Getuemmel” stuerzen muss, da ich sonst wahrscheinlich nie hier Auto gefahren waere. Julia, die Verfasserin des Unfallberichts lebt in Pune:-) Aber da mein Freund aus Pune kommt, kenne ich den Highway.

    an Adam und Theodora:

    Ich glaube, Ihr versteht mich beide nicht. Ich rede nicht ueber die fehlende Infrastruktur oder den Standard der westlichen Welt. Ich rede ueber so alltaegliche Dinge, wie:

    bei Dunkelheit ohne Licht fahren (auch Fahrradfahrer)
    auf der Gegenfahrbahn fahren, oft auch nachts und dann auch ohne Licht
    mit Highbeam (Fernlicht) fahren, und zwar immer, auch wenn es nicht noetig ist (sozusagen das andere Extrem)
    Blinker nicht benutzen
    Fahrspur wechseln ohne den Verkehr zu beobachten
    in die Kreuzungen einbiegen ohne den Verkehr zu beobachten
    als Motorradfahrer ohne Helm fahren
    fast prinzipiell rote Ampeln nicht beachten
    Anweisungen des Verkehrspolizisten nicht beachten
    in Einbahnstrassen reinfahren
    mit dem Motorrad/Bus/LKW ueber die mittlere Strassenabtrennung fahren
    Fussgaenger, die trotz hupen noch kurz vor dem Auto losrennen
    Menschen, die mitten auf der Strasse stehenbleiben, um zu telefonieren (okay, wenigstens bleiben sie stehen:-)
    Busse, die ohne zu blinken einfach wieder in die Strasse zurueckfahren oder die Spur wechseln
    Busse, die nicht darauf warten, dass wirklich alle ein- und ausgestiegen sind, so dass sich die Auf- oder Abspringenden selber in Gefahr bringen

    Das alles hat aus meiner Sicht nichts mit Geld haben oder nicht zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand. Ich muss doch selber sehen, dass ich mit einem unbeleuchteten Fahrzeug auf einer dunklen Strasse nunmal einfach nichts sehe und dementsprechend auch nicht gesehen werde (welch ein Wortspiel…). Oder warum fahren sie nicht einfach zur naechsten Moeglichkeit um abzubiegen anstatt einfach im Gegenverkehr zu fahren?
    Dies sind fuer mich normale Basics, die das Leben im Strassenverkehr miteinander einfacher machen und sicherlich blitzartig zu weniger Unfaellen fuehren wuerde. DAS meine ich mit Disziplinlosigkeit.

    Oder es liegt wirklich daran, dass die meisten bezueglich Fuehrerschein nur schlecht oder gar nicht ausgebildet sind, dann wiederum gehoeren sie fuer meine Begriffe aber auch nicht auf heutigen (!!) Strassen.

    Ich rede nicht ueber:
    schlechte Strassenverhaeltnisse
    nicht genuegend Strassenbeleuchtung
    Kuehe auf den Strassen
    Hunde auf den Strassen
    Fussgaenger auf den Strassen (es gibt ja meistens keine Gehwege und wenn, sind sie zugestellt, also wo sollen sie hin)
    keine oder nicht mehr sichtbare Fahrbahnmarkierungen
    Stausituationen

    Diese Dinge haben natuerlich mit Geld und Wohlstand zu tun und darueber beschwere ich mich auch nicht. Das ist schon klar, dass es noch eine Weile dauert, bis diese Dinge beseitigt werden. Ebenso das Verhaeltnis Fahrzeuge und Strassen, das ist mir auch klar, dass es zugunsten der Fahrzeuge viel zu schnell gewachsen ist und jedes Land mit diesem Ansturm Probleme haette. Ich rede also nicht ueber die Menge im Strassenverkehr, sondern um die Menschen, wie sie sich benehmen!

    Theodora, dass in Deutschland ein Autofahrer von seiner Schuld befreit wird, wenn er einen Fussgaenger ueberfaehrt, kann ich nicht ganz glauben. Da muesste ich die ganze Geschichte kennen, um ein Urteil abgeben zu koennen. Ich kenne im Gegenteil viel mehr Faelle, wo dem Autofahrer immer mehr Schuld gegeben wird, weil er der “Staerke” in diesem Fall ist und damit automatisch mehr Verantwortung den “Schwaecheren” gegenueber hat.
    Und zum “blind durch die Gegend fahren”, es traegt doch jeder dieselbe und seine eigene Verantwortung. Fussgaenger wissen, wann sie Strassen betreten duerfen, ebenso Fahrradfahrer und alle anderen Verkehrsteilnehmer. Wenn also irgendwas passiert, hat irgendjemand einen Fehler gemacht, oder? Und dann kommt es darauf an, wer den Fehler gemacht hat.

    LG
    Kerstin

  15. adam says:

    @ Kerstin,
    du hast natuerlich Recht. Aber alles ist miteinander verbunden. z.B. Es gibt ueberhaupt nicht genug Polizei. Deshalb ist fuer die Polizei Morde aufklaeren u. Diebe fangen wichtiger als der Verkehr. Ich habe wirklich Mitleid fuer die Verkhrpolizei, weil sie den ganzen Tag auf vollgestopften Strassen miiten im dichten Verkehr mit all den Abgasen, Hupen usw. stehen muessen u. versuchen muessen der Verkehr zu kontrollieren. Dann gibt es nicht viele Richtern u. Gerichtspersonal, so dass wenn ueberhaupt jemand fuer die seine Disziplinlosigkeit von dem Polizei gefangen genommen wird., dauert es ewig. Selbst fuer schwere kriminelle Taten dauert der Gerichtsprozess 10- 20 Jahren. Dann gibt es nicht gebildete Menschen, die als Polizei arbeiten wollen. Ein normal Polizist muss 15-16 Stunden arbeiten u. die Verhaeltnissen, in dem sie leben sind sehr schlecht. Schau bei einem police colony wenn du kannst. Der Polizist leben im Haueser, wo sie keine eigene Toilette haben u sie sind auch schlecht bezahlt u. mit Kriminellen zu tun haben, ist auch kein schoenes Job. Deshalb gibt es auch Korruption. Das ist alles verbunden, u. wo der Rechtstaat nicht so effektiv ist, weil einfach die Infrastruktur u. der Personal fehlt, ist man gezwungen Selbstverantwortung zu tragen. Der Staat garantiert dich das nicht, zumindest wenn es um den Vekehr geht. In D. muss man einen Fahrkurs bei einem Fahrschule machen, der normalerweise mehr als 1000 Euro kostet oder jetzt auch 1500 Euro kosten kann (soviel ich weiss). In Indien muss man das nicht machen. Nur einen Test machen der mesiten weniger als 15 Minuten dauert. In diesem Test wird nur die Basics geprueft, z.B. ob du das Auto fahren kann u. die Kontrolle ueber das Auto hat. Ich z.B. versuche immer vorsichtig u. aufmerksam zu fahren u. wenn ich das tue, versuche ich automatisch die Regeln zu folgen, wenn es sinnvoll an die Situation ist. Aber wenn ich erwarte das andere Verkehrstelnehmer das selber tun, dann wird es einen Unfall geben, weil ich das ueberhaupt nicht garantieren kann z.B. Autos die ohne Licht fahren, oder Autos statt vom Rechts, vom Links ueberholen. Wenn die anderen Verkehrteilnehmer auch aufmerksam genug waeren, werden sie auch ohne Licht nicht fahren. Ich denke, wenn die Fahrern in Indien mehr aufmerksam u. vorsichtig fahren wuerden, werden sie automatisch an dem Regeln halten lernen. Es ist so, das Fahren wird nicht gelehrt, man muss das selbst lernen, u. je besser man das tut desto besser ist es fuer die anderen Verkehrsteilnehmer. Und was es um Motorradfahrer ohne Helm geht, bin ich eine andere Meinung, weil es nicht um die Sicherheit den anderen Verkehrsteilnehmer geht, sondern um das eigene, u. da zaehlt die eigene Wahl. Wie ich gesagt habe, ich bin fuer das Eigenrisiko selbst verantwortlich. Da will ich nicht, dass der Staat mitentscheidet. Wenn ich mit Kindern fahre, fahre ich vorsichtiger, weil sie sind nicht fuer sich selbst verantwortlich, ich trage Verantwortung fuer sie.

  16. adam says:

    Das hier ist interessant:

    European Cities Do Away with Traffic Signs
    http://www.spiegel.de/international/spiegel/0,1518,448747,00.html

    oder ein Beitrag auf BR2

    Sicher im Chaos – 23.10.2008
    Verkehrsplaner wissen es schon lange: Nimmt man den Verkehrsteilnehmern plötzlich eine Menge ihrer gewohnten Schilder weg, fahren sie viel umsichtiger als mit! Das Prinzip “sicheres Chaos” hat inzwischen auch das Management entdeckt. Ist “Planungsdenken” also out? – Von Martin Schramm

    http://www.br-online.de/podcast/mp3-download/bayern2/mp3-download-podcast-iq.shtml#

    oder direkt:
    http://www.br-online.de/imperia/md/audio/podcast/import/2008_10/2008_10_21_15_46_11_podcastiq23102008sicherimchaos_a.mp3

    Was denkt ihr daruber?

  17. Daniela says:

    Als ich noch ganz neu in Indien war, fand ich den Verkehr mal eine ganze Weile lustig. Muss an Ignoranz gelegen haben. Jedenfalls kann ich das heute nicht mehr nachvollziehen.

  18. sarangiji says:

    Verkehr in Indien ist Chaos – nicht nur für Europäer.
    Ich glaube zu viele Inder denken so wie adam, wenn sie sagen jeder ist selbst verantwortlich, wie viel Risiko er (für sich und seine Familie) zulässt.
    Aber das ist grundlegend falsch.
    Keiner lebt alleine. Keiner kann sich abkoppeln, auch nicht und vielleicht vor allem in Indien nicht, mit den vielen Menschen und Tieren.
    Es ist auch falsch alleine leichtsinniger zu fahren als wenn Kinder mitfahren. Was, wenn durch Selbstüberschätzung die Kinder ihren Vater verlieren?
    Alle sind für alle mitverantwortlich. Das muß man den Menschen immer wieder sagen.
    Man muss ausserdem versuchen so viel wie möglich über die Technik abzufedern, so dass der menschliche Fehler möglichst keine schwerwiegende Folgen hat; aber wenn ich mir überlege, dass überall da, wo jetzt im dichten halbstockenden Verkehr in den Städten Indiens ein Motorrad fährt, bald ein Tata Nanha fährt, dann ….

    LG
    Andreas

  19. jules says:

    Hallo Andreas,

    Deine Wagenlenker-Theorie war schon klasse.

    Auch wenn ich meine, dass adam das anders gemeint hat, und er mit dem Schutz von sich selbst notwendigerweise auch den Anderer im Auge hatte, finde ich folgendes verdammt richtig: “Keiner lebt alleine…Alle sind für alle mitverantwortlich.”
    Ich erlaube mir, hinzuzufügen: Denn nichts existiert unabhängig von anderem. Hat mir mal der Dalai Lama geflüstert 😉

    Du hast meine volle Zustimmung. Ist nur schwer, dies tagtäglich umzusetzen, sich daran zu erinnern. Aber wir arbeiten daran: Ist keine leichte Aufgabe!

    LG

    J.

  20. Kerstin says:

    Hallo Adam,

    das meiste, was Du geschrieben hast, kann ich unterschreiben. Ich denke auch, es liegt an der fehlenden Ausbildung. Aber wenn man das weiss, dann muss man dagegen etwas tun. In D. machen wir ja auch nicht freiwillig den Fuehrerschein, sondern weil wir muessen und die Strafen ohne ihn zu fahren so unglaublich hoch sind. So verhaelt es sich auch mit Regeln. Wir halten uns nicht an Regeln, weil wir so toll oder vernuenftig sind (es kommt ja keiner auf die Welt und kennt alle Risiken), sondern weil es empfindlich im Geldbeutel weh tut, sich nicht daran zu halten.

    Ich gebe Dir auch recht, dass es an den noetigen Kontrollen mehr als mangelt. Und sicher ist das geringe Einkommen der Polizisten der Naehrboden fuer Korruption. Aber diesem Misstand immer nur zuzusehen und zu sagen, so ist es halt nunmal, loest das Problem leider nicht.
    Ich moechte auch nicht an Kreuzungen stehen und den Verkehr regeln. Auf der anderen Seite fliesst er komischerweise fluessiger, wenn er nicht geregelt wird. Mich hat mal ein Polizist hoechstpersoenlich falsch rum in eine Einbahnstrasse gelotst….

    Das mit dem Eigenrisiko sehe ich allerdings sehr anders. Denn Du bist nicht allein auf dieser Welt und in aller Regel reissen Unfallverursacher andere Menschen mit in den Tod/ins Leid. Von Eigenrisiko kannst Du reden, wenn Du allein einen schneebedeckten Berg runtersaust, aber nicht, wenn noch andere Skifahrer unterwegs sind.

    Ich glaube, dass der Mensch an sich ohne Aufklaerung einfach nicht faehig ist, fuer seine eigene Sicherheit so zu sorgen, so dass das Risiko stark minimiert wird (Stichwort Motorradhelm). Deswegen gibt es genau dafuer Experten, die testen und anschaulich machen, was passiert im Falle eines Falles. Wenn dann der Staat der Meinung ist, dies sei eine gute Sache fuer das Land, empfinde ich es als seine Pflicht, diese Regel einzufuehren und durchzudruecken. Was ist daran so falsch, einen Helm zu tragen? Weisst Du nicht, wie stark toedliche Unfaelle dadurch vermieden werden? Und wieso sollte ich mein Leben auf’s Spiel setzen, nur weil ich vom Staat nicht bevormundet werden will? Ich moechte vom Staat ja auch eine schoene Heimat, wieso soll ich im Gegenzug nicht auch Dinge tun, die ich persoenlich vielleicht als unangenehm empfinde, es aber im Grunde FUER mich ist? Noch keiner konnte mir auch nur einen vernuenftigen Grund nennen, sich nicht anzuschnallen oder keinen Helm zu tragen. Letztendlich ist ohnehin alles nur Gewohnheit.

    Bezueglich des Spiegel-Reports reden wir hier aber ueber zwei Extreme: Deutschland, wo alles im Ueberfluss und damit Ueberdruss geregelt ist. Indien, wo so gut wie nichts geregelt ist und jeder macht, was er will, was dann zu 100.000 unnoetigen Toten jaehrlich fuehrt. Das ist Weltspitze!!! Das darfst Du nicht vergessen, wir reden hier ueber das Ausradieren einer deutschen Kleinstadt.

    Mit Sicherheit gibt es noch Wege dazwischen, aber Indien muss sich erstmal auf den Weg machen, um das “Dazwischen” ueberhaupt zu erreichen. Indem man es verharmlost, kommt man leider keinen Schritt weiter…

    LG
    Kerstin

  21. adam says:

    Mit dem Eigenrisiko meine ich, das ich einen Recht ueber Risiko habe, wenn es um meinem Leben geht. Das ist aehnlich wie beim Berg klettern, wie du gesagt hast. Was kommt naechstes?. Das man ohne Helm den Berg nicht klettern kann? Wahrscheinlich gibt es schon ein solcher Regel in einige europaeischen Laenden. Freiheit, Risiko, Verantwortung, Tod sind miteinander verbunden. Wenn jemand ein Helm fuer seine eigene Sicherheit tragen will, das muss er selbst entscheiden u. nicht der Staat. Ich habe weniger Angst vor dem Tod als die Freiheit zu verlieren. Ich formuliere die Frage so. Wie kann man die Sicherheit erhoehen? Durch Strafen? oder durch Eigenverantwortung, Aufmerksamkeit, ein guter Fahrer zu sein usw. Wenn alles nur reguliert werden muss, habe ich schon ein Stueck Freiheit verloren. Es gibt viele Unfaelle in Indien. Das ist was schlechtes. Warum gibt es so viele Unfaelle? Weil hier schlecht gefahren wird. Wie kann man es beseitigen? Ein Polizist ueber jeden Strassenecke? nicht praktisch. Fuer jeden kleinen Verstoss jemanden ins Gericht holen? auch nicht praktisch. Da verliere ich auch meine eigene Verantwortung. Ich bin dann nur ein kleines Rad in der Maschine, ich werde zu etwas mechanisches u. nicht lebendiges. Das venbindet nicht mit der Mentalitaet der Inder. Ist auch nicht praktisch. Wenn ich ein Problem zwischen mir u. dir selbst klaeren kann, wozu brauche ich einen Polizist, der uber alles ueberwacht. Polizist brauche ich nur fuer Problemen, die ich nicht selbst loesen kann, wie einen Mord aufzuklaeren usw., da brauche ich einen Spezialist. Ich bin kein Anarchist, weil ich Verantwortung fuer anderen fuehle, diese Verantwortung kommt nicht von der Angst vor einem Gericht bestraft zu werden, sondern weil ich mit anderen Leute verbunden fuehle. Wenn ich mich mechanisch fuehle, ein Rad in der Maschine bin, keine Verantwortung fuer anderen fuehle, weil der Staat die Verantwortung von mir fuer fast alles genommen hat, wo jeder eine Versicherung hat u. deshalb sich an anderen nicht abhaengig fuehlt, dann fuehrt das irgendwannmal zu Isolation u. nicht Verbundenheit. Ich denke die Mentalitaet hat mit das Denken zu tun, u. das Denken hat mit Vermutungen in der Philisophie zu tun. Abendlandisches Philosophie: es gibt einen Gott, der uber alles ueberwacht, u. wenn ich ihn nicht gehorche, werde ich bestraft. Einige indischen Philosophien: In Chaos gibt es Ordnung. Die Natur ist nicht chaotisch, sondern nur sieht so aus, weil wir innerlich Angst haben u. immer was sicheres suchen. Wie kann man zur Sicherheit erlangen? In dem man die Ordnung in der Natur, in dem Chaos erkennt. Wie komme ich dazu? Niemand kann das fuer mich tun, kein Buch kann das tun, nur ich selbst, wenn ich immer lerne, wenn ich aufmerksam bin, wenn ich eins mit der Natur, das Universum werde, wenn ich eins werde, dann gibt es kein Chaos, weil ich alles verstehe, weil ich aufmerksam bin, jedes Detail sehe, auch jeder Insekt . Wozu brauche ich dann Angst vor dem Tod, wenn ich mit alles verbunden bin? Ich bin nicht ewig, aber die Einheit ist. Da liegen Mentalitaetsunterschiede. Wie kann man zur Perfektion erlangen? Durch Regulierung oder wenn der Mensch mit dem Universum verbunden ist u. deshalb reibungslos ist. Wollen wir ein gutes Verkehrssystem haben oder gute Fahrer, die das Fahren sehr gut beherrschen?. Wenn wir besssere Fahrer haben, dann gibt es automatisch weniger Unfaelle, ohne das man seine Verantwortung verliert. Wollen wir Regulation oder Meditation? Vom Westen ist nur der Kommunismus entstanden. Ist nur einen Mentalitaetsunterschied. Andreas kann darueber mehr sagen, er versteht davon mehr. Also wie loest man dieses Problem? Ich denke, in dem jeder die Verantwortung fuer die anderen nimmt u. besser faehrt. Wenn es nur reguliert wird, dann gibt es vielleicht mehr Unfaelle u. nicht weniger, wer weiss, weil die Fahrer nicht aufmerksam genug fahren. In Indien, wird das zur Katastrophe fuehren. Mehr Regulierung bedeutet weniger Eigenverantwortung, mehr Unfaelle. Nur besseres Fahren kann Unfaelle reduzieren u. dafuer liegt die Verantwortung bei mir. Wie kann anderen auch das gute Fahren lernen. In dem ich ihn das gute Fahren erklaere, ihre Aufmerksamkeit fordere, ihnen erklaere, wie wichtig es ist, Unfaelle zu reduzieren, und damit ihre Verantwortungsgefuehl steigere. Das sagen auch die Verkehrspsychologen u. Spezialisten in der Spiegelbericht.

  22. jules says:

    Hallo Kerstin und Adam,

    ich finde, Ihr führt hier eine tolle Diskussion, aus der man verdammt viel über die Mentalitätsunterschiede der beiden Nationen lernen kann.

    UNABHÄNGIG vom Thema des Zankapfels, dem Straßenverkehr, möchte ich Adam jetzt mal gratulieren: Besser als Du hier hätte man den Finger nicht auf deutsche Wunden legen können. Ich zitiere Dich noch mal:

    “…Fuer jeden kleinen Verstoss jemanden ins Gericht holen? auch nicht praktisch. Da verliere ich auch meine eigene Verantwortung. Ich bin dann nur ein kleines Rad in der Maschine, ich werde zu etwas mechanisches u. nicht lebendiges. Das venbindet nicht mit der Mentalitaet der Inder. Ist auch nicht praktisch. Wenn ich ein Problem zwischen mir u. dir selbst klaeren kann, wozu brauche ich einen Polizist, der uber alles ueberwacht. Polizist brauche ich nur fuer Problemen, die ich nicht selbst loesen kann, wie einen Mord aufzuklaeren usw., da brauche ich einen Spezialist.

    Ich bin kein Anarchist, weil ich Verantwortung fuer anderen fuehle, diese Verantwortung kommt nicht von der Angst vor einem Gericht bestraft zu werden, sondern weil ich mit anderen Leute verbunden fuehle. Wenn ich mich mechanisch fuehle, ein Rad in der Maschine bin, keine Verantwortung fuer anderen fuehle, weil der Staat die Verantwortung von mir fuer fast alles genommen hat, wo jeder eine Versicherung hat u. deshalb sich an anderen nicht abhaengig fuehlt, dann fuehrt das irgendwannmal zu Isolation u. nicht Verbundenheit.

    Ich denke die Mentalitaet hat mit das Denken zu tun, u. das Denken hat mit Vermutungen in der Philisophie zu tun. Abendlandisches Philosophie: es gibt einen Gott, der uber alles ueberwacht, u. wenn ich ihn nicht gehorche, werde ich bestraft. Einige indischen Philosophien: In Chaos gibt es Ordnung. Die Natur ist nicht chaotisch, sondern nur sieht so aus, weil wir innerlich Angst haben u. immer was sicheres suchen. Wie kann man zur Sicherheit erlangen? In dem man die Ordnung in der Natur, in dem Chaos erkennt. Wie komme ich dazu? Niemand kann das fuer mich tun, kein Buch kann das tun, nur ich selbst, wenn ich immer lerne, wenn ich aufmerksam bin, wenn ich eins mit der Natur, das Universum werde, wenn ich eins werde, dann gibt es kein Chaos, weil ich alles verstehe, weil ich aufmerksam bin, jedes Detail sehe, auch jeder Insekt . Wozu brauche ich dann Angst vor dem Tod, wenn ich mit alles verbunden bin? Ich bin nicht ewig, aber die Einheit ist. Da liegen Mentalitaetsunterschiede.”

    Wie treffend Du mit Deiner Schilderung der indischen Mentalität deutsche Probleme aufdeckst, verblüfft mich. Zur Veranschaulichung (alles Brennpunkte der deutschen Gesellschaft):

    – Die Überlastung der Gerichte dadurch, dass heutzutage jeder mit einem quersitzenden Furz meint, sein Recht vor Gericht erkämpfen zu müssen. Stichwort: Prozessflut.

    – Die Tendenz, kleine Auseinandersetzungen nicht persönlich zu regeln, sondern immer gleich die Polizei zu holen. Habe mich zu diesem Thema in Deutschland mal mit dem Leiter eines Polizeireviers unterhalten, der sagte, dass das Revier kaum noch in der Lage sei, alle vermeintlichen Fälle zu bearbeiten, weil eben bei jeder Kleinigkeit die Polizei gerufen wird: Ob das zu laute Musik ist, ein störender Grill auf dem Nachbarbalkon oder die streunende Katze von nebenan. Keiner redet mehr mit dem anderen und versucht, selbst Kleinigkeiten allein zu regeln.

    – In gewisser Weise der Verlust der Eigenverantwortung, WEIL eben alles abgesichert ist: Unfall? Pah! Zahlt ja die Versicherung.

    – Und letztlich der Verlust des Verbundenheitsgefühls und die wachsende Isolation unter der so viele einsame Deutsche leiden: Es gibt wenig “Wir-Gefühl” in Deutschland und viele Depressionen.

    Auch wenn ich in der Verkehrsdiskussion eher Kerstin folgen würde:

    Die generellen Unterschiede und damit auch einige der Schwachpunkte der deutschen Lebensweise hast Du meiner Meinung nach, und ohne das vielleicht zu wollen, toll analysiert, Adam. Hut ab.

    Tolle Diskussion, ich liebe Euch!

  23. Kerstin says:

    Hallo Adam,

    ich gebe Julia recht, dass die Diskussion gut ist.

    Aber aus meiner Sicht drehen wir uns im Kreis. Du redest von Extremen in einer ueberregulierten Welt, ich rede von Basics in einer nicht regulierten Welt, die an der Weltspitze steht mit jaehrlichen Verkehrstoten. Ich kann daran nichts Positives finden und wuerde mir eigentlich wuenschen, an den Ursachen zu forschen, um dann Massnahmen zur Verbesserung einzufuehren anstatt alles zu verteidigen und mit Mentalitaetsunterschieden zu begruenden. Wenn die Menschheit so gedacht haette, saessen wir wohl immer noch auf den Baeumen….

    Wenn mich jemand kritisiert, sage ich auch nicht staendig “ich bin halt so”, sondern versuche, mein Handeln zu ueberdenken und evtl. zu veraendernn. Wenn ich allerdings immer der Meinung bin, alles richtig zu machen, verschliesse ich mich auch Veraenderungen, die ja durchaus positiv fuer mich und auch meine Umwelt sein koennen.

    Ich fuehle mich in Deutschland uebrigens viel freier als hier (weil Du das Thema Freiheit in diesem Zusammehang angesprochen hast). Hier gibt es staendig jemanden, der mir sagt, tu dieses, tu jenes oder tu es nicht, steh hier nicht rum, rauche da nicht usw. usf. Ich habe doch Eigenverantwortung, oder?
    Aus meiner Sicht ist vieles Theorie, das Du schreibst, gilt vielleicht fuer Dich, aber nicht fuer die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer hier. Theorie und Praxis gehen leider oft im Leben weit auseinander. Sie uebernehmen eben keine Verantwortung, weder sich selbst noch anderen gegenueber (Stichwort Fahrerflucht z. B.). Im Gegenteil, im Falle eines Unfalls wird auch noch verpruegelt…..(selber mehrmals von glaubwuerdigen Kollegen gehoert).

    Aber wahrscheinlich gibt es wirklich einen grossen Mentalitaetsunterschied:
    Ich fuehle mich meiner Freiheit nicht beraubt, wenn ein paar schlaue Experten herausgefunden haben, dass ich z. B. angeschnallt oder mit einem Helm im Falle eines Unfalls definitiv weniger verletzt werde. Dann bin ich dankbar, dass dies jemand erfunden hat und ich benutze es gerne, weil ich den Sinn einsehe. Denn mir ist mein Leben lieber als irgendwelche Freiheitsgefuehle, die ich diesbezueglich nicht erkennen kann. Freiheit findet fuer mich auf einer anderen Ebene statt und fuer mich ist der Tod nunmal das Ende meines Lebens.

    Da ich Deutschland als ueberreguliert bezeichne, zeige ich schon, dass ich dies auch als uebertrieben empfinde. Aber das, was ich hier taeglich im Strassenverkehr sehe, empfinde ich einfach als Wahnsinn und die niedrigen Verkehrstoten (und nur darumg geht es mir) in der ueberregulierten Welt eruebrigen aus meiner Sicht eigentlich jegliche Diskussion.

    LG
    Kerstin

  24. adam says:

    Ja, du hast natürlich Recht. Ich habe nur einen Weg gezeigt, wie man das Problem lösen kann. Ich habe nicht gesagt, dass die Zahl der Unfälle Okay ist. Ich habe das Problem nicht verteidigt. Aber ich kenne deine Lösungen nicht. ich denke, das Problem kann nur dadurch gelöst werden, dass Menschen gut fahren lernen und Rücksicht auf anderen nehmen. Da helfen keine Gesetze, und in Indien kann mehr Regulierung nicht soviel bedeuten. Du hast das Problem nur gezeigt, aber wie lautet deine konkreten Lösungen? Um ein Problem zu lösen muss man es verstehen, und nur wenn man das Problem als ganzes versteht, aus jedem Blickwinkel sieht, jedes Detail siehst, kann die Lösung standhaft sein, sondern Reden wir nur. Jede Lösung muss an die jeweiligen Situation gelten, und wenn man schon eine Lösung in seinem Hand hat, ohne das man das Problem gesehen hat, dann ist die Diskussion nicht tief genug. Also, wie lautet deine Lösungen?

    Ja, Freiheit bedeutet selbst entscheiden. Nicht alles an den Staat überlassen. Der Staat hat nur eine Aufklärungsaufgabe. Nichts mehr. Du kannst für deine Sicherheit ein Helm tragen oder auch nicht. Das ist deine Wahl, deine Entscheidung. Wie du dafür entscheiden kannst, kann jemand anderen das Gegenteil auch entscheiden. Das ist seine Wahl. Du kannst seine Wahl von ihm nicht rauben, und er muss auch deine Entscheidung respektieren. Freiheit muss immer gegenseitig sein.

  25. Kerstin says:

    Doch, ich hatte schon eine Loesung angeboten:
    Die Ausbildungen in den Fahrschulen wesentlich verbessern und die Leute nicht nach sehr, sehr wenigen (teilweise zweifelhaften) Fahrstunden sich selbst ueberlassen (Stichwort Lernfuehrerschein, den ich als falsch erachte). Das waere fuer mich eigentlich die Grundlage fuer alles. Denn nur, wenn die Leute gut ausgebildet und “aufgeklaert” sind, sind ihnen die Risiken, die sie selber taeglich eingehen, auch bewusst und brauchen vielleicht keine Ueberregulierung wie in Europa.
    Aber hier findet leider genau das Gegenteil statt, Fuehrerscheine koennen gekauft werden oder es wird einfache ohne sie gefahren. Ich bezweifle, dass gerade solche Menschen die Eigenverantwortung besitzen, die Du so herbeilobst. Fuer mich ist dies einfach Ignoranz dem Leben gegenueber (dem eigenen und dem der anderen).

    Permanente Aufklaerung im Fernsehen ueber Risiken und deren Folgen waere ebenfalls ein guter Schritt. Denn wenn die Leute in diesem Land eines tun, dann ist es fernsehen. Dies halte ich fuer ungemein wichtig, denn mir ist klar, dass die Meisten Fehler aus Unwissenheit machen, und nicht, weil sie lebensmuede sind. Aus Deiner Sicht ist dies Aufgabe eines Staates, dann soll er es halt einfach endlich tun (mit Werbung werden wir ja auch vollgepumpt, warum nicht auch mal mit etwas Vernuenftigem?).

    In einer gut funktionierenden Gemeinschaft kann man aber nicht jedem die Freiheit lassen, die er gerne haben moechte. Der eine mag keinen Helm aufsetzen, der andere mag bei rot nicht an der Ampel stehen bleiben, der naechste moechte gerne anstatt mit 40 km/h mit 100 km/h fahren usw. usf. Wenn man also allen Menschen auf dieser Welt immer ihre hoechst unterschiedlichen Freiheiten zugestehen wuerde, kaeme am Ende nur noch Chaos heraus.

    Wer zaehlt eigentlich das Leid der Verletzten, der Familien, auch der Unfallverursacher (es macht naemlich wenig Spass, jemanden zu ueberfahren), wenn ein Motorradfahrer zu Tode kommt, nur weil er sich die Freiheit genommen hat, keinen Helm aufzusetzen? Ist das nicht auch Verantwortung anderen gegenueber?
    Zaehlt denn nicht gerade der Mann als Ernaehrer in Indien soviel? Hat nicht der Sohn den Eltern, der Mann der Familie gegenueber eine starke Verantwortung, sie weiterhin zu ernaehren? Irgendwie passt dies fuer mich nicht zusammen….

    Aber ich glaube, ueber Freiheit brauchen wir nicht zu diskutieren, da dies in aller Regel subjektive Wahrnehmungen und Einstellungen sind. Und die sind nunmal von Mensch zu Mensch verschieden.

    LG
    Kerstin

  26. Daniela says:

    Ich bin der Meinung, dass ein System wie in Europa im indischen Strassenverkehr gar nicht durchfuehrbar ist. Es stimmt zwar, dass es in ganz Indien weniger FAhrzeuge gibt als im kleinen Deutschland (45Mio vs. 55 Mio), aber die Verteilung ist gleichmaessiger.
    Die Fahrzeuge sind auch homogener. Man hat keine Dreiraeder, selbst gebastelte Fahrzeuge, und weitaus weniger LkWs mitten in der Stadt. Es gibt auch deutlich mehr Strassen und immer mehrere Wege, die ans selbe Ziel fuehren, wobei man in Indien auf sehr, sehr wenige Hauptverkehrsadern angewiesen ist.
    Es ist also ohne einen kompletten infrastrukturellen Umbau, die langwierige Einfuehrung von Fahrschulen, TUV und einheitlicher StVO gar nicht moeglich, einen annaehernd anstaendigen Verkehr zu organisieren. Und das setzt nicht zuletzt auch voraus, dass die Verkehrspolizei trainiert wird. Die haben uns schon mehrmals dafuer angehalten, bei Gruen ueber die Ampel gefahren zu sein, und irgendwo hoert der Spass auf.

    Niemand wird diese Regeln/Aenderungen einfuehren, denn sie nehmen den Leuten das weg, was Adam hier schon angesprochen hat: ihre Freiheit. NIemand will sich gern was vorschreiben lassen, und etwas simples wie ein Helm wird als Anmassung empfunden. Das hat natuerlich auch etwas damit zu tun, dass der Zusammenhang zwischen Verkehrssicherheit und Regeln nicht gezogen wird. Woher auch? Kennt ja keiner.
    Wenn eine Regierung diese Regeln einfuehren moechte, dann muss sie mit starkem Widerstand rechnen. Und wer will das schon?

    Und nicht zuletzt ist der Wert eines LEbens in INdien einfach geringer. Das ist logisch: es gibt viele MEnschen, ergo sind sie weniger wert. Im unterbevoelkerten Europa ist das natuerlich was ganz anderes. Ich habe erst letztens einen Unfall gesehen in INdien: LkW hat Motorradfahrer ueber den Haufen gefahren. Der riesigen Blutlache nach zu urteilen, hat der MOtorradfahrer nicht ueberlebt. DAs muessen zwei, drei Liter gewesen sein. Aber wirkt das abschreckend? Doch nur auf Menschen, denen ihr und das Leben anderer mehr wert ist als die weit verbreitete “chalta hai” Attituede.

    LG
    Daniela

  27. Kerstin says:

    Aber auch in Europa gab es mal all diese “abenteuerlichen” Gefaehrte, die sich zusammen auf den Strassen getummelt haben (einschl. Tieren), bis – zugegebenermassen viel, viel langsamer als in Indien – dann Autos dazukamen, die gefaehrlicher, weil schneller, waren. Ich meine, jedes Land hat ja mal mit gewissem Chaos begonnen und dies ueber viele, viele Jahrhunderte/Jahrzehnte/Jahre hinbekommen. Allerdings war auch die Einsicht da, dass Veraenderungen vorgenommen werden mussten.

    Natuerlich ist das Verkehrsaufkommen in Relation zur nicht vorhandenen Infrastruktur viel zu schnell gewachsen, so dass es jetzt umso schwieriger und langwieriger ist, dieses in Einklang zu bringen. Ich kann mir vorstellen, dass ein “Grossvater” sich nicht wirklich bewusst ist, was es fuer sein Leben (oder Ende) bedeuten kann, in dunkler Kleidung nachts ueber einen Highway zu “spazieren”, weil er die Erfahrung nicht hat. Ist ja auch in Deutschland so, dass es viele Leute gibt, die erst spaet den Fuehrerschein gemacht haben und mit dem Verkehr und der Schnelligkeit nicht mitkommen.

    Was mich stoert ist das ewige Wegdiskutieren wollen. In Indien gibt es nunmal weltweit die meisten Verkehrstote pro Jahr und darauf braucht man nicht stolz sein und mit “Mentalitaetsunterschieden” bagatellisieren. Ich habe auch die “das geht hier nicht”-Mentalitaet satt. Natuerlich geht immer alles, wenn man nur will und genau das ist der Haken, man will nicht!!

    Vielleicht ist dieser “Freiheitssinn” auch eine gewisse Rebellion, da aus meiner Sicht vieles vorgeschrieben wird. Hatte ich ja schon mal angesprochen, dass ich mich in Deutschland viel freier fuehle, da mir nicht staendig jemand sagt, wie ich mein Auto hinstellen soll, wo ich mich hinsetzen oder hinstellen soll, was ich wann anziehen soll (in der Familie oder Buero) usw. Wobei ich lieber gegen letztere Beispiele rebellieren wuerde, weil sinnlos, wogegen ich im Strassenverkehr viele Vorschriften (nicht alle) einfach als sinnvoll, weil Leben erhaltend, empfinde.

    Adam, schau Dir den Verkehr einfach mal an. Ich denke nicht, dass die Leute Ruecksicht aufeinander nehmen, ganz im Gegenteil. Der Langsamere wird immer weggehupt, beim Ausparken wird nicht gewartet, sondern messerscharf daran vorbeigerauscht, vom Einfaedeln lassen will ich gar nicht sprechen. Im Falle eines Unfalls ist immer der “schuld”, der das meiste Geld zu haben scheint….Deine Theorie funktioniert in der Praxis nunmal einfach nicht, wie schon desoefteren angesprochen, die Zahlen sprechen fuer sich. Denn wenn es funktionieren wuerde, gaebe es ja weniger Tote, oder?

    LG
    Kerstin