Kalu allein in Pune oder: Somosa macht Urlaub

Ich frage mich, wer in der kommenden Woche tapferer sein muss: Kalu oder ich?

Vermutlich ich. Drei Monate lang waren der kleine Scheisser und ich maximal für ein paar Stunden getrennt, von unserem Kurzaufenthalt in Deutschland Anfang Dezember einmal abgesehen, als er ganz frisch bei uns war. Jetzt gilt es für Kalu zu entdecken, dass es ein Leben auch ohne Julia gibt, dafür aber mit ganz vielen anderen Hunden und hoffentlich lieben Menschen, einem jetzt schon verhassten Pool (!) und Spielstunden ohne Ende.

Für ihn stelle ich es mir so vor, als wenn man das erste Mal auf Klassenfahrt geht, nur dass man die Klasse noch nicht kennt. Aufregend. Eine Gelegenheit, unabhängiger zu werden, sogar als Hund. Vielleicht macht er als erstes ja ein Fass auf, mit den anderen “Insassen” – Hey, cool, man, endlich sind wir sind sie los! Weiss man‘s?

Ich bin gespannt, wie Kalu sich verhält, wenn wir in einer Woche aus Kerala zurückkommen: Es soll ja Hunde geben, die sich mit der Pfote an die Stirn klopfen und sagen: “Du spinnst wohl, mich hier so alleine zu lassen, was denkst Du Dir eigentlich? Das hast Du nun davon!”, und zeigen Dir ihr Hinterteil. Andere machen das Gegenteil und werden endlich ein wenig anhänglich, wenn sie es vorher nicht waren. Das ist spannend, auch für mich. Wir werden sehen.

U. und ich gehen jetzt jedenfalls mal schön schippern auf den Backwaters von Alleppey, auf einer als Hotelboot umgebauten Reisbarke, mit eigenem Koch und allem zappzarapp, großer Loungefläche auf dem Vorschiff, auf der es sich vortrefflich lesen und träumen lässt, wenn die Felder und Palmen gemächlich an einem vorüberziehen. Und damit es auch so wildromatisch bleibt, hat der liebe Gott dafür gesorgt, dass es auf den Wasserstraßen von Kerala kein W-Lan gibt. Wir sind am 1. März zurück.

PS: Habe gerade Kalu bei “The Pawsh” abgegeben. Es mag ja albern sein, aber: Schrecklich, wie weh das tut, schluchz. Und wenn dann mal wieder die Organisation in die Grütze geht, weil die liebe Neha, die Kalu betreuen soll und die uns um 12 Uhr dorthin beordert hatte, nicht auftaucht, beruhigt mich das ungemein für die kommende Woche. Stattdessen steht da ein analphabetischer Helferling und glotzt mich fragend an. Das ist ungemein hilfreich, wenn ich ihm die Liste mit den Medikamenten erläutern will, super!

Himmelkruzisakra! Kann man sich denn in diesem Land auf gar nichts verlassen? Schlampenladen.

Aber was sonst soll ich tun? Ich kann jetzt keine Alternative aus dem Hut zaubern. Toller Start. Ich werde berichten, am 1. März. Drückt uns die Daumen, für Kalu, den kleinen Scheisser, mein Herzblatt.

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6 Responses to “Kalu allein in Pune oder: Somosa macht Urlaub”

  1. Monika says:

    Ich halte es wie die Bremer Stadtmusikanten: Komm mit, etwas Besseress als den Tod finden wir überall.

    Kalu wäre heute tot. Da scheint mir das Hundehotel keine schlechte Alternative zu sein.
    Mein Dackelmann muss auch hin und wieder (genau genommen 3 Tage alle 2 Jahre) auf mich verzichten. Er wird von meinem Mann in unserem Haus aufs Beste versorgt. Essensmäßig sogar besser, als ich es tun würde 😉
    Aber trotzdem muss mein Mann ein ungewaschenes T-shirt aus der Dreckwäsche suchen, damit er (der Hund, nicht der Mann) überhaupt Schlaf findet.

    … und wie reagiert Dackelmann, wenn ich wiederkomme? Ersteinmal pure Freude, man könnte meinen, nicht nur der Schwanz wedelt, sondern der ganze Körper.
    Aber danach ist erst einmal Funkstille.
    Ich brauche jede Menge Überredungskunst, damit der sture Herr Dackel mich eines Blickes würdigt. Irgendwann nach gefühlten 2 Tagen kommt ein riesengroßer Seufzer und er kuschelt sich wieder auf dem Sofa an mich.

    Was ich damit ausdrücken will? Ich habe auch jede Menge Mitgefühl für Menschen und Tiere. Kalu hätte es wesentlich schlechter treffen können.

    Ich wünschte, jedes Kind hätte diese Fürsorge, die mein Dackelmann bekommt.

    Genieß deinen Urlaub und mach dir keine Gedanken.
    Es geht ihm gut.

    Liebe Grüße
    Monika

  2. jules says:

    Du hast vollkommen recht!

    Aber, aber, so ist das mit Problemkindern, sie wachsen einem durch die (notwendige) große Fürsorge so sehr ans Herz, dass das erste Loslassen des behüteten Schützlings mit Ängsten behaftet ist. Insbesondere weil der erste Aufenthalt bei der indischen Familie gerade im Hinblick auf die nötigen Medikamente so ein Reinfall war.

    Aber Hunde sind da sehr viel flexibler als Menschen, das habe ich bei Assai auch schon erlebt. Und: Hunde sind hervorragende Schauspieler, auch das vergesse ich gern. Klar, es wird ihm gutgehen.

    Ich bin dann mal weg. Wird schon.

    Liebe Grüße
    Julia

  3. tomX says:

    Euch nen schoenen Urlaub beim “shippern” oder wo auch immer; und Kalu, ja endlich mal Erholung”. Bis zum 01.03. dann.

  4. Kerstin says:

    Viel Spass in Kerala, es wird Euch gefallen, vor allem die Ruhe. Ich war vor etwas mehr als 3 Wochen dort und es hat mir ausgesprochen gut gefallen, haette noch laenger dauern koennen.

    Na hoffentlich ist das Kuemmern um Kalu nicht so ein Reinfall wie der Beginn…..Jetzt ist sowieso nichts mehr zu aendern, bald hast Du ihn ja wieder und er Euch/Dich.

    LG
    Kerstin

  5. Steffi says:

    Ich wünsche Euch eine herrliche, sorgenfreie Zeit un daß mit Kalu alles klappt!
    Und mir wünsche ich, daß Du uns ein paar Deiner schönen Fotos und einen Bericht mitbringst. 😉

    Liebe Grüße,
    Steffi

  6. Daniela says:

    Schoenen Urlaub. Der kalu macht das schon. Bei dem, was er bisher alles durchstanden hat, wird das doch ein Klacks fuer ihn!

    LG
    Daniela