The story hasn´t ended here. Yet.

Ich hatte mich gefragt, wie lange es dauern würde, bis Schwierigkeiten auftreten würden. Schwierigkeiten, die mit Sha- anfangen und -bundin aufhören. Nun, es dauerte nicht lange. Heute morgen sprach mich Kailash an: Ein grauhaariges muselmanisches Männlein, das ca. 40 Kilo wiegt, bei uns in den Carports wohnt und für Shabundin unser Auto gewaschen hat. Normalerweise ist das Sache der Fahrer, ist Teil ihres Jobs. Aber Shabundin zog es vor, sich nicht die Finger schmutzig zu machen – Kailash war der Mann für die Dreckarbeit. Shabundin hat Kailash für vergangenen Monat nicht bezahlt, natürlich nicht. Also tat ich es.

Vor einer Stunde dann klingelte es abermals an der Tür: Sunil, der Fahrer von Kishore, unserem Nachbarn und Vermieter: Shabundin hätte 2000 Rupien Schulden bei ihm und hätte versprochen, es von diesem Monatsgehalt zu bezahlen. Ob wir ihn schon bezahlt hätten?

Ich verneinte. Schließlich hatte der Mann, so erläuterte ich Sunil, Schäden an dem Auto verursacht, die weit über das hinausgingen, was S. in der Lage wäre zurückzuzahlen. Und für die Nummer noch Geld hinterherwerfen? Hmmm, NEIN! Allerdings würde ich mir überlegen, ob ich Shabundin´s Schulden bei ihm begleichen würde.

Keine zwei Stunden später dann Anruf von Somar, dem besten-Freund-und-Frauenversteher: Shabu sei aufgelöst in sein Büro gekommen, hätte ihn um Geld angebettelt und um die Vermittlung eines neuen Jobs.

Somar reagierte angemessen, ganz wie ich es von meinem besten-Freund-und-Frauenversteher erwartet hätte: “You´ve fucked up this beautiful job – how can I give you another one?”, fragte er berechtigterweise und nicht ohne eine gewisse Empörung. “No, honestly, Juli-Ma´am, I don´t know what these people want from me. They only come if they´re in trouble, then how can I trust? And help?”

Ganz meine Meinung.

Keine zehn Minuten später klingelte bei mir das Telefon, Shabu, wer sonst: “Ma´am, I´m really sorry! I´m just a local man (was so viel heißen soll wie: Ich bin nur ein einfacher Mann und verstehe nicht viel von den Dingen) and you are great. I have big troubles with my daughter: She needs to go to hospital. You can check that. Please come and check!”

Ich sagte ihm, dass ich hier gar nichts überprüfen würde. Seine Tochter sei seine Sache. Diese Dinge hätte er bedenken müssen, BEVOR er aus unserem Wagen ein rollendes Bordell gemacht hätte und im Vollrausch durch Pune geballert sei. Außerdem hätte er eine Menge Schulden bei Freunden, die ICH jetzt bezahlen würde. Es täte mir leid, aber, nein, das sei jetzt seine Angelegenheit. Guten Tag.

Und dann legte ich auf.

Genau so habe ich es kommen sehen. Und genau das verschafft mir nicht die kleinste Befriedigung. Ich hasse es, ihn hängenzulassen. Ich will nicht recht haben. Er ist so eine arme Wurst. Was mache ich nun? U. bringt mich um, wenn er erfährt dass ich helfe. Auf der anderen Seite weiß ich wirklich nicht, ob es um seine Tochter geht, oder um Spielschulden, Saufschulden, Drogenschulden. Ich bin sehr geneigt, seine Schulden bei anderen Leuten zu bezahlen, obwohl es mich im Grunde nichts angeht. Und was übrigbleibt in Herrgottsnamen ihm zu geben. Für seine Tochter. Hoffentlich.

Aber ich schlafe eine Nacht drüber. Um ihn nicht zu früh zu retten. Der Mann muss vor allem eines: mal nachdenken. Und das kann er nur, wenn´s wehtut. Zumindest für kurze Zeit. Was meint ihr?

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9 Responses to “The story hasn´t ended here. Yet.”

  1. Steffi says:

    Hallo Julia!
    Schön, wieder von Dir zu lesen!
    Im Prinzip geb ich Dir Recht, allerdings glaube ich nicht, daß er daraus lernen wird – so wie ich die Menschen bisher kennengelernt habe.

    Falls Du wirklich mit dem Gedanken spielen solltest, ihm bezüglich seiner Tochter zu helfen, mach das bloß alles nur persönlich.
    Also schau Dir an, ob sie wirklich im Krankenhaus liegt, und Geld würde ich ihm nicht mehr direkt in die Hand geben.
    Wenn Du ihm seine Schulden bezahlst, fällt es ihm nur leichter, neue zu machen.

    Es ist wirklich schwierig und ich möchte in Deiner Haut nicht stecken.

    Fühl Dich gedrückt!

    Hier ist es übrigens inzwischen seit ein paar Tagen ätzend warm, um die 30 Grad, und wir hoffen auf ein Gewitter. Die Deutschen sind aber auch wirklich nur am nörgeln. 😉

  2. Daniela says:

    Hallo Julia,

    ich würds nicht machen. Solche Menschen sind unbelehrbar. Schon allein die Tatsache, dass er sich erst entschuldigt (und dann auch noch nur telefonisch), als er was von dir wollte, und nicht mal vorher die Tränendrüsen angeschalten und beteuert hat, was für eine Ratte er ist. Oh, und die kranke Tochter… schon klar. 😉 Ist nicht immer irgendein Familienmitglied gerade krank? Lass dich nicht noch mehr über den Tisch ziehen. Auch S. hat noch andere Freunde, die er anpumpen kann. Er ist nicht auf dich angewiesen. Vor dir hat es geklappt, und nach dir wird es auch klappen. So einer wie er, der sich für eine Autowäsche zu fein ist (!!!), findet immer einen Weg, und so lange er sich nicht alle beide Beine und das Kreuz bricht, wird er andere für sich bluten lassen.

    Ich kann natürlich auf der anderen Seite auch verstehen, dass es vorrangig um deine eigenen Gefühle geht und weniger darum, S. die Haut zu retten. Trotzdem: so wie jetzt die Genugtuung fehlt, ihn zappeln zu sehen, so wird später das Glücksgefühl fehlen, ihm geholfen zu haben, weil… du weißt ja tief drinnen, dass du ihm nicht geholfen hast (im Sinne von: es ist nur eine Frage der Zeit, bis er wieder in der Tinte sitzt).

    Nimm das Geld, das du S. geben würdest oder womit du seine Schulden begleichen würdest, und drücke es einem Waisenhaus in die Hand. Damit hilfst du mehr Kindern.

    (Ich hätte lieber etwas anderes geschrieben, aber es ist, wie es ist.)

    LG
    Daniela

  3. mal gucken, ob ich meinen GELÖSCHTEN beitrag wieder hinbekomme…
    war ungefähr: nein nein, nichts geben. es scheint doch, dass man ihm keine 3cm weit trauen kann. und du kannst nicht kontrollieren, was er mit dem geld wirklich anstellt ( und da zweifle ich genau wie dani daran, das es diese kranke tochter überhaupt gibt)
    achja, und dann hab ich noch bemerkt, dass ich das sehr traurig finde, weil auch hier anscheinend wieder das klischee zutrifft: mit uns netten (=dummen) europäern kann mans ja machen! 🙁

  4. jules says:

    JAJA, Ihr habt ja alle so recht! Aber eine Frau muss tun, was eine Frau tun muss!

    Um es kurz zu machen: Ich bin ein naives, viel zu gutmütiges Schaf, das nicht nein sagen kann. Ich habe ihm geholfen. Ein letztes, ein ALLERLETZTES Mal. Und ich hoffe, U. liest keine Comments….

    Liebe Grüße!

  5. Monika says:

    Nein, es war nicht das letzte Mal, dass du ihm Geld gegeben hast.
    Sieh das mal aus seiner Sicht: egal, was Unrechtes er tut, du stehst zu ihm.
    (Btw: selbst bei meinem eigenen Sohn hätte ich nicht so wie du gehandelt….) Er wird also nicht verstehen, warum du ihm plötzlich nichts mehr gibst. Wie auch? Wenn er verschuldet Geld braucht, gibst du es ihm und wenn er jetzt arbeitslos ist und mehr Hilfe denn je braucht, wirst du seiner Familie zu Liebe wohl noch viel großzügiger sein. Seine Schulden bei Kailash hätte ich vermutlich auch bezahlt, er ist ein armer Kerl, der sich nicht wehren kann und kaum zu seinem Recht kommt.
    Sunil, der Sohn des Vermieters kann sich selbst um seine Schulden kümmern, ansonsten soll er er lernen, dass man sich sehr genau überlegen muss, wem er Geld leiht.
    Es kommen bestimmt noch mehrere Leute bei dir vorbei, die seine Schulden von dir bezahlt haben wollen. S. schickt sie vielleicht sogar zu dir, denn das klappt ja….
    All das würdfe mich nicht stören, wenn du ihm dabei helfen würdest. Aber das tust du nicht. Helfen bedeutet, dass man jemandem aus einer misslichen Lage heraus bekommt. Aber das geschieht hier nicht. S. bleibt in seiner Lage und wird sich von Geber zu Geber lavieren.
    Hast du schon einmal überlegt, dass er dich überhaupt nicht leiden kann und sich sogar noch über dich lustig macht?
    Ich würde weder einen Arbeitgeber noch einen anderen Menschen so respektlos und unverschämt behandeln, wie er sich dir gegenüber benimmt. Du bist ein warmherziger, vorurteilsfreier, hilfsbereiter Mensch – bewahre dir das, aber lass dich bitte nicht zum Affen machen.
    Übrigens: wenn er Geld braucht, kann er dafür arbeiten. Ich hätte ihm auf keinen Fall Geld ohne Gegenleistung gegeben.

    Ich lese deinen Blog sehr gerne und freue mich über deine Sicht der “kleinen” Dinge, an den man sonst oft vorbeigeht.

    Liebe Grüße
    Monika

  6. Daniela says:

    Oh nein, Julia!!! Warum??? Warum???
    Ich gebe Monika vollkommen Recht: Wenn S. je etwas aus seinem Fehler hätte lernen sollen, hast du ihn nun erfolgreich davon abgehalten. Immerhin kann er sich ja so dreist anstellen, wie er will: er weiß, bei dir kann er pumpen. Ich glaube nicht, dass er dich dafür respektiert. Im Gegenteil: sowas wird in Indien als Schwäche ausgelegt. Das hat mir meine eigene Maid mal gesagt. Sie konnte nicht verstehen, warum ich sie nicht unbezahlt extra dafür arbeiten ließ, dass sich der Fußboden verfärbt hatte. Jeder indische Arbeitgeber hätte das so gemacht, aber nicht die dumme Deutsche – die hats selber sauber gemacht. Der Dank? “Du bist schwach”, sagt sie da zu mir, und hatte vollkommen recht.

    Ich drücke dir die Daumen, dass dieser Unmensch sich nicht noch mal bei dir meldet. Ich würde meine Nummer ändern oder seine Nummer auf deinem Handy sperren lassen, damit er dich nicht mehr belästigen kann.

    LG
    Daniela

  7. jules says:

    Hallo Ihr Zwei!

    Ich bin da etwas anderer Ansicht, allerdings vor dem Hintergrund, dass Euch ein Fakt unbekannt war: Shabundin hatte für den letzten Monat kein Gehalt bekommen und da habe ich etwas nachgebessert. Im Übrigen schließlich auch mit dem Einverständnis von U.

    Wir haben jetzt eine “saubere” Trennung und eine, wie ich finde, faire Lösung: Er hat insgesamt die Hälfte seines letzten Gehalts bei uns bekommen, abzüglich der Schulden, die er bei anderen hatte. Damit ist die Angelegenheit vom Tisch, jedenfalls für uns.

    Weiteres Geld wird nicht fließen.

    Und im Übrigen glaube ich nicht, dass Shabundin mich oder uns nicht mag und unsere Großzügigkeit mit Schwäche gleichsetzt und ausnutzt, auch wenn wir uns, aus einem euröpäischen Loyalitätsverständnis heraus, niemals so verhalten würden.

    Der Mann hat einfach nicht gelernt, erwachsen zu werden und sich verantwortungsbewusst zu verhalten. Er ist über die Stränge geschlagen, und das erheblich. Wie ein kleiner dummer Junge, der keine Grenzen kennt – besoffen durch die Gegend zu fahren macht ja soviel Spaaaß!

    Und darum, dass er aus seinen Fehlern nicht lernt, macht Euch mal keine Sorgen: Er wird lernen und lernt schon jetzt, das weiß ich, denn er bekommt so einen Job nicht wieder, und das tut weh. Und das realisiert er. Schon jetzt. Ich hoffe nur, dass er sein Alkoholproblem in den Griff bekommt, sonst gehts rapide bergab. Aber das ist jetzt auch nicht mehr meine Sorge, wir sind quitt.

    LG

    Julia

  8. sarangiji says:

    Mittels des Durchdenkens kannst du dich auf den Weg zu Gott bringen und halten. Du kannst mit Hilfe des Denkens alles daraufhin prüfen, ob es dir guttut oder schadet, ob es rein oder verunreinigt, ob es Heilig oder schlecht ist….
    Übersteigerte Freude, Wut und Haß schaden deiner Seele, da sie dich aus deiner Mitte bringen.
    “Halte die Mitte” heißt deshalb: Lerne zu warten, habe Geduld, überstürze nichts. Wer Dinge überstürzt, verliert sich und die Dinge. ….

    Alles das hast Du gemacht.
    durchdenken, prüfen, keine übersteigerten Emotionen.

    Allerdings hast Du wahrscheinlich nicht unter Anrufung des Namens Gottes meditiert, sondern einfach ganz banal geschlafen…

    Somit hast Du (eingeschränkt!) im Sinne Sai Babas gehandelt (und auch in meinem).

    Nicht dass ich ein Devotee wäre, aber ich versuche seine message zu verstehen.

    Gruß
    Andreas

  9. Falk says:

    Keine Hoffnung Julia, er wird NIE lernen. Das ist nicht sein Bestimmung.