Archive for the ‘India sucks’ Category

WATCH IT!

Monday, February 2nd, 2009

Es ist die Geschichte eines Geknechteten, eines Wehr- und Chancenlosen, der viel zu früh erwachsen wird.

Es ist auch die Geschichte dreier Freunde, zwei davon Brüder, die sich der Härte und Unerbittlichkeit des indischen Lebens in einem der großen Slums Mumbais stellen müssen, der Brutalität des Alltags, der Brutalität ihrer Ausbeuter, der Brutalität einer mittellosen Flucht und des Überlebens auf der Straße, ohne Eltern, ohne Fürsorge, ohne Perspektive, und, vor allem, ohne Schutz.

Und es ist die Geschichte eines Sieges. Eines Sieges der Integrität über die Korruption, der Bescheidenheit über die Gier und des Vertrauens über die Hoffnungslosigkeit.

Slumdog Millionaire ist ein großer Film, der den Finger ganz tief ins Fleisch indischer Wunden legt, ohne voyeuristisch zu sein. Ein temporeicher Film, der schockiert, selbst wenn man in Indien lebt, der trifft. Bei dem man leidet, bei dem man fühlt. Jamals Schicksal lässt einen nicht kalt; der Film ist Hardcore-Indien. Jeder Schlag ins zarte Kindergesicht, jeder Tritt gegen den fragilen Körper ist Schlag und Tritt gegen die universelle Menschenwürde, gegen alles, was eine Seele hat.

Tod den Streunern.

Sunday, December 21st, 2008

Schlechte Aussichten für alle Straßenhunde in Maharashtra und Goa: “HC okays stray dog culling” – hinter dieser kryptischen Überschrift verbirgt sich eine schockierende Todesbotschaft für alle Streuner, wörtlich übersetzt: Der Highcourt in Mumbai segnet das Erlegen von streunenden Hunden ab.

Das Grundsatzurteil eröffnet gegen alle Argumente der am Prozess beteiligten Tierschützer die Jagd auf viele Hunderttausend frei auf den Straßen lebende Hunde, die nun mit staatlicher Absegnung getötet werden dürfen, sobald sie die Schnauze zu weit öffnen: Voraussetzung für die Lizenz zum Töten ist nämlich nicht, dass die Opfer aggressiv oder unheilbar krank sein müssen – nein, die Erregung öffentlichen Ärgernisses kann nach Meinung der Richter bereits gegeben sein, wenn die Hunde zuviel oder zu laut bellen.

Wer Indien kennt oder in dem Land lebt, weiß, dass das quasi jede Nacht der Fall ist: Überall bellen Hunde und verteidigen ihre Reviere. Das ist völlig normal. Bis jetzt war es das auf jeden Fall.

Update: Zurück in Indien

Tuesday, December 16th, 2008

Ich bin wütend: Wir haben heute morgen Kalu abgeholt, nun, was soll ich sagen: Ziemliche Katastrophe. Ich hatte ihn abgeliefert mit einem gutgenährten Welpenbauch, ich hatte ihm für acht Tage jeweils ein Kilo bestes Hundefutter gekocht, ich hatte eine Liste geschrieben mit allen notwendigen Medikamentierungen, Ausgehzeiten etc.etc.

Zurück bekommen habe ich ein abgemagertes, handscheues und winselndes Etwas, bei dem ich die Rippen zählen kann und der Beckenknochen eckig heraussteht, seine Schlafdecke ist total verdreckt: Vollgepisst und, ich kann es Euch nicht ersparen: vollgekackt. Deswegen haben sie Kalu heute morgen auch gewaschen, aber nicht gründlich genug.

Es ist eindeutig – Kalu ist es schlecht gegangen. Nicht einmal die Medikamente hat er bekommen. Die für ihn so wichtigen Augentropfen sind nicht verbraucht und mein Hund kann nichts sehen – so schlimm ist die Infektion.

Hautnah.

Saturday, November 29th, 2008

Die Einschläge rücken näher. Terrorismus war ein Phänomen, das sich bisher immer in weiter Ferne abgespielt hat. Terroranschläge und seine Opfer, Blutbäder und verstümmelte Leichen waren etwas, was man aus dem Fernsehen kannte: Solche finsteren Ereignisse fanden in Kriegsgebieten statt, im Kosovo, in Afghanistan, im Irak, meinetwegen noch in Pakistan. Ganz schlimm war 9/11 – der Vorbote eines neuen Zeitalters der Gewalt gegen arglose Menschen, unkontrollierte, bestialische Gewalt gegen Zivilisation, Freiheit und eine demokratische Grundordnung. Aber auch das war weit weg, denn ich war in Europa und nicht in N.Y.

Das ist jetzt anders. Für mich jedenfalls, seit wir in Indien leben. Nun passieren diese Dinge um die Ecke – mit dem nahesten Angriff jetzt in Mumbai, gerade einmal 170 Kilometer entfernt. Das ist in etwa die Entfernung zwischen Hannover und Hamburg oder München und Nürnberg. Ein Katzensprung.

Beware of Uniforms

Thursday, November 6th, 2008

Tja, das ist schon was: Zurück in Pune und gleich wieder Ärger mit der indischen Bürokratie. Diesmal war es die indische Post, die mich so richtig schön hat auflaufen lassen: Bevor ich nach Indien kam, hätte ich nie gedacht, dass es ein Land geben könnte, das bürokratischer und unflexibler als Deutschland ist – in Indien werde ich eines Besseren belehrt. Ganz banales Grundszenario: Als ich vor drei Tagen nach Hause kam, fand ich in der Post ein Mitteilungsschreiben vor, dass ein Postbote versucht hätte, einen “registered letter” zuzustellen, was aber wegen Abwesenheit meines Göttergatten nicht möglich gewesen sei. Soweit, so gut. (Wobei sich die Frage stellt, warum der Postbote den Brief nicht einfach in den Briefkasten geworfen hat oder ihn unter der Tür durchgeschoben hat, so dick war er ja nicht? Aber o.k., das ist bei uns auch so und warum soll man da meckern).

Über den (Bau)zaun geguckt: what some people are doing with BIG BUCKS

Wednesday, October 8th, 2008

Was aussieht wie die überladene Replik eines gigantischen griechisch-römischen Tempels, der sich mit der Akropolis messen könnte, ist nicht mehr (und nicht weniger) als das neue Privathaus eines der reichsten Männer der Welt: Dr. Cyrus Poonawallah, Nr. 287 auf der aktuellen Forbes-Liste, Platz 22 auf Forbes Asia, geschätzt auf 3,1 Milliarden Dollar. Und es entsteht in den schattigen Alleen des Koregaon Park, Pune.

Obwohl alle Puneiten, mit denen ich über die Familie sprach, Mr. Poonawalla mehr mit dem berühmten Gestüt der Familie in Verbindung bringen, hat der heute 68-jährige den Grundstein seines Vermögens nicht mit der Aufzucht erstklassiger Rennpferde (das macht er auch) gelegt, sondern mit der Gründung einer kleinen Firma, dem Serum Institute of India, das sich seit den 1960er-Jahren mit der Herstellung von Billig-Impfstoffen beschäftigt und sich seit der WHO-Anerkennung 1994 zum weltweit fünftgrößten Impfstoff-Lieferanten profiliert hat.