Archive for the ‘Leben’ Category

Don´t mess with Indian Gods

Friday, July 10th, 2009

Die Macht gehört den Multinationals. Normalerweise sind weltweit operierende Unternehmen, die Trittbrettfahrer der Globalisierung, kaum durch etwas zu stoppen. An Indien hat sich jedoch jüngst eines der Schwergewichte dieser Unternehmenskultur die Zähne ausgebissen – ironischerweise eine Kette, die Fast-Food vertreibt:

Burger King hatte es gewagt, bei einer kleinen Anzeigenkampagne in Spanien die indische Göttin Lakshmi auf einen Burger zu setzen und diesen als heiligen Snack – La Merienda es Sagrada- zu bezeichnen. Weit sind sie damit allerdings nicht gekommen: Kurz nach Verbreitung der Poster in gerade einmal drei (!) spanischen Gaststätten liefen die Hindu American Foundation und die nationalistische Hindu-Partei BJP Sturm gegen die als geschmacklos empfundene Kampagne, die eine hinduistische Gottheit für den Verkauf und den Verzehr fleischhaltiger Nahrung einsetzt – ein striktes No-Go für strenggläubige Hinduisten. Keine Fleischlappen für Lakshmi.

Burgerking knickste und zog die Kampagne unter Entschuldigungen zurück: “Wir hatten nicht die Absicht, jemanden zu verletzen”, sagte Pressesprecherin Denise Wilson für Burger King.

Ein weiter Weg. Noch immer.

Monday, July 6th, 2009

Endlich. Endlich frei.

In einem Grundsatzurteil des Delhi High Courts wurde Sektion 377 des indischen Strafgesetzbuches vergangenen Donnerstag für verfassungswidrig erklärt, der homosexuellen Geschlechtsverkehr unter Erwachsenen auch in privaten Räumen unter drakonische Strafe gestellt hatte. Bislang konnten Homosexuelle für den in Sektion 377 als widernatürlich kriminalisierten Verkehr mit einer zehnjährigen bis lebenslangen Haftstrafe bestraft werden, auch wenn de facto während der letzten 20 Jahre keine Verurteilungen mehr ausgesprochen wurden. Dennoch: Homosexuelle blieben erpressbar.

Das hat nun ein Ende, wenn es nach dem Willen der Richter geht, die deutlich machten, dass das Gesetz die verfassungsmäßig garantierten Rechte der persönlichen Freiheit und Gleichheit verletze sowie das Verbot von Diskrimierung.

Willkommen im 21. Jahrhundert, Indien.

Ich hätte Freudenfeuer erwartet, lachende, tanzende Menschen allerorten, die diesen wichtigen Schritt Indiens in eine ernst zu nehmende Demokratie feiern. Es hat nicht sollen sein.

The story hasn´t ended here. Yet.

Wednesday, July 1st, 2009

Ich hatte mich gefragt, wie lange es dauern würde, bis Schwierigkeiten auftreten würden. Schwierigkeiten, die mit Sha- anfangen und -bundin aufhören. Nun, es dauerte nicht lange. Heute morgen sprach mich Kailash an: Ein grauhaariges muselmanisches Männlein, das ca. 40 Kilo wiegt, bei uns in den Carports wohnt und für Shabundin unser Auto gewaschen hat. Normalerweise ist das Sache der Fahrer, ist Teil ihres Jobs. Aber Shabundin zog es vor, sich nicht die Finger schmutzig zu machen – Kailash war der Mann für die Dreckarbeit. Shabundin hat Kailash für vergangenen Monat nicht bezahlt, natürlich nicht. Also tat ich es.

Vor einer Stunde dann klingelte es abermals an der Tür: Sunil, der Fahrer von Kishore, unserem Nachbarn und Vermieter: Shabundin hätte 2000 Rupien Schulden bei ihm und hätte versprochen, es von diesem Monatsgehalt zu bezahlen. Ob wir ihn schon bezahlt hätten?

Die grüne Kühlbox

Tuesday, June 23rd, 2009

O.K. Ich liebe Deutschland. Aber nur so lange ich im Ausland lebe. Vorzugsweise im heißen Ausland, in dem ich jeden Morgen ab 11.00 Uhr nur noch eine ungefähre Vorstellung von meinen Gedanken habe, weil das, was man Denken nennen könnte, schon längst zu einer nur gelegentlich wahrnehmbaren, undifferenzierten Suppe kaum nachvollziehbarer Impulse verkocht ist, die allerdings keine Schmerzen bereitet – no brain, no pain.

Ganz anders hier, jetzt und heute: Ganz Deutschland entpuppt sich wohltuend als riesiger, frei begehbarer Kühlschrank mit gelegentlicher Solarbeleuchtung, in dem ich mich frei bewegen kann, Kilometer um Kilometer im gewohnten Hundeausgangs-Stechschritt absolvieren kann, ohne dass sich ein Schweißperlchen irgendwo auf meinem Körper zeigt oder ich die gewohnte indische Mattigkeit fühle, die jede Bewegung zur Belästigung macht.

Sommer in Deutschland, der Traum jedes Heizungsbauers, der garantiert nie arbeitslos wird.

Was fällt sonst noch auf?

Introducing Elisabeth.

Friday, June 19th, 2009

So. Das habe ich nun davon. Da ist man mal ein paar Wochen großzügig und gewährt Erich ungehemmten Zugang zu den Wasserbecken und den armen Guppys und was passiert?

Genau, richtig gesehen. Erich bringt seit neuestem seine Liebste mit: Elisabeth.

Elisabeth ist hungrig. Und respektlos, denn sie hat noch nicht gelernt, mich zu fürchten. Das ist bei Erich anders: Seit ich neulich in einer vergeblichen Rettet-die-Fische-Aktion laut schreiend und wild um mich schlagend aus der Tür in den Garten gestürzt bin, äugt er schon mal kritisch von seinem Ansitz herunter, bevor er die Kurve kratzt. Ich bin ihm wohl nicht ganz geheuer, seit neulich. Verständlich. Ich mir auch nicht.

Nun entfaltet Elisabeth ihre beruhigende Wirkung auf Erich und die Zwei sitzen leise gluckernd und schnäbelnd auf Ansitz Drei bevor sie zu ihren halsbrecherischen Kamikazeflügen unter den Schirmen durch in die Becken starten. Dort allerdings wird die Beute magerer. Die meisten großen Guppys sind schon in Erichs gierigem Monsterschnabel verschwunden, und Elisabeth muss essen, was übrig bleibt, also die kleinen.

Living in India

Tuesday, June 16th, 2009

You know, it´s one of those evenings when you finally rest your mind a little from the heat, the drought, the dust. I take my young sick dog Kalu for a walk, just now, and I enjoy a bit of a breeze that is going while I slowly walk down the narrow society lane to get to the common garden. In the yellow glow of the fading light I watch people on the roofs of the few neighbouring row houses preparing their bedding or their nightfeast: men drinking together to celebrate another shitty day in paradise, or their niece´s wedding or whatever.

I watch the palmtrees swaying lightly in the subtle breeze while Kalu is bringing me a twig from a nearby pile of burnable rubbish – tail high up in the air, nose equally, the whole dog a testimony of the joy of being alive.