Archive for the ‘indische Gesellschaft’ Category

Ist die Katze aus dem Haus…

Tuesday, June 23rd, 2009

Gerade erreichte mich die sms eines Freundes aus Pune: Gestern Nacht hätte die indische Polizei unseren Fahrer festgenommen, während er betrunken und mit überhöhter Geschwindigkeit durch Pune ballerte. Unser Wagen sei beschlagnahmt, die Firma hätte nun Anwälte beauftragt, um das Auto freizubekommen.

Nun, Shabundin, da hast Du Dir ja ein tolles Ding geleistet. Ich bin wirklich stolz auf Dich.

Wir haben uns das letzte Mal schon gefragt, warum der Wagen nach unserer Rückkehr aus Deutschland auffallend viele kleine Dellen aufwies, das eine Rad eine durchgeschlagene (!) Felge hatte und das Auto insgesamt so aussah, als hätte es einen Einsatz im Kriegsgebiet hinter sich. Aber – ich beschwichtigte U., unterstützte Shabundin, wies auf die insgesamt schlechten Straßen hin, bei denen so etwas schon mal passieren könne, insbesondere wenn man ungeteerte Schlaglochstraßen führe, wie das manchmal der Fall ist.

Villain or victim? Der Fall Ahuja.

Wednesday, June 17th, 2009

Momentan zerreißt sich Bollywood (und ALLE indischen Tageszeitungen) das Maul über den Schauspieler Shiney Ahuja, dessen Karriere wenn nicht beendet, so doch bis auf weiteres auf Eis gelegt ist: Montagnacht wurde der vielversprechende Nachwuchsschauspieler Shiney Ahuja, 2006 bekanntgeworden mit dem Film “Gangster”, in seinem Apartment in Mumbai verhaftet. Grund: Ahuja wird beschuldigt, das unter Umständen noch minderjährige Dienstmädchen in seinem Haus vergewaltigt und ihr mit dem Tod gedroht zu haben, sofern sie redet.

Nun, sie hat geredet. Und zwar gleich nach dem Vorfall; das hat die Beweissituation vereinfacht. Die polizeilichen Untersuchungen der vermutlich Siebzehnjährigen geben ihren Vorwürfen recht (was nicht selbstverständlich ist, da viele Frauen gern auch Falschanzeigen machen) und bestätigen, dass es nicht zu einem “consensual sex”, also einem einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zwischen den beiden gekommen ist, auf den Ahuja sich zurückzieht. Angesichts dieser Umstände dürfte es Frau Ahuja schwer fallen, ihre noch am Dienstag so lauthals und tapfer öffentlich bekundete “Ahuja ist unschuldig!”-Verteidigungshaltung zu bewahren. Es tut mir leid für sie.

Living in India

Tuesday, June 16th, 2009

You know, it´s one of those evenings when you finally rest your mind a little from the heat, the drought, the dust. I take my young sick dog Kalu for a walk, just now, and I enjoy a bit of a breeze that is going while I slowly walk down the narrow society lane to get to the common garden. In the yellow glow of the fading light I watch people on the roofs of the few neighbouring row houses preparing their bedding or their nightfeast: men drinking together to celebrate another shitty day in paradise, or their niece´s wedding or whatever.

I watch the palmtrees swaying lightly in the subtle breeze while Kalu is bringing me a twig from a nearby pile of burnable rubbish – tail high up in the air, nose equally, the whole dog a testimony of the joy of being alive.

The bad news of a pre-monsoon India.

Tuesday, June 9th, 2009

‘Ees iis a kreitz’ sagt die Bayerin in mir jeden Morgen, wenn ich meine verschlafenen Augendeckel hebe und aus dem Spalt des längst getrockneten Vorhangs gen Osten blicke: Strahlend blauer Himmel, nicht mal ein Wattewölkchen am morgendlichen Firmament, geschweige denn die allfälligen Kumuli, die Regen, und, sagte ich es bereits?, KÜÜHLE bringen. Was da vom Himmel brennt ist die Sommersonne Maharashtras, unverdrossen, unbeeindruckt vom Monsun-geschwängerten Goa oder Karnataka, wohin das segensreiche Nass schon vorgedrungen sein soll. Zu früh gefreut.

Was gibt es sonst Neues in Pune?

Ganz Indien, nicht nur Pune, regt sich über die gewaltsamen Übergriffe auf indische Studenten in Australien, dort vor allem in Melbourne oder Sidney, auf. In den letzten zwei Wochen wurden etwa 12 Fälle publik gemacht, in denen indische Hochschulbesucher in diesen Städten von irgendwelchen australischen Brüllaffen zum Teil brutalst vermöbelt worden sind. Mittlerweile hat sich das Thema hier in Indien zum Politikum entwickelt, nicht ganz zu Unrecht, wie ich finde, wenn man bedenkt, dass australische Hochschulen sich nicht zu einem unerheblichen Teil durch ausländische Studenten finanzieren und die etwa 415.000 ausländischen Studenten, worunter allein 90.000 indischer Herkunft sind, der australischen Volkswirtschaft immerhin Einnahmen in Höhe von 15 Milliarden Dollar bescheren, jedes Jahr.

Indiens Tugenden.

Wednesday, June 3rd, 2009

Wir haben neulich Abend in lockerer Expat-Runde zusammengesessen und als es etwas später wurde, kam irgend jemand auf die Idee, einmal aufzulisten, was er mag, am Leben in Indien. Das ist, kurz gefasst, das Ergebnis. Natürlich sehr subjektiv.

– Das Wetter (für Nordeuropäer ein wichtiger Aspekt – sechs Monate Winter und graues Schmuddelwetter eingedenk): Bis auf die Regenzeit haben wir hier mindestens neun Monate im Jahr strahlenden Sonnenschein, und, wenn man von den heißen Monaten Februar bis Juni einmal absieht, angenehme Temperaturen.

– Die persönliche Freiheit, die man dadurch gewinnt, dass man nicht jeden Mist selber machen muss, sondern sich dafür Leute nehmen kann, die froh sind, einem zeitraubende und nervige Arbeit wie Einkaufen und Putzen abzunehmen.

European bullshit.

Tuesday, May 26th, 2009

Manchmal hat Indien uns eine Menge voraus. Oder sagen wir: Teile der indischen Bevölkerung. Kleine Anteile.

Da liegt man, ganz gelassen, im Staub am Rand eines Markts einer südindischen Hillstation und läßt das Leben mit seinen zahlreichen Belanglosigkeiten an sich vorbeiziehen. Unbeteiligt. Unbeeindruckt. Frei. Was brauchst Du, wenn Du nicht mehr brauchst, als zwei Hände voll Reis, ein bisschen Linsenbrei und eine ausgelesene Zeitung, auf der Du Dein Haupt betten kannst? Was brauchst Du, wenn Du nicht weißt, wo Du die Nacht verbringen wirst oder woher Du die zwei Hände voll Reis bekommen wirst? Und wenn Du trotzdem schläfst wie ein Baby, weil Dich so viele Dinge nicht mehr jucken?

Nicht viel.

Ganz anders als wir Deutschen, Europäer oder sonstige Angehörige der Ersten Welt. Wir sorgen uns. Permanent, um viele Dinge. Das fängt beim Haarshampoo an und hört bei Matratzen auf: Wie dick? Federkern oder Latex? Wie muss man die Elastizität eines Lattenrosts einstellen?