The bad news of a pre-monsoon India.

‘Ees iis a kreitz’ sagt die Bayerin in mir jeden Morgen, wenn ich meine verschlafenen Augendeckel hebe und aus dem Spalt des längst getrockneten Vorhangs gen Osten blicke: Strahlend blauer Himmel, nicht mal ein Wattewölkchen am morgendlichen Firmament, geschweige denn die allfälligen Kumuli, die Regen, und, sagte ich es bereits?, KÜÜHLE bringen. Was da vom Himmel brennt ist die Sommersonne Maharashtras, unverdrossen, unbeeindruckt vom Monsun-geschwängerten Goa oder Karnataka, wohin das segensreiche Nass schon vorgedrungen sein soll. Zu früh gefreut.

Was gibt es sonst Neues in Pune?

Ganz Indien, nicht nur Pune, regt sich über die gewaltsamen Übergriffe auf indische Studenten in Australien, dort vor allem in Melbourne oder Sidney, auf. In den letzten zwei Wochen wurden etwa 12 Fälle publik gemacht, in denen indische Hochschulbesucher in diesen Städten von irgendwelchen australischen Brüllaffen zum Teil brutalst vermöbelt worden sind. Mittlerweile hat sich das Thema hier in Indien zum Politikum entwickelt, nicht ganz zu Unrecht, wie ich finde, wenn man bedenkt, dass australische Hochschulen sich nicht zu einem unerheblichen Teil durch ausländische Studenten finanzieren und die etwa 415.000 ausländischen Studenten, worunter allein 90.000 indischer Herkunft sind, der australischen Volkswirtschaft immerhin Einnahmen in Höhe von 15 Milliarden Dollar bescheren, jedes Jahr.

Aber die Zeiten werden auch in Australien härter, eine schwache Konjunktur und wachsende Arbeitslosenzahlen treffen sogar ‘The lucky Country’ Australien, das bisher, unbeeindruckt von der Wirtschaftskrise in Europa und den USA seine einsame, sonnenbeschienene Bahn des Glücks gezogen hatte. Jetzt finden Staatsgespräche statt und man bemüht sich Down Under Fälle von rassistisch bedingter Gewalt gnadenlos zu verfolgen und den frustrierten und minderbemittelten Übeltätern das Handwerk zu legen.

Ansonsten nehme ich zur Kenntnis, dass in Indien immer wieder gern zur Selbstjustiz gegriffen wird, sobald im Straßenverkehr:

a) eine Kuh ums Leben kommt

oder

b) ein Kind von einem rücksichtslosen Raser umgenietet wird.

Jüngst geschehen, gestern in Pune, wo ein kleiner, zwölfjähriger Junge vom Brennholz kaufen mit dem Fahrrad nicht nach Hause kam, weil ihn ein Bus unter seinem Hinterreifen zerquetscht hatte. Daraufhin ist der Busfahrer geflohen (natürlich!) und der geifernde Mob hat nicht nur diesen, sondern auch gleich einen zweiten Bus lichterloh brennen lassen. Wie meinte der Sicherheitschef von U.´s Firma doch lakonisch: Falls Euch jemals so etwas passiert und Kinder oder Kühe in einen Unfall verwickelt sind, SUCHT DAS WEITE. Und zwar möglichst schnell.

Leben in Indien. Jeden Tag. Definitiv anders.

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2 Responses to “The bad news of a pre-monsoon India.”

  1. Kerstin says:

    Oh nee, schrecklich, wieder ein unschuldiges, junges Leben!!!!!

    Manchmal kann ich den Mob verstehen, wenn wie in dem Fall der Busfahrer einfach abhaut, da entsteht ohnmaechtige Wut!!! Haetten sie ihn bekommen, haette er diesen Tag wahrscheinlich auch nicht ueberlebt… Aber natuerlich wird Unrecht nicht “rechter”, wenn man es mit Unrecht bekaempft. Wie das enden kann, haben uns Bihar und der Punjab juengstens “eindrucksvoll” gezeigt. Aber wen wundert’s wenn es keine anstaendige oder nur jahrelange vor sich hinkruschende Rechtssprechung gibt…..Vor allem fuer arme Menschen, die gar keine Lobby und schon gar kein Geld haben…

    Tja Australien, was soll man dazu sagen? Durchgreifen ist wohl gut, aber beseitigt dies die “Mauern in den Koepfen”? Moechte mich fast nicht dazu aeussern, steht unser Land doch diesbezueglich auch nicht so rosig da.

    LG EHS Kerstin

  2. jules says:

    Hallo EHS,

    Ich glaube, abzuhauen war überlebensnotwendig für ihn! Die Polizei kriegt ihn eh zu fassen, die haben doch die Dienstpläne und wissen, wo er wohnt.

    Leider hast Du mit Deinem letzten Satz sehr recht: Es ist fürchterlich, dass die Leute lieber ihre Feindbilder pflegen, als sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Deshalb war ich auch lange, lange Zeit gar nicht stolz darauf, aus Deutschland zu kommen. Schrecklich!

    Hoffe, Deiner Hand geht´s besser!

    LG

    Julia