Archive for the ‘India rocks’ Category

Indien ist nicht gleich Indien.

Saturday, August 22nd, 2009

Ich musste raus. Raus aus Pune. Keine 5,5 Millionen Menschen mehr auf den Straßen, keinen Smog, keine Atemmasken, kein Dorabjees, kein Dighi-Mountain, keine langen Hundespaziergänge, keine Schweinegrippen-Schlagzeilen mehr und kein Schweinegrippen-Virus. Aus. Ende. Vorbei. Ich bin weg.

Am letzten Dienstag nahm ich einen Flieger nach Rajasthan, nicht ohne vorher noch einmal in epischer Breite den Smog Mumbais in mich aufzusaugen und meinem Schicksal zu danken, dass ich nicht vier Stunden jeden Tages in den stinkenden Diesel-Abgasen dieses Superlativ-Molochs zu verbringen habe, nur weil ich zur Arbeit will. Obwohl ich Mumbai klasse finde. Interessant. Spannend. Alles andere als provinziell.

Nur eine Stunde später wurde ich in Udaipur ausgespuckt, diesem so geschickt als Venedig Indiens vermarkteten Fleckchen Erde mit seinen gerade einmal 400.000 Einwohnern, sauberer Luft, klarem Himmel (kein Smog!) und seinen Palästen aus 1001-Nacht, nein, natürlich aus der Maharadscha-Zeit im 17., respektive 18. Jahrhundert.

New Life

Friday, July 24th, 2009

Ich weiß nicht, warum Inder, wann immer sie in der Regenzeit einen Wasserfall sehen, aus dem Häuschen geraten. Und zwar total. They go totally bananas. Nuts!

Wann immer ich mich außerhalb Punes bewege, um mir das ach-so-grüne-Grün der frischgepflanzten Reisfelder anzusehen, oder die zum Bersten gefüllten Staudämme, oder die frisch erstarkte Natur inklusive der allgegenwärtigen Wasserfälle – nun die Inder sind schon da: Und zwar unter den Wasserfällen. Ganze Großfamilien picknicken UNTER den kalten Wassermassen, die die Ausläufer der Western-Ghats herunterrauschen und alles strahlt, jauchzt und jubiliert, wenn die nassen Saris an die kalten Körper klatschen. Deren einziger Wärmespender nach dem Bad ein schwarz verbrannter Maiskolben vom Maiskolben-Wallah next door ist, der geschäftstüchtig direkt NEBEN dem Wasserfall seinen Erdloch-Grill eröffnet hat.

Das muss so sein, das ist Tradition, das muss man nicht verstehen. Manche Dinge sind eben, wie sie sind. Versteh einer die Inder!

A blessing in disguise

Monday, July 13th, 2009

Als wir die vergangenen Tage zwei neue Fahrer kennengelernt haben, wusste ich schon nach kurzer Zeit, dass es schwierig werden würde, sich für einen der beiden zu entscheiden: Beide sind zuvorkommend, beide sprechen vergleichsweise gut Englisch, beide sind Hindus. Im Gegensatz zu unseren ungefähr 16 vorherigen Fahrern, die wir zwischenzeitlich verschlissen haben und die mehr oder minder alle ein kleines Party- und Alkoholproblem hatten.

Aber, njet, mein Sohn, es geht auch anders.

Die Entscheidung, WEN man in sein Leben einlädt, ist keine jedenfalls keine leichte: Schließlich kennt Dein Fahrer fast Dein ganzes Leben, weiß, wen Du wann triffst, wo und was Du einkaufst, ob Du müde bist oder hungrig oder verkatert oder verliebt, und, apropos, ob Du gestern Krach mit Deinem Göttergatten hattest, wer Deine Freunde sind, usw. usw. Für Deinen Fahrer bist Du ein offenes Buch, dessen Inhalt er liest wie andere die Tageszeitung: Er weiß alles, und wenn er nicht blöd ist, auch Dinge, die Du maximal mit engsten Freunden teilen würdest. Er ist ein an die Peripherie Deines Lebens angehängtes Familienmitglied and he´d better be trustworthy.

Ein weiter Weg. Noch immer.

Monday, July 6th, 2009

Endlich. Endlich frei.

In einem Grundsatzurteil des Delhi High Courts wurde Sektion 377 des indischen Strafgesetzbuches vergangenen Donnerstag für verfassungswidrig erklärt, der homosexuellen Geschlechtsverkehr unter Erwachsenen auch in privaten Räumen unter drakonische Strafe gestellt hatte. Bislang konnten Homosexuelle für den in Sektion 377 als widernatürlich kriminalisierten Verkehr mit einer zehnjährigen bis lebenslangen Haftstrafe bestraft werden, auch wenn de facto während der letzten 20 Jahre keine Verurteilungen mehr ausgesprochen wurden. Dennoch: Homosexuelle blieben erpressbar.

Das hat nun ein Ende, wenn es nach dem Willen der Richter geht, die deutlich machten, dass das Gesetz die verfassungsmäßig garantierten Rechte der persönlichen Freiheit und Gleichheit verletze sowie das Verbot von Diskrimierung.

Willkommen im 21. Jahrhundert, Indien.

Ich hätte Freudenfeuer erwartet, lachende, tanzende Menschen allerorten, die diesen wichtigen Schritt Indiens in eine ernst zu nehmende Demokratie feiern. Es hat nicht sollen sein.

Introducing Elisabeth.

Friday, June 19th, 2009

So. Das habe ich nun davon. Da ist man mal ein paar Wochen großzügig und gewährt Erich ungehemmten Zugang zu den Wasserbecken und den armen Guppys und was passiert?

Genau, richtig gesehen. Erich bringt seit neuestem seine Liebste mit: Elisabeth.

Elisabeth ist hungrig. Und respektlos, denn sie hat noch nicht gelernt, mich zu fürchten. Das ist bei Erich anders: Seit ich neulich in einer vergeblichen Rettet-die-Fische-Aktion laut schreiend und wild um mich schlagend aus der Tür in den Garten gestürzt bin, äugt er schon mal kritisch von seinem Ansitz herunter, bevor er die Kurve kratzt. Ich bin ihm wohl nicht ganz geheuer, seit neulich. Verständlich. Ich mir auch nicht.

Nun entfaltet Elisabeth ihre beruhigende Wirkung auf Erich und die Zwei sitzen leise gluckernd und schnäbelnd auf Ansitz Drei bevor sie zu ihren halsbrecherischen Kamikazeflügen unter den Schirmen durch in die Becken starten. Dort allerdings wird die Beute magerer. Die meisten großen Guppys sind schon in Erichs gierigem Monsterschnabel verschwunden, und Elisabeth muss essen, was übrig bleibt, also die kleinen.

Living in India

Tuesday, June 16th, 2009

You know, it´s one of those evenings when you finally rest your mind a little from the heat, the drought, the dust. I take my young sick dog Kalu for a walk, just now, and I enjoy a bit of a breeze that is going while I slowly walk down the narrow society lane to get to the common garden. In the yellow glow of the fading light I watch people on the roofs of the few neighbouring row houses preparing their bedding or their nightfeast: men drinking together to celebrate another shitty day in paradise, or their niece´s wedding or whatever.

I watch the palmtrees swaying lightly in the subtle breeze while Kalu is bringing me a twig from a nearby pile of burnable rubbish – tail high up in the air, nose equally, the whole dog a testimony of the joy of being alive.