Archive for May, 2008

Mahatma Pule Mandai Market

Tuesday, May 6th, 2008

Heute habe ich Glück: Seit ich aufgegeben habe, auf den Internet-Anschluss zu warten, habe ich frei und kann mir den Tag einteilen. Was bedeutet: Nachdem U. und ich morgens Tee getrunken haben, Assaichen sein wohlverdientes (mutiger Flughund, der!) Leberwurstbrot + Tablette bekommen hat, die Morgenrunde vorbei an den giftigen Streunern gedreht ist und ich schlussendlich unter die (nur morgens!) kalte Dusche gehüpft bin, kann ich los, die Stadt entdecken.

Heute geht es ganz feudal in unserer großen, weißen Klimakutsche direkt ins Herz der Altstadt zum Mahatma Pule Mandai (kein Schreibfehler!) Market im Shukrawar Peth, einem der ältesten Distrikte der Stadt, eng, verwinkelt, heiss – aber unverwechselbar indisch. Zierliche Wadas – alte Timber-Holzhäuser mit fein ziselierten Balkonen säumen die baumlosen, staubigen Straßen, die sternförmig auf den alten, kolonialen Markt zulaufen, der in seinem dunklen, kühlen Inneren alle Gemüse- und Obstsorten anbietet, die derzeit in Indien verfügbar sind. Vorher durchquere ich das Viertel der Metallwaren-Wallahs – überall blitzen mir die Töpfe, Pfannen, Truhen aus Aluminium in der Spätvormittagsonne entgegen, aber ich lasse sie heute links liegen. Im Inneren des Marktes dann vegetarische Opulenz: Ich mache Fotos von Kokosnuss-Bergen, Zwiebel-Haufen, Kartoffel-Stapeln, Wasser-, Honig-, und Netzmelonen, Papayas, Mangos (es ist Mango-Saison!!!), Knoblauch, Okra, Blumenkohl und Chillies und wunderbar reifen Flaschentomaten. Irgendwelche Wünsche offen?

Was ist das Leben ohne eine Ayya?

Tuesday, May 6th, 2008

Antwort: harte Plackerei in zu großer Hitze und seelische Grausamkeit durch entgangene Lebensfreude.

Wieso?

Deshalb: Unser Edelstein heißt Jothie und ist eine glutäugige Schönheit unbekannten Alters und graziler Statur. Zwei Stunden täglich weht sie in ihren farbenprächtigen Saris durch unsere leeren Räume und beseitigt unseren Schmutz; kaum zu glauben, dass es so etwas gibt… dass man solch dienstbare Schönheit kaufen kann!

Nur, um Euch einen Eindruck zu geben: Mit schnellen Strichen ihres kleinen Hirsebesens fegt sie den Staub von unseren glatten Böden, gleichmütig und elegant ein wenig nach vorn geneigt, lange, schwarze Locken lose auf dem Rücken liegend. Dann kommen die Möbel dran: Keine Strebe unserer Esstisch-Stühle entgeht ihrem aufmerksamen Auge, bis kein Stäubchen mehr auf ihm liegt. Immer wieder blickt sie blitzend hoch, und ich lächle zurück – Sie spricht kein Englisch, ich kein Marathi, dennoch sind wir uns einig – sie macht ihre Arbeit gut, go on, Jothie, Du kannst Dich hier wohl fühlen, während Du putzt, ich werde Dich nicht beschimpfen, schlagen, generell schlecht behandeln oder gar zu Schlimmerem nötigen (was durchaus nicht selbstverständlich ist). Dann Esstisch, Sideboard, die drei Badezimmer, Schlafzimmer und Küche. Abwasch. Wischen: In der Hocke, neben sich den Eimer mit Putzwasser stehend, wischt Jothie jede Einzelne unserer hellgrauen Marmorfliesen, bis alles blitzt und man vom Boden Essen könnte. Jede schwäbische Hausfrau hätte ihre wahre Freude an Jothie!