Was ist das Leben ohne eine Ayya?

Antwort: harte Plackerei in zu großer Hitze und seelische Grausamkeit durch entgangene Lebensfreude.

Wieso?

Deshalb: Unser Edelstein heißt Jothie und ist eine glutäugige Schönheit unbekannten Alters und graziler Statur. Zwei Stunden täglich weht sie in ihren farbenprächtigen Saris durch unsere leeren Räume und beseitigt unseren Schmutz; kaum zu glauben, dass es so etwas gibt… dass man solch dienstbare Schönheit kaufen kann!

Nur, um Euch einen Eindruck zu geben: Mit schnellen Strichen ihres kleinen Hirsebesens fegt sie den Staub von unseren glatten Böden, gleichmütig und elegant ein wenig nach vorn geneigt, lange, schwarze Locken lose auf dem Rücken liegend. Dann kommen die Möbel dran: Keine Strebe unserer Esstisch-Stühle entgeht ihrem aufmerksamen Auge, bis kein Stäubchen mehr auf ihm liegt. Immer wieder blickt sie blitzend hoch, und ich lächle zurück – Sie spricht kein Englisch, ich kein Marathi, dennoch sind wir uns einig – sie macht ihre Arbeit gut, go on, Jothie, Du kannst Dich hier wohl fühlen, während Du putzt, ich werde Dich nicht beschimpfen, schlagen, generell schlecht behandeln oder gar zu Schlimmerem nötigen (was durchaus nicht selbstverständlich ist). Dann Esstisch, Sideboard, die drei Badezimmer, Schlafzimmer und Küche. Abwasch. Wischen: In der Hocke, neben sich den Eimer mit Putzwasser stehend, wischt Jothie jede Einzelne unserer hellgrauen Marmorfliesen, bis alles blitzt und man vom Boden Essen könnte. Jede schwäbische Hausfrau hätte ihre wahre Freude an Jothie!

Und ich?

Ich freue mich einfach über Jothie. Über ihre Gegenwart, die wenige Arbeit, die mir bleibt und daran, dass mit ihr Indien Einzug in unser Haus gehalten hat.

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