Update: Brutales Indien.

Manchmal kann man gar nicht so laut schreien, wie man möchte. Manchmal wünscht man sich, die Tageszeitung nicht aufgeschlagen zu haben, weil es einem restlos den Tag versaut. Und man sich die Haare rauft vor lauter Verzweiflung. Manchmal wünscht man sich, die Welt, und in diesem Moment insbesondere Indien, wäre ein besserer Ort, weil Menschen und ihre abscheulichen Taten es einem unmöglich machen, das Land und seine Menschen zu lieben.

Man beginnt zu hassen, und dann wird es gefährlich. Hätte ich in diesem Moment die Möglichkeit, die Idioten der Puner PMC (Stadtverwaltung), die in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag vergangener Woche 10 harm- und hilflose Straßenhunde in Pune mit Giftködern qualvoll umgebracht haben, physisch in die Mangel zu nehmen, ich würde nicht zögern. Feige Schweine, barbarische Tat.

Zum Fall: Anwohner des Puner Stadtteils Balajinagar haben gesehen, wie zwei Angestellte der Stadtverwaltung Mittwoch gegen 20.30 Uhr am Straßenrand und in einem Müllcontainer Kekse verteilt haben, eine in Indien übliche Art, Straßenhunde zu füttern. Aber absolut unüblich für die PMC, die nur für das Einsammeln lästiger Streuner zuständig ist, die häufig mit ungewissem Verbleib auf nimmer Wiedersehen verschwinden.

9.45 Uhr wurden die ersten Anwohner von einem kleinen Jungen verständigt, der um Hilfe rief, weil die in der Nachbarschaft sehr beliebten Hunde sterben würden. Als die ersten Nachbarn wenige Minuten später zusammenliefen, waren bereits fünf an dem Gift gestorben. Man holte sofort einen Tierarzt, der versuchte, die fünf weiteren, noch lebenden Hunde mit einem Gegengift und Herzmassagen zu retten. Bis um 1.30 Uhr nachts kämpften Anwohner und Tierarzt um das Überleben der letzten fünf, doch keiner der Hunde schaffte es.

Die PMC streitet den illegalen Exitus ab. Allerdings hatte PMC-Abteilungsleiter Dilip Pardeshi einen bitteren Erklärungsnotstand, als er auf die Tatsache angesprochen wurde, dass der PMC-Laster die toten Hunde um 3.30 Uhr derselben Nacht abgeholt hatte. Woher wusste die PMC, dass dort zehn tote Hunde einzusammeln waren? Und warum holte man sie zu der verschleiernden Zeit um 3.30 Uhr morgens ab, und nicht, wie normalerweise, im Laufe des Tages?

Die PMC ist nicht nur kriminell, sondern auch noch blöd, so blöd.

Die Anwohner haben die Vergiftung der Tiere zur Anzeige gebracht, denn die Tötung von Hunden ist seit Einführung der Animal Birth Control Rules 2001 mit Ausnahme von Tollwutfällen illegal. Die Qualen der Hunde macht keine Strafe rückgängig. Ebenso wenig wie ihren Tod.

Gründungsvater und Nationalheld Mahatma Ghandi würde sich im Grab umdrehen, so er denn eins hätte. Von ihm stammt folgendes Zitat: “Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen, wie sie ihre Tiere behandelt.”

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Update: In jener Nacht sind nicht zehn, sondern 35 Hunde vergiftet worden und daran gestorben. Bei dem Gift handelte es sich um Strychnin, das vor Todeseintritt Atemnot. Muskelzittern und schwere Krämpfe hervorruft.

Den inzwischen bekannten Schuldigen, die in Absprache mit der PMC gehandelt haben, drohen fünf Jahre Haft.

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3 Responses to “Update: Brutales Indien.”

  1. teodoraa26 says:

    Ja das ist schrecklich, ist aber etwas das so auch in Deutschland immer wieder vorkommt, daß Hundehasser in Parks Köder oder Kekse mit Rattengift usw. auslegen, die von Hunden ohne Leine gefressen werden, die dann jämmerlich verenden, vereinzelt haben sogar Kinder die Kekse gegessen. Mit dem moralischen Fortschritt scheint es überall nicht allzu weit her zu sein… In diesem Fall ist es nur so seltsam, weil die Leute nicht per se Hundehasser sind, sondern tatsächlich in ihrer hohlen Birne dachten, so könnte man die Hundepopulation in Schach halten

  2. jules says:

    Hallo Teodoraa!

    Natürlich, Idioten gibt es überall! Aber: Dass diese Idioten die Giftmorde mit Kenntnis oder sogar im Auftrag der Stadtverwaltung begehen, habe ich sonst noch nirgendwo gehört.
    Zumal es in Indien, wie Du sicher weisst, absolut üblich ist, dass sich arme Menschen aus Müllcontainern ernähren – es ist also ein Wunder, dass es keinen Menschen niedergerafft hat. Zumindest hat man davon noch nicht erfahren.

    Ich finde, dass ist schon ein gradueller Unterschied auf der Kriminalitäts-/Ignoranz-/und Inhumanitätsskala.

    LG ins friedfertige Canada!
    Julia

  3. Steffi says:

    Ich bin fassungslos und traurig. Du kennst mich ja und weißt, wie ich darüber denke.

    *seufz*