Ein historischer Moment.

Das lange Warten hat ein Ende: Heute Nachmittag um 15.59 Uhr flogen in Pune die Fetzen, als ein Gewitter losbrach, das sich durchaus mit einem ausgewachsenen Taifun messen konnte, nur dass der Spuk nach nur einer Stunde vorbei war. Ich habe deshalb heute den Tag im Kalender rot angestrichen als Beginn der Regenzeit, auch wenn das meterologische Institut den offiziellen Monsunbeginn in Pune generell erst auf den 7. Juni legt und die einschlägigen Wetterexperten einen verzögerten Monsunbeginn prognostiziert haben, da der Regen in Andhra Pradesh festhinge, so murmelte man.

Noch während es draußen toste, wurde ich von mir zur ‘rettet die Bücher’-Aktion ins Schlafzimmer abkommandiert, wo der Regen durch die fast geschlossenen Schiebe-Fenster geschossen war und weder den Regalen noch den Büchern zuträgliche Seen hinterlassen hatte: Ihr werdet lachen, aber IKEA-Billy Regale sind hier ein kostbares Gut, denn vernünftige Bücherregale im Sinne von ästhetisch vertretbar, schlicht und einigermaßen durabel sind so gut wie nicht aufzutreiben, jedenfalls nicht hier in Pune.

Leider sind trotz meiner Blitzaktion Verluste zu verzeichnen, und zwar Billys (aufgequollen), als auch Bücher, die ersten Opfer dieses Regens. In nomini patri…. usw., Ihr wisst schon.

Dafür wird es jetzt hoffentlich etwas kühler. Wenn ich eines in dieser Zeit gelernt habe, ist es folgendes: Die von mir so vergötterten Tropen machen nur Spaß, wenn ich

a) am Meer bin, und zwar an einem möglichst klargewässrigen, sauberen Stück Korallenstrand, möglichst auf einer Insel und meine Schnorchelsachen dabei habe, weil ich dann mindestens fünf Stunden täglich abtauchen kann

b) man die brüllende Hitze als nette Abwechselung zu misepetrigem Schmuddelwetter empfindet und die innerliche Temperatur von gefühlten minus 10 wieder auf Normalnull bringen kann und

c) keinen ganz normalen Alltag zu bewältigen hat, weil jeder Schritt, jede Bewegung doppelt schweißtreibend ist, was den Ästheten und den Stechschritt-Deutschen in mir beleidigt. Ich erledige Dinge nun mal gern in einem Tempo, welches ich effizient nennen würde, die Inder allerdings vermutlich als Sport bezeichnen würden. In Indien läuft man damit allerdings langfristig gesehen gegen eine Wand. Wenn dreimal Duschen täglich nicht mehr hilft, weil das Leitungswasser 50 Grad Celsius hat, was macht man dann? Erschöpft aufs Bett fallen und in die indische Motilitätsstarre fallen. I don´t like that.

Also, Wettergott, habe ein Einsehen: Ab heute regelmäßig Regen, so alle zwei Tage, aber nicht zuviel davon und bitte, BITTE, KÜÜÜHHHLEE!

Ehrlich, ich habe mich die letzten Monate gefühlt wie ein Fisch auf dem Trockenen. Das, hoffentlich, hat jetzt ein Ende. Auch wenn es manchmal ein paar Bücher kostet.

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9 Responses to “Ein historischer Moment.”

  1. Kerstin says:

    Na endlich!!!!!!!!!!!!!! Waehrend wir in Bangalore schon seit einigen Wochen “erloest” sind, hat es bei Dir ja noch ganz schoen gedauert…..

    Ich goenne es Dir/Euch von ganzem Herzen, erhol Dich und geniesse. Was machen die boesen Amoeben? Hast Du sie erfolgreich in die Flucht geschlagen?

    Wuensche ein schoenes WE, mit niedrigeren Temperaturen und dem ein oder anderen Tropfen von oben.

    LG
    Kerstin, die Ein-Hand-Schreiberin

  2. Daniela says:

    Ohh nein, die armen Bücher!!! Ich hoffe, du konntest alles retten. Eine schöne Regenzeit wünsche ich dir. 🙂

    LG
    Daniela

  3. happy monsun! 🙂
    kühlts sichs jetzt wirklich ab?
    lg anja

    ps: hier regnets auch schonwieder bei TOTAL SOMMERLICHEN 15 grad allerdings…und ich friere!

  4. jules says:

    Danke, Euch Dreien!

    Gerade ging wieder ein MÄCHTIGER Guss herab und alles steht unter Wasser!

    @ Einhandschreiberin: Es hat verdammt gedauert! Und ich werde genießen, das kannst Du mir glauben! Die bösen Amöben sind hoffentlich mittlerweile verscheucht, allerdings sind die Medikamente ein ziemlich Hammer und ich habe mich noch nie im Leben so sehr wie ein nasser Waschlappen gefühlt, wie die letzten zehn Tage. Einen Tag noch Pillen schlucken, dann ist der ganze Spuk hoffentlich vorbei.

    Einen schönen Sonntag wünsche ich nach Bangalore!

    @ Hi Daniela,

    Leider hat´s ein paar Bildbände arg mitgenommen. Leider! Aber ab jetzt mach ich die Fenster zu: wieder was gelernt 😉

    @ anja: Ich hätt nichts dagegen, mal für eine Weile mit Dir zu tauschen: 15 Grad, was für ein Luxus!

    Genieß die Kühle!

    LG Euch beiden nach Deutschland,

    Julia

  5. Kerstin says:

    Julia, welch ein Wortspiel “nasser Waschlappen”:), passt ja vorzueglich auf beide Themen. Aber ich freu mich fuer Dich, nur noch ein Tag und dann geht’s hoffentlich wieder richtig bergauf, ich wuensche es Dir.

    Nee, 15 Grad will ich dann doch nicht haben, dann lieber nachts 21 Grad, das reicht vollkommen;)

    LG die Einhandschreiberin

  6. einhandschreiberin…find ich gut! 🙂 aber hoffentlich trotzdem bald wieder in stereo unterwegs…
    also tauschen können wir gern julia…wie lange hatte ich alle hoffenungen auf den sommer gesetzt …. und ja, es ist jetzt länger hell und auch allgemein ist mehr sonne zu sehen, aber warm.. :roll: i don’t think so.
    @kerstin: 21 grad in der nacht?! brr…das ist ja bitterkalt! 😉
    lg anja

  7. Falk says:

    Hallo Julia,

    vergiss das mit den 15°C. Die Kinder frieren wie die Schneider, und wir haben die Heizung angedreht. Das hält man nicht aus hier.

    Falk

  8. jules says:

    @ anja: Naja, kommt doch noch, der Sommer, bestimmt! Weißt Du, Anfang Juni ist doch nicht richtig Sommer in D, jedenfalls nicht im Norden. Also, gemach, gemach… Er kommt bestimmt!

    @ Falk: Was für ein Schock für Euch alle! Heizung! Kann nicht Dein ernst sein! Jaa, die deutschen Realitäten holen einen im Zweifel sehr schnell wieder ein. Vielleicht trägt das miese Wetter ja noch einmal zu gewissen Rückkehr-Überlegungen bei. Du weißt, ich würde das SEHR begrüßen…smile.

    Liebe Grüße an Euch alle,

    J.

  9. Kerstin says:

    Jawooooooooohl, 21 Grad nachts koennen bitterkalt sein;)

    Anja, ich verstehe Dich, schliesslich gab’s schon mal im April sommerliche Temperaturen. Also warum in Gottes Namen kann’s denn nicht einfach so weitergehen??? Von 30 Grad zurueck auf 11 Grad, zumindest in meiner Heimatstadt…..
    Aber ist nicht gerade Pulloverschwein-Kaelte? Stell ich mir schrecklich vor, wenn der Pelz weg ist und es dann auch noch kalt wird, brrrr.

    LG die immer noch Einhandschreiberin:)