Überlebensmaßnahmen. Ein Katalog.

Kalu-sleeping

Indien macht fett, faul und blöde.

Dies ist kein Witz. Der Sommer in Indien ist nicht witzig. Wenn ich morgens mit kleinen, verklebten Augen aufwache, steht mir schon präventiv der Angstschweiß auf der Stirn, weil ich genau null Bock auf einen weiteren heißen Tag in der Sonnenhölle Maharashtras habe, zero tolerance sozusagen, und keine Möglichkeit, ihr zu entkommen. Man weiß, der Tag wird heiß, lang und langweilig, ganz einfach, weil man in dieser Hitze nichts tun kann, ohne postwendend zu kollabieren.

Auch wenn ich mir Kalu unzeitgemäß schon zwischen sechs und sieben Uhr morgens schnappe, um die Morgenrunde zu drehen, läuft mir nach zehn Minuten der Schweiß aus den Haaren in den Nacken, igitt. An Joggen ist nicht mehr zu denken, Einkäufe werden seit neuestem nur noch wöchentlich erledigt. Danach: Hausarrest.

Nun kann man versuchen, die Zeit mit Lesen totzuschlagen (was ich tue), oder mit Surfen und Lesen (was ich tue, wenn das Internet mal funktioniert), mit sinnlos in die Luft starren oder damit, für sich und die maid einen Kaffee zu kochen (was ich auch tue). Aber es nützt nichts: Spätestens 10 Minuten später fällt mir die Zeitung (oder das Buch) aus der Hand, der Kopf sackt auf die Brust und mit einem tiefen Seufzer rolle ich vom Stuhl auf den Fussboden, um in ein unruhiges 20 Minuten-Schlümmerchen zu fallen, um nicht erholt wieder aufzuwachen. Danach dasselbe Spiel: Kaffee kochen, Lesen, Wegsacken. REPEAT.

Dass eine derartige Bewegungslosigkeit weder physisch noch psychisch hilfreich ist, liegt auf der Hand. Ich erwäge allen Ernstes einem der ultimativen Tempel der Geistlosigkeit beizutreten, einem FITNESS STUDIO, ganz einfach, weil es anders nicht geht, obwohl ich die Dinger hasse, blach. Aber irgendwie muss ich mir meine eisgekühlten Drinks am Abend verdienen, sonst gehe ich aus dem Leim, und das will ich nicht.

Bleibt abzuwarten, ob unser Umzug etwas bringt, denn da kann ich mir weitere Faulheit nicht erlauben – Kisten stemmen statt Hanteln, das ist doch schon was.

Bis es soweit ist, halte ich mich an oben erwähntes Programm, plus ein paar Überlebensmaßnahmen wie:

1. nasse Küchenhandtücher im Nacken

2. Limonenwasser, literweise

3. statt Duschwasser aus der Leitung handgeschöpftes Wasser aus einem großen, kühlenden Tongefäß,

4. und Schlafen auf dem Fussboden, dem einzig erträglichen Ort in der Wohnung.

Alternativ: Zur Arbeit fahren in einem klimatisierten Auto, Arbeiten in einem klimatisierten Büro, Heimkommen in eine nicht-klimatisierte Wohnung. Zusammenbrechen. REPEAT.

Sonst noch irgendwelche Tipps?

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3 Responses to “Überlebensmaßnahmen. Ein Katalog.”

  1. Steffi says:

    Ich muß kichern, denn Kalus Foto passt wirklich genau zu der Situation, wie ich sie mir vorstelle. 😀
    Gern denk ich dabei an die Geschichte “Hitze” von Ephraim Kishon.

    Der Mann ist in dieser Erzählung von der Hitze so matschig, daß er sich aus seiner Wohnung aussperrt und dann- anstatt zu klopfen, damit seine Frau ihm wieder öffnet- durch die halbe Stadt zu einer Telefonzelle eiert, um seine Frau von dort aus anzurufen.
    – wenn ich mich recht erinnere, den es ist schon ein paar Jahre her, daß ich das gelesen hab.

    Dann mal Wetternachrichten aus Braunschweig, zur virtuellen Abkühlung:
    13,3 Grad, bedeckt, aber hier und da schaut die Sonne durch. Im Laufe des Tages wird Regen erwartet.

    Liebe Grüße,
    Steffi

  2. jules says:

    Hallo, meine Süße!

    Danke für die virtuelle Abkühlung!

    13,3 Grad!!! Wäre ich Amerikanerin würde ich jetzt sagen: “OOOOH MYYYY GOD!!!”

    Ich hingegen sage nur: Kühlschrank! OK, ich will mich nie, nie mehr beschweren…

    Sei lieb gegrüßt!
    J.

  3. Steffi says:

    Hallo Jules,

    wenn Du Dich weiterhin so unterhaltsam “beschwerst”, hab ich nichts dagegen einzuwenden. 😉

    Dieses Aprilwetter hier trägt bei meiner wasserscheuen Lea auch nicht zu einem größeren Bewegungspensum bei. Trotzdem bin ich ganz froh, hier nicht “Dein” Wetter zu haben.

    Hier überlegt man jetzt, ob die Aschewolke vom Eyjafjallajökull vielleicht das Klima abkühlt. Wäre ja so superpraktisch in Zeiten des Klimawandels. Vermutlich kommt bald noch jemand auf die Idee, einen brodelnden Vulkan zu sprengen, um diesen Effekt künstlich zu verursachen. Warum nicht noch ein wenig mehr Gott spielen, hat ja bisher auch immer so toll geklappt.

    Ach nee, ich will mit 13,3 Grad mal zufrieden sein. 😉

    Liebe Grüße,
    Steffi