Arizona? Afrika? Indien?

blick auf steppenlandschaft und akazien

Freie, unbebaute Natur hat in Indien Seltenheitswert, jedenfalls in Pune und Umgebung. Die meisten unbebauten Landstriche sind nicht etwa Äcker oder andere Anbauflächen, sondern eingezäunte und bewachte Militärgebiete, in denen einem auch gern mal die Granaten um die Ohren fliegen. Neulich fuhr ich nach Alandi – einem kleinen Pilgerort nördlich von Pune, als es 50 Meter rechts neben der als ‘Highway‘ bezeichneten kleinen Landstraße erst pfiff und dann laut schepperte. Mitten in der steppenartigen Graslandschaft stiegen Staubwolken gen Himmel.

Shabundin rollte mit den Augen und meinte nur lakonisch: “Ooch, das sind doch nur Granaten, das machen sie hier immer.” Irgendwo müsse man schließlich trainieren für den Anti-Terrorkampf oder die Grenzauseinandersetzungen mit Pakistan.

Die Detonationen gefielen mir nicht, wohl aber das Gebiet, in dem die Army Krieg spielt. Also machten U., Kalu und ich heute einen Ausflug in das sonntäglich verwaiste Militärgebiet, zu dem ich mir einen unbewachten Zuweg gemerkt hatte.

Was wir fanden: Traumhaft schöne Steppenlandschaft, Weite, wohin das Auge blickt und, noch kostbarer: Stille. Menschenleere. Allein ein paar Büffelherden standen friedlich grasend im kniehohen,trockenen Gras, ein gelegentlicher Falke saß beutehaschend auf den umliegenden Felsbrocken. Ebenso ein Schwarm Bienenfresser, der sich keckernd in Akazienbüschen niedergelassen hatte.

Ab und zu kratzte ich mich fragend am Kopf: War dies wirklich Indien? War ich durch ein Raum-Zeit-Kontinuum gefallen, mitsamt U., Kalu und Kamera und ihm in Arizona wieder entschlüpft? Sollte ich gleich ein paar sich reckende Springbock-Köpfchen im Steppengras entdecken? War ich in Afrika gelandet?

Egal, was es auch ist: Es ist ein traumhaftes Stückchen Erde, genug Raum und Weite, um die Gedanken fließen zu lassen und Kalu beizubringen, dass die Welt größer ist als die Kleinststraße unserer Society und mehr bereithält als den durchgeknallten Boxer von nebenan. Freiheit, Weite, Stille – ich danke Dir, oh indisches Militär! Und das habe ich schließlich noch nie getan.

PS: Wenn Ihr die Bilder größer sehen wollt, einfach auf das Bild klicken – öffnet sich dann als Pop-Up vor grauem Hintergrund.


LKW mit Staubfahne

Ridgeback-Mix schaut in die Kamera

gelbe Kassienblüte

Scherben einer Bierflasche \

Hund beobachtet sitzenden Falken

Ein Bienenfresser auf einem Zweig

grasende Wasserbüffel in goldener Steppe

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3 Responses to “Arizona? Afrika? Indien?”

  1. Stefanie says:

    Tolle Bilder, sehr beeindruckend! Und was hat Kalu nur für lange Beine!!!

    Danke für diese wahnsinns Eindrücke!

  2. sarangiji says:

    Hey, Kalu macht sich ja prächtig! Da haben die Wünsche und Hilfen aller aber toll gewirkt! Glückwunsch, dass es weiterhin so gut geht. Da schwebst Du ja sicher nicht über Arizona oder Afrika, sondern im 7. Himmel Indiens.

    LG
    Andreas

  3. jules says:

    @ Steffi: Ja, die langen Gräten müssen wir jetzt langsam, aber kontinuierlich trainieren…damit aus seiner Hühnerbrust bald mal ein Six-Pack wird, 😉

    @ Andreas: Ja, es geht es besser! Ich bin sehr glücklich darüber, wenn er sich weiter stabilisiert. Und, nebenbei, findet man eben auch das ein oder andere sehr schöne Stück Natur, das ist toll!

    LG

    J.