Posts Tagged ‘Deutschland’

Deutschland, Deine Fischbrötchen.

Wednesday, April 28th, 2010

Wie Ihr ja (aus bespielsweise) diesem und diesem post wisst, kann man mich normalerweise NICHT mit einer Deutschlandreise erfreuen. Da nun aber für Anfang Mai ein Deutschlandbesuch geplant ist, liege ich U. schon seit Tagen in den Ohren mit so völlig unpassenden und unangebrachten Fragen wie: “Muss das denn sein?”, “Kannst Du nicht alleine fliegen?” und der ultimativ destruktiven Frage: “Was soll ich da?”,  bis mich mein ebenso sanftmütiger wie geduldiger Mann wieder auf den Boden der Tatsachen und damit den Pfad einer tugendhaften Haltung gegenüber meinem (un)geliebten Heimatland zurückführt: “Ganz einfach, Hase, Du musst Schuhe kaufen!”

Das ist in der Tat ein schlagendes Argument. Ich liebe Schuhe. Gute Schuhe. Schuhe, in denen man sogar gehen kann. Schnell, möglichst. SOLCHE Schuhe gibt es nicht in Indien. Jedenfalls nicht für Frauen. Die durchschnittliche Inderin steckt ihr zartes, oder weniger zartes Füßchen in der Regel in feinst zisilierte Sandalen, was zwar den Temperaturen angemessen, aber zur Fortbewegung wenig hilfreich ist.

Deutschland, Deine Tugenden.

Thursday, December 11th, 2008

Merkwürdig genug, dass man zu allen Dingen erst einmal ein wenig Abstand braucht, um sie zu schätzen.

Als ich Deutschland vor neun Monaten verließ, hing mir alles zum Hals raus: Das misepetrige Wetter, die gedrückte Stimmung der Menschen, die ewig schlechten Nachrichten, die hohen Sprit-und Energiepreise, die Mega-Supermärkte, die Sinnlosigkeit unserer Konsumgesellschaft, die Gleichförmigkeit meines Alltags.

Die vergangenen Tage zeichnen erfreulicherweise ein anderes Bild:

1. Kommuniktion: Ich freue mich, dass ich endlich mal wieder vernünftige Gespräche führen kann, UND ZWAR MIT JEDEM, ohne dass sich mein Gegenüber fragend am Kopf kratzt, wie es viele Inder gerne tun, wenn sie ratlos sind. In der Biologie nennt man das Übersprungshandlung. Die ist hier in Deutschland entbehrlich: Jeder spricht Deine Sprache, jeder versteht, was Du willst, warum Du es willst und wie Du es willst. UND WIE SCHNELL DU ES WILLST. Man muss die einfachsten Sachverhalte nicht dreimal wiederholen nur um in ein verblüfftes Gesicht zu schauen. Man darf in ganzen Sätzen sprechen und sogar einen erläuternden Nebensatz einschieben und wird trotzdem verstanden. Wow! Man kommuniziert auf gleicher Augenhöhe. Das ist sehr angenehm.

Where a cold wind blows…

Tuesday, December 9th, 2008

Deutschland, um die Null Grad, kalte, saubere Luft. Straßen, über die weder Hühner, Büffel, Kühe, Ziegen, Schafe und Hunde laufen, noch fünfspuriger Verkehr auf einer zweispurigen Straße, alles läuft geordnet, die Fahrzeuge auf der Autobahn sind alle bemerkenswert neu, sauber und groß, kein Mensch kackt an den Straßenrand (und schläft dort auch nicht) und es ist merkwürdig still hier.

Meine Seele hängt noch irgendwo zwischen indischem Chaos/indischer Lebendigkeit und den Eindrücken, die am Fenster des Audis vorbeifliegen: Kahle Birkenhaine im winterlich-fahlen Morgenlicht, leere Felder über deren Senken sich Nebel sammelt, ein einsamer Falke auf einem Zaunpfahl an der Autobahn, eine Gruppe Rehe, die vor einem Nadelwaldstreifen äst – wir sind zurück in good old Germany, das sich nicht verändert.

Home?

Saturday, July 19th, 2008

Grauer Morgen, graue Gesichter, kalte sechzehn Hochsommer-Grad in Norddeutschland. Miners Cafe, Braunschweig, Milchkaffee und Käsekuchen zum Frühstück, im großzügigen Raucherexil in einer windigen Ecke draußen vor der Tür. Meine kalte Hand wickelt sich um die warme Tasse als ich eine Zigarette anstecke und endlich Mails abrufe. Seit neun Tagen sind U. und ich in Deutschland, morgen darf ich endlich wieder weg.

Ich versuche, unvoreingenommen zu sein und die Menschen hier mit der gleichen Offenheit und Sympathie wahrzunehmen wie in Indien, doch das gelingt mir nur mangelhaft: Zu groß ist die Diskrepanz zwischen der Wärme und dem Lachen Indiens und den verschlossenen Gesichtern in D. Egal, wie lange man weg ist: Nichts scheint sich zu verändern in good old Germany, alles ist brav, wenig beweglich und so unglaublich ernst, dass ich kotzen möchte. Kinder, lächelt Euch doch mal an! Seid nett zueinander, Ihr lebt nur einmal und das genau jetzt!