So I got a serious bug now.

VORSICHT: Dieser Artikel enthält einige explizite Wörter und Formulierungen, die Ekel erregen können. Sie sind leider zur Beschreibung des Sachverhalts unumgänglich. Nur weiterlesen, wenn gewappnet, am besten mit einem Glas Whisky in der Hand. Also nicht weiterlesen, wenn schwanger. Auch die Lektüre beim Essen oder anderweitig sensiblen Tätigkeiten würde ich nicht empfehlen.

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Ich hatte ja bereits Mitte dieses Monats in `Delhi Belly´über meine wunderbaren Tage im Badezimmer geschrieben. Ende vergangener Woche war ich mir sicher, dass ich nun genug gesessen hatte – schließlich wollte ich nicht zum steinernen Denker von Rodin WERDEN, auch wenn sich die Haltung, wie bereits angedeutet, bestens zum Studium der Kacheln mit einhergehender Meditation eignet. Und tatsächlich schien die Sache erledigt zu sein, ich konnte mein normales Leben außerhalb gekachelter Räume wieder aufnehmen.

Dachte ich. Bis heute morgen: Ich wurde von fürchterlichen Krämpfen geweckt und verbrachte den halben Vormittag, mit eben diesen Krämpfen, wieder auf der Brille. Das Klo, mein bester Freund.

Das allein wäre mir in diesem Fall nicht mal eine Kurznotiz wert. Leider beging ich, bei meiner ungefähr 20. Sitzung, den Fehler mal etwas genauer hinzusehen und was dann folgte, jagte mir einen ziemlichen Schrecken ein: Alles war rot. Und ich meine BLUTROT. Alles, was ich von mir gab, war BLUT! MEIN BLUT! Hellrote Ströme!

Ich legte mich auf die Fliesen im Wohnzimmer unter den Flapp-Flapp-Ventilator und versuchte zu denken. Immodium hatte ich genommen, ebenso wie eine Kohletablette und ein Antibiotikum aus Deutschland. Die Krämpfe wurden langsam besser. Aber das Blut? Doch mal in die Klinik fahren?

Als meine Freundin M. um 11.00 Uhr in der Tür stand, fackelte sie nach einem prüfenden Blick auf mich nicht lange: Ab in die Klinik, sofort. Der dortige Gastroenterologe führte mich in die Abteilung für Krebserkrankungen, vielen Dank.

Nach Befragung der Symptome resümierte er kurz: “Ich glaube, Frau Schäfer, wir werden sie dann mal für die nächsten 24-36 Stunden hierbehalten. Sie brauchen ein intravenöses Antibiotikum, wir werden ihren Darm spiegeln, ich verspreche Ihnen auch, dass sie davon nicht viel merken werden und dann sehen wir weiter. Ich werde Sie dann jetzt einchecken…”, sagte der Mann süffisant lächelnd und griff zu einem Stapel Formularen.

Panik kroch meine Wirbelsäule hoch – das war nicht, was ich hören wollte, ganz und gar nicht. Ich protestierte: “Das ist absolut unmöglich! Ich habe einen Hund zu Hause, einen Fahrer, der auf den Hund aufpasst, einen Mann, der nichts von dieser ganzen Aktion weiß und ich kann jetzt unmöglich hierbleiben! Und außerdem würde ich Sie bitten, mir vielleicht einmal mitzuteilen, worum es sich überhaupt handelt, handeln kann…”

“Die wahrscheinlichste Ursache ist hier in Indien sehr verbreitet: Vermutlich haben Sie die Amöbenruhr. Aber, man kann ja nie wissen, vielleicht ist es ja auch etwas Schlimmeres”, sagte Dr. Nikil mit verdüsterter Miene und blickte vielsagend zum Eingangsschild der Klinik, auf dem Cancer-Institute in großen roten Lettern stand. “Soll ich Sie jetzt einchecken?”

Nein danke, NO WAY!

Ich wies darauf hin, dass sich meine Wohnung gerade einmal 3 Minuten von der Klinik befände, dass er mit mir also ambulant machen könne, was er wolle, aber keinesfalls, NIEMALS würde ich jetzt dort bleiben. Nur über meine Leiche. Und davon, jedenfalls halbtot, hatte ich bereits ein paar gesehen, auf meinem Weg durch die Klinik. Auf kleinen blauen, verschrammten und dreckigen Bahren…

Wir einigten uns: Auf Spritzen, drei verschiedene Tablettensorten, Blut-und Kotprobe. AMBULANT.

Morgen bekommt Leichtfuß Julia, die auch in Indien Eis isst und sich mit Leitungswasser die Zähne putzt, die Ergebnisse. Währenddessen habe ich Zeit, einmal meine Leichtfertigkeit zu überdenken. Denn wenn man mal das Stichwort “Amöbenruhr” googelt, findet man auch so niedliche kleine Bemerkungen, wie die Möglichkeit eines ruhrbedingten Leberabzesses und andere Nettigkeiten. Außerdem sterben auch heute noch Hunderttausende an den Einzellern. Jährlich.

Ich habe beschlossen, zu leben. Und ich brauche meine Leber noch: Zum Beispiel zum Whiskytrinken.

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10 Responses to “So I got a serious bug now.”

  1. dazu kann ich nur sagen (und das im wahrsten sinne des wortes): ACH DU SCHEISSE!!
    ich drücke ganz fest die daumen, dass es nichts schlimmes ist und du bald wieder topfit bist und versuche jetzt mal nicht allzuviel über die ursachen zu spekulieren. passiert schliesslich jedem mal…oder auch nicht. (so hab ich mir auch mit leitungswasser die zähne geputzt)
    gute besserung julia!
    lg anja

  2. jules says:

    Ja, Anja, ACH DU SCHEISSE!

    Mir ging der Arsch heute ziemlich auf Grundeis, um mal einen norddeutschen Ausdruck zu gebrauchen. Viel schlimmer, als das eigentliche Blut allerdings war die Angst, die sich so langsam breitmachte… Ich hoffe, dass das `nur´eine Amöbenruhr ist und dass die indischen Ärzte wissen, was sie tun. Auf jeden Fall nicht angenehm, keinesfalls.

    Aber auch das ist Leben in Indien. Und deshalb schreibe ich darüber.

    Gerade kam eine Malaria-Warnung ins Haus: Erste Fälle in Mumbai. Man solle sich vorsehen.

    Nun bin ich kein großer In-Acht-Nehmer oder Vorseher. Liegt nicht in meiner Natur. Aber ich werde doch anfangen, den Salat (und meine Zähne) nicht mehr in Leitungswasser zu reinigen. Ist nicht wirklich witzig, was man sich hier einhandeln kann. Erinnerte mich an den Friedhof von Kalkutta – Leute, frisch aus Europa, gestorben wie die Fliegen, in den letzten Jahrhunderten, keine 30 Jahre alt. Wir haben Glück, dass die Medizin heute weiter ist. Aber man sollte sich nicht darauf verlassen.

    Ich schreib noch, auf Deiner Seite, zu Deinem letzten Beitrag, den ich sehr interessant (und sehr ehrlich) finde. Wenn ich mich etwas besser fühle.

    LG

    Julia

  3. Daniela says:

    Hallo Julia,

    ich wünsche dir natürlich gute Besserung!!!

    Leitungswasser zu nutzen ist nicht leichtsinnig. Sich selbst zu medikamentieren und nicht gleich am ersten Tag zum Arzt zu gehen schon.

    Ich drück dir jedenfalls die Daumen, dass alles gut geht. Der Arzt scheint deiner Beschreibung nach ein ziemlicher Panikmacher zu sein.

    LG
    Daniela

  4. Steffi says:

    So ein Mist! Ich wünsche Dir ganz schnelle und gute Besserung!

  5. Teodoraa says:

    Oh je, das klingt wirklich nicht gut… ich hatte aber in Indien auch häufig das Gefühl, dass man wegen Magen-Darmproblemen nicht mehr zum Arzt braucht, da man sie eh in leichterer oder schwerer Version fast jeden Tag hat…. das ist natürlich leichtsinnig, aber es passiert…. 🙁
    Ich wünsche dir eine gute Besserung und denke, dass indische Ärzte vielleicht mehr über die Behandlung von solchen Krankheiten wissen, als die deutschen… 🙂

  6. ach daniela, ich mag deine pragmatische ader! 🙂
    und irgendwie auch die art von schwarzem humor! so hab ichs bis jetzt gar nicht betrachtet und ich weiss auch nicht, obs julia hilft…mir hats schon geholfen! 🙂

  7. jules says:

    Na ja, wenigstens weiß ich jetzt, was es ist: Es ist tatsächlich Amöbenruhr und ich bin ziemlich ausgeknockt von den Medikamenten.

    @ Daniela: Ich denke schon, dass es verdammt leichtsinnig ist, das jetzt gammlige Brackwasser ungefiltert aus der Leitung zu nehmen: Die Wasserbecken um Pune sind fast leer, die Bakterien/ Keimraten noch höher als sonst.

    Und was das Verhalten des Arztes angeht: Ich denke, er hatte vor allem eines im Auge: Dollarzeichen, oder, Verzeihung, Rupien größerer Denomination 😉
    Aber dem konnte ich ja glücklicherweise noch einen Riegel vorschieben.

    Abgesehen davon bekomme ich normalerweise Durchfälle prima selbst in den Griff: Das letzte Mal als ich gleich einen indischen Arzt konsultiert habe, hat er mir solche Hämmer verschrieben, dass ich danach für Wochen eine Magenschleimhaut-Entzündung hatte. Nicht wirklich nötig.

    Aber da hat wohl jeder seine eigene Philosophie. Anyway, danke Euch allen für die guten Wünsche!

    J.

  8. Kerstin says:

    Ups, kann ich da nur sagen und natuerlich ein ganz, ganz herzliches “gute Besserung:.

    Ich renne bei Durchfall auch nicht gleich zum Arzt, weil die ohnehin immer gleich die Haemmer verschreiben und die kann ich mir letztendlich auch selber kaufen. Aber wenn es laenger anhaelt, trotz deutschen Medikamenten nicht weggeht, ist der Gang leider unausweichlich.

    So, nun weisst Du wenigstens, was es ist und wirst hoffentlich richtig und effektiv behandelt!!! Nochmals gute Besserung, Deine Vorischtsmassnahmen bezueglich Leitungswasser koennen auf alle Faelle schon mal nicht schaden.

    LG
    Kerstin

  9. anu says:

    ich wuensche gute Besserung und druecke dir die Daumen, dass es bald ausgestanden ist. Ich muss sagen, bisher habe ich immer Glueck gehabt wenn man von 1x Thyphus mal absieht. Und das obwohl ich auch nicht der Super-vorsichtige-Typ bin und durchaus mir mit Leitungswasser die Zaehne putze und sogar koche. Sogar meine Schwiegermutter schuettelt da den Kopf 😉
    Alles Gute,
    anu

  10. Daniela says:

    @Julia

    Stichwort Dollarzeichen: Absolut. Es ist manchmal richtig nervig, mit welcher Offenheit die Ärzte dem Geld entgegenschwimmen.
    Mit einem Arztbesuch meinte ich durchaus nicht die Einnahme der dort oft verschreibenen Hämmer, sondern zuerst das Durchlaufen aller Standardtests.

    Ich habe gelesen, dass es überhaupt keine Studien gibt, ob und inwieweit Wasserfilter Wasser wirklich absolut sicher gestalten. Das stand mal in Zusammenhang mit einem E-Coli-Ausbruch in Mumbai letztes Jahr in der Zeitung. Ich würde jetzt nicht auf Zeitungsartikel schwören (oje, und das in Indien! ;-)), aber das Wasser gehört m.E. zu den am meisten verklärten Themen. Alles Panikmache zum Verkaufen teurer Filtersysteme. Jedes Restaurantessen enthält mehr Bakterien als ne Flasche Wasserleitungswasser. Aber wie du schon richtig sagtest: jeder tut das, womit er sich am wohlsten fühlt. Ich hoffe, dir geht es inzwischen besser!

    Alles Gute,
    Daniela