Ein Klo ist ein Klo ist ein Klo.

Ein Klo ist ein Klo ist ein Klo. Ein Klo ist kein Klo. Jedenfalls nicht in Japan. Denn in Japan ist ein Klo eine ganze Badeanstalt, für die Muschi, den Hintern und was man sonst noch reinigen möchte.

Jeder Firsttimer hat, wenn er das erste Mal ein japanisches Hotelzimmer betritt, ein Aha-Erlebnis: Die legendäre Winzigkeit japanischer Hotelzimmer gehört nicht ins Reich der Legenden, nein, sie ist Fakt. Wenn ein durchschnittlicher Westeuropäer ein Doppelzimmer betritt, ist es voll. Punkt. Der zweite Mitreisende kann sehen, wo er bleibt, am besten draußen, Bettzeug wird nachgereicht.

Beim Betreten eines Zimmers zu zweit mit Gepäck ist deshalb eine ausgeklügelte Logistik erforderlich, bei der das Kernelement darin besteht, dass sich der vorangehende erste Gast unverzüglich auf das Bett zurückzieht, damit Gast Zwei das Zimmer betreten kann.

Oder aber Gast Zwei verzieht sich unverzüglich in das Badezimmer, womit wir wieder beim Thema wären. Dort wartet nämlich die zweite Überraschung für den technisch hinterwäldlerischen, anachronistischen Naivling aus Europa, wenn er, einem dringenden Bedürfnis folgend, seinen Po auf der Brille niederlässt. Nun mag man die gute alte Holz-/Resopal-/Kunststoffbrille schätzen, die in Europa den heißen Hintern kühlt. Dann allerdings wird man enttäuscht, denn japanische Toilettenbrillen sind beheizt, Punkt eins.

Punkt zwei ist ein niedlicher Knopf, dessen Druck das Geräusch einer Toilettenspülung in Gang setzt, damit man, ohne von anderen gehört zu werden und damit den japanischen Schamtod zu sterben, in Ruhe Pipi machen kann. Deshalb ist dieser Knopf auch nur auf öffentlichen Toiletten zu finden und fehlt bei obigem Prachtexemplar, denn dies ist eine Privattoilette.

Wenn man dann in Ruhe sein Geschäft verrichtet hat, hat man die Wahl zwischen einer gezielten Anuswäsche oder einer Bidetfunktion, sozusagen die Vollwaschvariante. Ach ja, und dann gibt es noch die Regler: Wünscht der Klobenutzer eine weiche Regendusche oder mehr den harten Strahl einer Wasserpistole? Darf es auch ein bisschen wärmer sein, oder haben Sie es lieber kälter am Popo?

Geht alles, keine Frage, denn Sie sind in JAPAN!

“Faszinierend!”, sagte Spock und hob seine linke Augenbraue.

Ich denke jedenfalls verschärft über den Import japanischer Kloschüsseln nach Deutschland nach. Ich bin sicher, nicht nur eine Bevölkerungsgruppe weiß dieses Maß an zivilisatorischer Errungenschaft zu schätzen. Oder?

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6 Responses to “Ein Klo ist ein Klo ist ein Klo.”

  1. anja says:

    😀 faszinierend ist wohl das richtige wort!
    was wohl ein inder zu dieser klomaschinerie sagt? wie hats deine bessere hälfte genommen?

  2. jules says:

    Auch U. fand es wunderbar!

    Hat doch was, so ein stets sauberes Popöchen!

    😉

  3. sarangiji says:

    Sowas kann sich nur ein Land leisten, das Wasser oder/und Geld im Überfluss hat.
    In Indien könnte man sich ja noch Photvoltaik vorstellen, die eine Spülung antreibt, aber soviel Wasser? Einfach rauschen lassen damit man von anderen nicht gehört wird? Da könnte man ja noch eher Musik spielen lassen. Wäre umweltschonender.
    Dass Du bei der Einrichtung an Spock denkst wundert micht gar nicht. Sogar für Dt. Durchschnitts-Verhältnisse futuristisch. Was für eine Klasse Hotel war das denn, war es die Präsidentensuite?

    LG
    Andreas

  4. jules says:

    Hallo Andreas,

    nein, nein, das Wasserrauschen KOMMT vom Tonband! Alles andere wäre ja auch Wahnsinn!

    Aber Du hast recht: Japan ist ein verdammt reiches Land! Das sieht man an jeder Ecke: Ich werde noch mal ein paar Bilder von einer Metro-Station posten inklusive der dazugehörigen öffentlichen Toiletten – Du denkst, Du stehst im teuersten Designer-Hotel, und dabei ist das ein U-Bahn Klo. Unvorstellbar!

    Und unser Hotelzimmer, nebst dem oben fotografierten Bad: Ganz normales Business-Hotel, nichts besonderes. Allerdings in einer guten Gegend.

    LG ins frühlingshafte Deutschland!

    Julia

  5. Kerstin says:

    Wobei ich nach 2 Jahren Deutschland-Abstinenz sagen muss, was heutzutage an Raststaetten bezueglich dieser Oertlichkeit geboten wird, ist ein Traum. Man denkt, man ist bei jemandem zu Hause, der den ganzen Tag nichts anderes macht, als das stille Oertchen zu reinigen und zu beduften (ganz wichtig). Wenn dann noch die Klobrille nach der Benutzung gleich automatisch gereinigt wird, kann man sich gar nicht mehr vorstellen, wie wiederlich solche Einrichtungen (wenn es sie denn ueberhaupt gibt) in Indien sind.

    LG
    Kerstin

  6. Daniela says:

    Ich hätte gern den Fake-Klospülung-Knopf. Wie oft stand ich in den geschäftigen Hallen einer öffentlichen Damentoilette, als es hinter einer verschlossenen Tür verdächtig brummelte und grummelte? So ganz ohne Scham!! …. Vielleicht hat die hiesige Mall die Lautstärke der Klomusik deshalb in letzter Zeit so voll aufgedreht? Ich finds jedenfalls gut. Diese euphorischen Strullgeräusche gehen mir tierisch auf den Keks. Ich möchte auch akustisch nicht Teil anderer Leute Ausscheidungsorgien sein. Daher: Japan heißt mein Klotraumland!!! 😉

    LG
    Daniela