‘murder‘, she wrote!

Ich bin ein Schwein. Ich bezichtige mich hiermit öffentlich des Mordes an einer Vielzahl von Mücken, Fruchtfliegen und gemeiner Stubenfliegen. Achtzehn Jahre buddhistischer Literatur haben nichts ausrichten können, wenn es darum geht, ein mannigfaltiges “ssssssrrrrrrr” und ein hochtönendes “ssssiiiiiiiiii” gelassen zu ertragen. Nachdem wir etliche Nächte schlecht schliefen, weil andauernd einer von uns um sich schlug, sannen wir auf Rache. Zunächst war es die Chemiekeule, die wir im Schlafzimmer installierten und die dafür sorgte, dass Mücken und Fliegen gelähmt zu Boden fielen. “All Out” heißt dieses kleine Wundermittel treffend, in jedem Supermarkt zu erstehen. Zufrieden drehten wir uns um, ein leises maliziöses Lächeln huschte über unsere Gesichter und wir schliefen endlich wie die Eichhörner in einer kalten Winternacht.

Dann, neulich, mitten auf einer Straßenkreuzung wartete das zweite Wundermittel in der Terrorbekämpfung auf uns: Für knapp hundert Rupien erstand ich ein Ding so groß wie ein Kindertennisschläger, mit einem fiesen Gitternetz aus elektrisch geladenen Drähten, verziert mit einem martialischen Blitz, der signalisiert, was passiert, wenn man ein Tierchen damit trifft: Es knallt wie bei einem Blitzschlag, wenn die Mücke darin abfackelt, vernichtet durch einen 220 Volt Stromstoß – “Peng!”, je nach Größe des Tiers, leiser oder lauter. Gemein, und höchst effizient.

Seitdem sind auch die anderen Räume viechfrei, wenn wir es so wünschen. Und das wünschen wir oft, wenn sich mal wieder eine Fruchtfliegen-Wolke über unseren Bananen sammelt oder Schmeiß-und Stubenfliegen über unserem Abfalleimer geiern.

Für zwei Minuten dann ringen buddhistisches Gedankengut und schiere Mordlust in mir, bis schließlich letztere gewinnt, meistens jedenfalls. Ich werde dafür geradestehen müssen, eines Tages, aber ich hoffe, ich kann das verantworten. Wie sagte der Dalai-Lama doch so schön bei seinem Hamburg-Besuch 2007: “Ich weiß, ich sollte nicht, aber es kann schon mal sein, dass ich eine Mücke erwische, wenn sie zu sehr nervt”, und lachte laut und höchst amüsiert sein einmaliges Dalai-Lama-Lachen. Ich befinde mich also in guter Gesellschaft.

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