Die Schönheit des Makels

Indien ist voller schöner Dinge.

Dieses Kunstwerk erstand ich neulich, als ich noch keinen kranken Hund hatte und noch das Haus verlassen konnte 😉 bei einem Basar fliegender Händler aus anderen Staaten, insbesondere Rajasthan. Witzig fand ich, dass der Händler überhaupt nicht begreifen konnte, was ich an diesem alten Tontopf so schön fand: Er gab mir die Vase mit verächtlicher Geste, war doch die Glasur nicht ebenmäßig, und an einer Seite verbeult war sie auch, die Vase, nicht die Glasur.

Ich unterließ es, ihn aufzuklären, wieviel Schönheit nach europäischen Maßstäben hier vor mir stand und lächelte in mich hinein. So unterschiedlich können die Auffassungen sein!

Ich war glücklich: Hätte ich so ein Stück suchen wollen, wäre ich wohl erst in Europa, und da auch nur mit Glück, in einer Galerie für alte japanische Töpferkunst fündig geworden – für ein Hundertfaches des indischen Preises.

So aber steht diese perfekt unperfekte Tonschönheit auf einem Ehrenplatz und wird täglich von mir bewundert.

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2 Responses to “Die Schönheit des Makels”

  1. sarangiji says:

    Die Vase steht vor Dir und Du denkst. Was für eine Geschichte verbirgt sich hinter diesen dunklen Flecken? War es eine Unachtsamkeit, ein dummer Zufall oder war es der Neid der Götter, die nicht wollen, dass der Mensch etwas Vollkommenes macht. Das ist nämlich das Privileg der Götter: Vollkommenes zu machen.
    Ich glaube es ist gerade eine japanische Regel, an vollkommene Dinge einen kleinen Makel anzubringen, damit die Götter nicht neidisch werden.
    Also, mach öfters mal kleine Schreibfehler, damit die Götter nicht auf Deinen Blog neidisch werden.

    Schöne Feiertage,
    Andreas

  2. admin says:

    Hallo Andreas,

    mach ich: bestimmt! Denn gerade die Makel sind es, die die Dinge für mich so reizvoll und liebenswert und eben einmalig machen – wie bei dieser Vase. Und diese Einmaligkeit teilt dann der Erschaffende mit den Göttern: Ist das nichts?

    Liebe Grüße + ebenfalls schöne Feiertage!

    Julia