Another case of stupidity

Es ist doch mal wieder klasse: Kaum gerät die indische Flugindustrie ins Straucheln ist MNS-Parteichef Raj Thackeray in Maharashtra zur Stelle, um regulativ strangulierend einzugreifen: Gestern verkündete er, dass er Jet Airways zwingen würde, die 850 entlassenen Angestellten wieder einzustellen, andernfalls würde er ein Flugverbot über den angeschlagenen Konzern verhängen, der Jet Airways verböte, in Maharashtra zu starten und zu landen.

Diese PR-Kampagne für die rechtsradikale Jungpartei wird nicht einmal von den entlassenen Angestellten der Fluglinie gutgeheißen: “Ich will nicht, dass irgendein Politiker auf unsere Kosten Popularitätspunkte gewinnt. “, sagte eine entlassene 20-Jährige Stewardess der Times of India. Eine weitere Angestellte pflichtete ihr bei: “Der Medienrummel wird doch sowieso nur eine kurze Zeit andauern. Danach sind wir eh wieder unserem Schicksal überlassen.”

Klärung soll nun das Urteil der BKS, der zuständigen Gewerkschaft in Maharashtra, bringen. Für Jet Airways war nach eigenem Bekunden die Entlassung der 850 Angestellten neben der Kooperation mit der ebenfalls angeschlagenen Kingfisher Airlines ein wichtiger Schritt zur Kostenreduktion und zur Konsolidierung der Finanzsituation. Jet Air plant die Entlassung weiterer 1050 Angestellter quer durch alle Berufsbilder. Da ist es ganz bestimmt hilfreich, wenn jetzt ein generalisiertes Flugverbot für Jet Air verhängt wird, nicht wahr, Herr Thackeray?

Wer noch mehr zu Raj Thackeray und seiner 2006 gegründeten Maharashtra Navnirman Sena-Partei und deren Aktivitäten in Maharashtra lesen will, findet dazu einen sehr guten Artikel von Daniela hier.

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6 Responses to “Another case of stupidity”

  1. Daniela says:

    So, wie ich das in der Zeitung las, sind die Damen Stewardessen selbst zu Raj Thackeray gegangen, weil sie wissen, dass er der Mann ist, den man anruft, wenn man Stunk machen möchte. Ich finde diese Episode fürchterlich, aber die Schuld dafür kann man einzig und allein der jetzigen Landesregierung in die Schuhe schieben, die Raj schon lange hätten absensen müssen. Bin gespannt, ob sie diese Gelegenheit wahrnehmen werden.

  2. Kerstin says:

    Heute habe ich in den Nachrichten gesehen, dass Jet alle entlassenen Mitarbeiter/innen gebeten hat, Freitagmorgen wieder ihre Arbeit anzutreten. Damit hat Stunkmacher anscheinend leider gewonnen, zumindest in den Augen seiner Anhaenger/innen….Mit “leider” meine ich, dass es nach aussen so aussieht, als haette ER etwas bewirkt. Besser waere wohl gewesen, Jet haette die Menschen erst gar nicht entlassen.

    Auf der anderen Seite findet anscheinend jetzt auch in Indien so eine Art Regulierung statt, nach den Jahren des sehr, sehr rasanten Aufstiegs und der meistens damit verbundenen stark, stark gestiegenen Gehaelter und des ein oder anderen Wasserkopfes.
    Ploetzlich ist Kostenreduzierung/Effizienz/Produktivitaet ein grosses Thema in den modernen Firmen, das war vor ein paar Jahren noch nicht der Fall, da wurde aus dem Vollen geschoepft. Ich habe mich immer gefragt, wo das hinfuehren soll, wenn die Leute z. B. in meiner Firma im Schnitt zwischen 10 und 30 % Gehaltssteigerung pro Jahr bekommen. Nach dem Aufstieg kommt ja bekanntlich der Fall – in diesem Land leider ohne doppelten Boden (soziale Absicherung). Insofern hat Indien leider genau dieselben Fehler gemacht wie alle anderen aufstrebenden Nationen dieser Welt (einschl. Deutschland).

    LG
    Kerstin

  3. jules says:

    @ Daniela,

    ich hoffe es! Verblendung wird so leicht weitergegeben, und das allerletzte, was diese Welt braucht, sind verblendete, rechtsradikale Stunkmacher wie Thackeray.

    LG, J.

    @ Kerstin,

    danke für Deinen aktuellen Kommentar! Ich muss endlich unseren Fernseher anschließen!

    Nicht durchhaltbar, die Schraube der Gehaltssteigerungen…Und ich frage mich jeden Tag, was hier passieren würde, oder wird, wenn auch indische Firmen anfangen, Effizienz von ihren Mitarbeitern zu verlangen: Bei einer staatlichen Firma (BSNL), die ich mir genau angucken konnte, oder in anderen, sichtbaren Jobs, z.B. auf Flughäfen ist es doch bislang so: Einer arbeitet, fünf schauen zu…dann arbeitet mal wieder ein anderer, und der Erste ruht sich aus..usw.usw. Dazwischen wird geredet, denn schließlich sind Inder ein sehr kommunikatives Volk.

    Undenkbar, was mit all den Menschen geschehen soll, wenn da Rationalisierungsprozesse einsetzen. Wie jetzt bei Jet und Kingfisher, notgedrungen. Ich befürchte, das wird noch ein Riesen-Problem in dieser Wachstumsnation.

    LG, J.

  4. Daniela says:

    @Kerstin

    Stichwort Gehaltssteigerung: gut, es mag nicht für immer so weitergehen können, dass man Gehaltssteigerungen von 30% pro Jahr bekommt, aber die Lebenshaltungskosten steigen jedes Jahr um mindestens 10%, in Städten wie Mumbai weitaus schneller. Am Ende hat man also durchaus nicht mehr Geld in der Tasche.

    Effizienz: Ich lese gerade das zweite Kapitel von “In spite of the Gods”, und es geht unter anderem um die Ineffizienz des staatlichen Apparats. In der indischen Verfassung gibt es leider einen Artikel, der festsetzt, dass es unmöglich ist, einen Beamten (egal ob inkompetent, korrupt oder noch schlimmer) zu entlassen. Das System ist komplett irre, und es gibt keinerlei Leistungsansporn.

    @Jules

    vielleicht bekommen wir ja mal ein paar kleine Einblicke über BSNL zu lesen? Das würde mich brennend interessieren, schließlich sind wir Opfer von MTNL, was prinzipiell dasselbe ist, obwohl sie sich mitunter sogar Mühe geben.

    LG
    Daniela

  5. jules says:

    Hey Daniela,

    “Das System ist komplett irre” – den Eindruck hatte ich auch, als ich mit BSNL -staatlich- verhandelt habe. Guckst Du in den Ordner Internet (leider nur 2 posts, aber mehr hätte ich zu dem Thema nicht überlebt), wirst Du fündig. Seitdem ich drei Tage in den fensterlosen Katakomben vom BSNL-Hauptquartier gelungert habe und der Verstöpselung meines Ports zwischen gigantischen Portwänden beigewohnt und den Ingenieuren (!) beim Basteln zugeguckt habe und weitere 10 Tage lang Besuche vom “Linesman” und Crew bei mir zu Hause hatte, läuft der Laden. Es geschehen noch Zeichen und Wunder 😉

  6. Daniela says:

    Na dann werd ich mal schauen – sofern mich MTNL lässt. Denn unsere Leitung hat einen wirklichen Schaden genommen. Es rauscht nur noch und die Verbindung setzt alle paar Sekunden (nicht mal Minuten!) aus.