Eltern!

Indien eröffnet neue Möglichkeiten. Vielmehr: Das Klima Indiens eröffnet sie. Wie häufig sind U. und ich in den vergangenen Jahren an allen erdenklichen Formen von Wasserbecken in Asien vorbeigeschlichen und haben Lotus, Seerosen und Fischchen bewundert – Nussschalenbecken voller Leben, häufig scheinbar achtlos vor die Tür gestellt, sich selbst überlassen. Keine Wasserpumpen, keine Experten-Ratschläge aus der hochkomplizierten Aquarienwelt, sondern nur ein Becken, Pflanzen, Fischchen, was Reelles. Bislang undenkbar, mit den Minusgraden.

Neulich dann habe ich bei Jagtap, einer Nursery inmitten der Stadt, große, konvexe, elegante Betonteiche gefunden und ich konnt es nicht lassen. Zwei von den Dingern geordert, für unseren Garten hier. Auch das ein Drama: Vergiss Liefertermine, vergiss am besten alles, was Dir aus Europa in Sachen Pünktlichkeit geläufig ist. Anyway, irgendwann waren sie dann da, und mit ihnen verschiedene Seerosen, die sie hier der Einfachheit halber alle “Lotus” nennen, zwei lila-farbene und zwei blaue. Dazu hatte ich dann noch eine hochwüchsige, elegante Pflanze mit kleinen blauen Blüten gekauft, von der Wuchsform ähnlich einer Schwertlilie, sowie für das zweite Becken eine weißblühende waterlily. Also bepflanzen, die Kolosse.

Als ich schließlich das erste Becken bepflanzt und sich alles wunderbar gesetzt hatte, hielt ich auch das nicht mehr aus: Fische mussten her, denn schließlich war das mein erstes Wort, das erste Wort, das ich jemals in meinem Leben zustande gebracht habe! “FI-SSE”, denn damals lispelte ich noch.

Jetzt war die Chance für ein tropisches Kleinod, nicht in Thailand, nicht sonstwo in Südostasien, in dem die Fischbecken ja sehr beliebt sind, sondern hier, right here, unter meiner Nase, meine Becken, meine Fische! Klasse.

Also Manoj auf den nächsten Zierfischladen angesetzt, und er fand auch einen, in Kalyani Nagar, nicht weit von hier. “You should get five pairs of guppies each for a start”, sagte mir die freundliche Shopeigentümerin und wies ihren schätzungsweise zehnährigen Adoptiv-Sklaven an, mir jeweils schöne Exemplare herauszusuchen. Er fischte und fummelte, machmal ein wenig zu unsensibel für mein Empfinden, aber schließlich hatte ich zwei Tüten mit wundervoll farbenprächtigen Pärchen zusammen. Glücklich fuhr ich nach Hause. Endlich Fische und kein Winter!

Alles entwickelte sich zur Zufriedenheit, nur mehrere Weibchen hatten die rüde Behandlung im Shop offensichtlich nicht vertragen: Bäuchlings oben, im Abstand von mehreren Tagen, auf zwei Becken verteilt. Hätte es an den Lebensbedingungen gelegen, wären sie alle früher oder später erledigt gewesen, aber das war nicht der Fall.

Im Laufe der Zeit fand ich mit Hilfe des sporadisch funktionierenden Internets heraus, dass alle Weibchen mit einem fetten schwarzen Fleck an der Seite trächtig sind. Das war etwas für mich! Also schnell die beiden dicken Weiber herausgefischt und im zweiten Becken separiert. Ruhe vor den Kerls (schwanger sind sie ja schon) und dann in Ruhe gebären. Ich wartete. Zwei drei, vier Tage lang, bis ich schließlich, eines Morgens, komische Mückenlarven im Brutteich entdeckte. Sollten das, sollten DIES etwa Fische sein ? Kleine Guppies? Mit einem Entzückungsschrei rannte ich zum verschlafenen U. Ich zählte: 12 waren es an der Zahl, jeweils nett getrennt in sechs helle Weibchen und sechs dunkle Männchen. Ab da wachte ich mit Argusaugen, jeden Morgen: Waren sie noch da?

Sie waren. Seitdem bin ich Fisch-Mama und stolz darauf. Jeden Morgen führt mich mein erster Gang an Assai vorbei in den Garten, zu den Teichen: Alle vollzählig?, Geht es ihnen gut?, Fühlen sie sich wohl?

Yep, es geht ihnen gut! Sind richtig fett geworden in den letzten zwei Wochen. Und, zu allem Überfluss, entdeckte ich drei Tage später Nachzügler, richtige Winzlinge, drei an der Zahl: Es gibt Ameisen, die größer sind. Aber: Auch sie machen sich. Sind jetzt so groß wie die anderen bei der Geburt. Leben, wie schön!

Heute habe ich den beiden dicken Mamis zwei schönschwänzige Guppy-Männer gegönnt (ich kann nur die Flosse beurteilen – alles andere werden die beiden herausfinden): Schonzeit, sie ist vorüber! Wetten, dass wir bald weiteren Nachwuchs empfangen?

Frisch auf der Welt - zwei Weibchen

Zwei der Mädels – frisch geboren.

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