Don‘t you want your coconut?

Wäre ich C3PO, ich wähnte mich im Paradies. Leider bin ich nicht der kleine Sprachdruide aus Star-Wars, sondern ein sehr gesundes humanoides Wesen, in dessen genetischem Programm die Ölbäder einfach vergessen wurden. Seit vier Tagen versuche ich nun schon, diese glibberige Tortur über mich ergehen zu lassen, allein was bleibt, ist wachsender Ekel.

Das mag darin begründet liegen, dass ich Herumgefummel an mir im Allgemeinen schon hasse. Ich war nie der Typ, der zur Entspannung die örtliche Kosmetikerin aufsuchte, um sich eine Gurkenmaske anlegen zu lassen und dabei ein nettes Schwätzchen zu halten. ‘Zero Tolerance‘, um sich mal an den guten George W. den Zweiten zu halten, was Herumgefummel angeht. Minus zero, wenn Herumgefummel mit Glibber verbunden ist. Das hatte ich schon befürchtet, schließlich gehe ich ja schon duschen, wenn sich ein Schweissperlchen irgendwo zeigt; Sonnencreme ist das Äußerste, was ich an Fettschicht auf meinem Körper ertragen kann und das nur, weil ich muss.

Heute habe ich nun den ungekrönten Gipfel der Glibberigkeit über mich ergehen lassen und es ist allein meinem übermenschlichen Maß an Selbstbeherrschung und meiner Medi-Praxis zu verdanken, dass ich nicht bereits nach einer Viertelstunde Phinzavalli-Behandlung (oder wie immer das heisst – ich kann meine Patientenkarte da nicht deutlich lesen) vom ölschweren Teakholztisch schwamm, meiner netten Therapeutin Sreekala ihre triefenden Ölwickel um die Ohren schlug und auf nimmer Wiedersehen in meinem Bungalow verschwand.

Heute nämlich haben sie zu dritt an mir gearbeitet, und zwar in Form eines Ölbades. Das heisst: Du liegst da, komplett nackt, und irgendwelche wildgewordenen Therapeutinnen gießen Dir dickflüssiges, schweres, nach rauchigem Holz (Weihrauch?) stinkendes Öl über den Körper, das sie dann entlang Deiner Extremitäten mit ihren kleinen festen Therapeutinnen-Händchen überall verstreichen, und zwar überall, Brüste, Schoß, nichts wird ausgespart. Nun könnte man meinen, dass das durchaus eine wohltuende, vielleicht sogar erotische Komponente hätte – weit gefehlt. Das ganze hat für mich so viel Sex-Appeal wie eine Speckschwarte oder das Dasein als Öl-Sardine in einer Konserve. Nur dass hier noch kein Deckel drauf ist. ÄÄÄHHHH!
Nachdem die Ölgiesserei überstanden war – hatte locker mal ne Stunde gedauert – kam als nächstes Inhalation. O.K., denn ich doktore seit drei Tagen an einer ziemlich dicken Erkältung herum, die einfach nicht in den Griff zu kriegen ist. Dann, letzter Horror: Face-Pack. Sreekala legte mir Gurkenscheiben aufs Gesicht und begann, irgendeinen dickflüssigen Pamps auf meinem Gesicht zu verteilen. Ich unterdrückte meine Hustenanfälle und redete mir gut zu.

Wenigstens war das kein stinkender Pamps, sondern roch ganz gut nach Menthol, Kamille, Kampher und ähnlich erfrischenden Kräutern. Ich stellte mir also eine weisse, heilende und wohlriechende Paste auf meinem Antlitz vor, bevor ich mich in die Entspannung zwang: ‘Bleib ruhig liegen, atme, geniess die Schwere etc, bla, bla..‘ Nach schätzungsweise einer Viertelstunde wurde es mir dann doch zu viel: ‘Sreekala, could you please remove that mask?‘, fragte ich sie und sie händigte mir nach der Entfernung der meisten Masse ein Baumwolltüchlein aus, damit ich mir das Gesicht abwischen konnte. Dann drehte ich mich um und sah in einen Hundehaufen, und zwar von einem Hund mit Durchfall: Das dunkelbraune Etwas, diese Masse, hatte ich auf meinem Gesicht gehabt? OH MEIN GOTT!

Ich floh. Ich warf mir den grünen Behandlungskittel über meinen nackten, misshandelten Körper und lief. Sreekala rief mir hinterher: ‘Dooon‘t you want your Coconut?‘ aber da war ich schon um die Ecke, Richtung Bungalow und DUUUUSCHEEEE!
Sreekala ist süss, aber ich und Ayurveda werden keine Freunde. Nicht in diesem Leben.

PS.: Ich weiss jetzt, wie Johnny Guitar Watson (Gott hab ihn selig, er war einfach ein grosser, geiler motherfucker!) sich beim Shooting zu seinem Album-Cover ‘Aint that a bitch‘ in den Siebzigern fühlte: da liegt er nämlich, ganz glänzender Macho, mit nackter schwarzer Brust auf einem Diwan und rechts und links zu seinen Füßen knien zwei willige Grazien auf Leopardenfellen, wenn ich recht erinnere: Nun, meine Version in der Ayurveda-Hütte war nicht ganz so mondän, aber immerhin knieten heute ebenfalls zwei Damen zu meinen nackten Waden. Das allerdings war das Highlight des Tages. Ob ich es mir noch mal überlege?

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