Hallelujah!

Wir sind drin. Im neuen Haus. Und es ist eine Oase der Ruhe, der Natur und des Friedens. Eine Insel des zivilisierten Lebens inmitten den brandenden Wogen indischen Alltagswahnsinns. Ich werde nachts nicht mehr zwanzigmal von sich lautstark kloppenden Straßenkötern geweckt, es gibt keinen Großgenerator hinter dem Schlafzimmerfenster und es gibt auch keine angrenzende Großbaustelle mehr, die immer nur nachts und Sonntags bewirtschaftet wird. Nur noch Grün und Vogelgezwitscher, kaum zu glauben, dass es das hier gibt. Ruhe ist hier echter Luxus. Soweit Halleluja, praise the Lord, the gracious One!

Auch haben U. und ich im Prozess des Umziehens davon abgesehen, uns gegenseitig mit Tape den Mund zu stopfen, obwohl ich – das muss ich zugeben – ein paar Mal nahe daran war. U. vermutlich auch. Also kein gegenseitiger Mord und Totschlag und auch die Kartonwände habe ich überlebt. Soweit alles gut.

Worin wir allerdings nicht ‘drin‘ sind, ist das verdammte INTERNET. Deshalb sitze ich jetzt in der North Main Road im Koregaon Park in einem dieser vornehmen neuen Hotelkästen, dem ‘O Hotel‘, in dem sie einem das Fell über die Ohren ziehen für eine Stunde Internet. FÜR EINE STUNDE INTERNET bezahle ich gerade 500 Rupien, was etwas mehr als 8 -in Worten: ACHT- Euro sind. Das ist nicht nur für indische Verhältnisse ein Vermögen. Wenn Ihr Euch jetzt nicht geschmeichelt fühlt, dann fällt mir auch nichts mehr ein.

Diesen Wahnsinn werde ich mir allerdings nur einmal leisten, nämlich heute. Wenn es auf Somosa noch eine Weile ruhig bleibt, wisst Ihr warum. Ich muss nämlich erst einmal wieder den Ingenieuren von BSNL in den Hintern kriechen, damit sie uns den Zugang neu einrichten. Das bedeutet abwechselnd Schimpftiraden, theatralische Wutanfälle, tränenreiche Appelle an das indische Mitgefühl, große Blumensträuße, und Morddrohungen. Ihr seht, ich bin bis auf Weiteres beschäftigt. Liebe Grüße.

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One Response to “Hallelujah!”

  1. Steffi says:

    Oh, ich fühle mich geschmeichelt und bin froh, von Dir zu lesen!
    Ich hoffe, Euer Internetanschluß funktioniert bald und zuverlässig, denn ich bin schon ganz gespannt auf Fotos, die Du uns vielleicht zeigen wirst. Und natürlich auf die vielen Geschichten, die Du uns hoffentlich berichten wirst.

    Soweit sieht die Sache doch schon ganz gut aus. Immerhin scheint Ihr beide noch zu leben. Und immerhin weißt Du genau, wie Du – irgendann – einen funktionierenden Internetanschluß bekommen wirst. Aus Erfahrung.
    Also günstige Voraussetzungen!

    Ich drücke weiterhin die Daumen!